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Ständiges Vertrösten Ständiges Vertrösten: Warum am Spielplatz Schillerpark in Dessau seit drei Jahren nichts passiert

Von Steffen Brachert 19.02.2018, 13:21
Der Spielplatz im Schillerpark in Dessau-Nord wartet dringend auf eine Aufwertung.
Der Spielplatz im Schillerpark in Dessau-Nord wartet dringend auf eine Aufwertung. Lutz Sebastian

Dessau - Mittendrin wurde Heidemarie Ehlert laut. „Zum dritten Mal stellen wir diesen Antrag“, schimpfte die Stadträtin der Linken. „Wie lange sollen wir denn noch warten, bis die Verwaltung anfängt mit arbeiten?“

Linke hat Erneuerung des Spielplatzes vor drei Jahren das erste Mal beantragt

Der Streitpunkt liegt im Norden der Stadt - im Schillerpark. Der Spielplatz dort soll schöner werden. Vor drei Jahren hat die Linke das zum ersten Mal beantragt - und kam nicht durch. „Ständig wurden neue Dinge erfunden, warum es nicht geht“, erinnerte sich Ehlert. Vor allem ein Argument wurde vorgebracht: Man wolle auf die Spielplatzkonzeption warten.

Vor zwei Jahren mahnte Ehlert erneut. Diesmal bescheidener. Weil die Spielplatzkonzeption noch in Arbeit war, wollte die Linke 500 Euro für einen Kindermalwettbewerb haben, um Ideen zu sammeln für den Spielplatz. Das Geld wurde nicht eingestellt.

Für 2018er Haushalt ging die Linke sogar noch einen Schritt zurück

Für den 2018er Haushalt war die Linke wieder zur Stelle - und machte einen Schritt zurück. Man forderte eine schrittweise Erweiterung des Spielplatzes - mit Spiel- und Sportgeräten für alle Generationen. Im Haushaltsausschuss am Mittwoch zögerte die Verwaltung erneut: Zwar liegt seit Ende 2017 ein Entwurf der Spielplatzkonzeption vor. Der vor allem zu der Erkenntnis kommt, dass 75 Prozent der Dessau-Roßlauer Spielplätze in einem schlechten Zustand sind.

Die Konzeption aber soll erst diskutiert und im Juni beschlossen werden - mit einem Maßnahme- und Finanzierungsplan. „Es macht keinen Sinn, jetzt Entscheidungen zu einzelnen Spielplätzen zu treffen“, sagte Dessau-Roßlaus Finanzbürgermeisterin Sabrina Nußbeck - und zog sich damit den Zorn vor allem der Linken-Fraktion zu.

Fall Schillerpark zeigt, wie Politik und Verwaltung in Dessau-Roßlau funktionieren - oder auch nicht

Der Spielplatz Schillerpark ist ein gutes Beispiel, wie Politik und Verwaltung in Dessau-Roßlau funktionieren - oder eben nicht. Das Projekt zeigt aber auch, wo das heimliche Machtzentrum der Stadt sitzt: in der Kämmerei, die es immer wieder schafft, Projekte zu verschieben. In Dessau-Roßlau mit dem Siegel „Prüfauftrag“. Die Situation vor Ort gerät dabei schon mal außer Blick. Der Spielplatz Schillerpark steht in der Konzeption übrigens als Spielplatz mit hohem Freizeitwert, der zu verbessern ist und für den der Spielplatz Alexandrastraße aufgegeben werden soll.

Im Haushaltsausschuss blieb die Linke am Mittwoch hartnäckig und förderte eine überraschende Erkenntnis zutage: Nach der gescheiterten Landesgartenschaubewerbung hat die Stadt zuletzt über 300 000 Euro für den Spielplatz im Stadtpark erhalten. Viel zu viel für einen Spielplatz, der eigentlich noch in Ordnung ist. Die Stadt will deshalb prüfen, ob das Geld auch für andere Spielplätze oder Maßnahmen ausgegeben werden kann.

Für den Spielplatz im Stadtpark gibt es viel Geld, aber gar keine Planung

Ab 2020, was einige Stadträte störte. Ob man nicht für das Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 an dem Spielplatz etwas machen könne? Nein, musste die Verwaltung einräumen. Es gibt keinerlei Planung für den Spielplatz im Stadtpark. Auf die über 300 000 Euro war man gekommen, weil man durchschnittliche Spielplatzinvestitionen auf vorhandene Quadratmeter hochgerechnet hat. Der Haushaltsausschuss erteilte den Auftrag, doch zu prüfen, ob man nicht ein oder zwei Spielgeräte ohne große Planung und bis Frühjahr 2019 anschaffen könnte. Immerhin ist dafür ja noch ein Jahr Zeit.

Zugleich handelte die Linke noch ein kleines Sofortpaket aus. 20 000 Euro stehen im Haushalt jedes Jahr für kleinere Investitionen auf Spielplätzen bereit - wenn nach den jährlichen Tüv-Untersuchungen Reparaturen fällig sind. Wer weiß, was Spielgeräte kosten, weiß, was dafür zu machen ist.

Nicht viel. Ralf Schönemann beantragte deshalb eine Verdopplung auf 40 000 Euro, auch als Kompensation für die Vertröstungen beim Spielplatz Schillerpark. Das fand eine deutliche Mehrheit, die am Ende einen nachdenklichen Oberbürgermeister Peter Kuras zurückließ.

Kuras versteht Ungeduld der Stadträte

„Ich verstehe die Ungeduld der Stadträte“, sagte Kuras. Seit 2014 werde an der Spielplatzkonzeption gearbeitet. „Vielleicht machen wir uns manchmal zu viel Aufwand.“ Das Ergebnis spüren Eltern und Kinder: Die in Nord müssen weiter auf einen verschönerten Spielplatz warten. (mz)