Stadtgespräch zur Kavalierstraße Stadtgespräch zur Kavalierstraße in Dessau: Was planen die Bauleute für das Zentrum?

Dessau - „Es wird“, schwant Oberbürgermeister Peter Kuras, „keine Kleinigkeit.“ Für die Bauleute ebensowenig wir für Anlieger, die Verwaltung und überhaupt alle Dessauer, die ins Zentrum wollen. Läuft alles nach Plan, sollen im Juni die Arbeiten zum Komplettumbau der Kavalierstraße beginnen. Welche logistische und technische Herausforderung das wird, wurde bei einer als Stadtgespräch titulierten Bürgerversammlung in der Marienkirche deutlich. Das Thema zieht: Rund 350 Leute kamen, um sich von Fachleuten auf den neusten Stand bringen zu lassen.
Wie wird die neue Kavalierstraße aussehen?
Falk Säbel vom städtischen Tiefbauamt skizzierte das künftige Bild der Kavalierstraße. Zwei Jahre lang hat man die ursprünglichen Entwürfe überarbeitet, Anregungen von allen Seiten aufgenommen, geprüft, verworfen, aufgenommen. Von den Wünschen der Gewerbetreibenden und Anwohner bis zu den Vorstellungen des Bauhauses für dessen Museum – es galt viele, auch gegenläufige Anforderungen zu berücksichtigen.
Das Hauptziel indes bleibt unverändert: Es soll weniger Autoverkehr durch die Straße rollen, und das mit maximal Tempo 30. Autos, Busse und Straßenbahnen teilen sich eine Verkehrsfläche, die dank eines einheitlichen Pflasters optisch nahezu nahtlos in die für Radfahrer und Fußgänger vorgesehene Flächen übergeht und sich so grundlegende vom wilden Materialmix in der Zerbster Straße unterscheiden wird. Selbst die Parkplätze – 24 statt wie bisher elf – werden nur farblich, nicht aber baulich markiert. Gute Nachricht für Radler: Sie werden 90 Stellplätze mehr vorfinden, wenn nach anderthalb Jahren die Arbeiten beendet sein sollen.
Endlich aufgeräumter
Aufzuräumen, eine klare Linie zu zeichnen, schien ohnehin eine wichtige Prämisse bei der Überarbeitung. Für die Straßenbeleuchtung werden die Masten und Spanndrähte der Straßenbahnleitung genutzt, zusätzliche Pfeiler sind verzichtbar. Die Zahl der „Aktionsfelder“ (etwa ein Laufsteg, ein Fahrradparcours oder das Staudenbeet vor Mcdonald's) wird auf vier beschränkt, Bänke werden einheitlich und nach dem Vorbild des Lilly-Herking-Platzes gestaltet.
Fallen werden – und das schon im Februar dieses Jahres – 51 von derzeit 76 Straßenbäumen, weil sie entweder zu dicht stehen oder zu flach wurzeln. 30 Bäume sollen dann wieder nachgepflanzt werden.
Was passiert mit der Straßenbahn?
Den baulich aufwändigsten Teil des Umbaus müssen die Stadtwerke stemmen: Sie erneuern einerseits die Leitungen im Untergrund und die kompletten Straßenbahngleise zwischen Museumskreuzung bis zur Fritz-Hesse-Straße. In letzterer, sagte Andreas Starke von der Dessauer Verkhrs GmbH (DVG), werde man im März mit den Arbeiten beginnen. Bis zum Mai fahren dann auf der Hauptstrecke keine Straßenbahnen. Anschließend wird auf der Westseite der Kavalierstraße ein provisorisches Gleis verlegt, über das eingleisig der Straßenbahnverkehr rollen kann, während die alten Gleisanlagen herausgerissen und durch neue ersetzt werden. Die Haltestelle Richtung Süden wird von der Hauptpost in die Kavalierstraße verschoben, dorthin, wo es am Ende die Zentralhaltestelle geben soll.
Was bedeutet die Umgestaltung der Kavalierstraße für den Straßenverkehr?
„Sie können sich gern mein Gesicht merken.“ Ronald Schwandtke, von der Hydro-Geo-Plan-Consult GmbH wird mit Beginn der Bauarbeiten vermutlich ein gefragter Mann sein – ihm obliegt es, den Verkehr rund um die Baustelle zu managen. Nicht allein den Autoverkehr, auch Fußgänger und Radfahrer wollen berücksichtigt sein. Sein Rat vorab an die Verkehrsteilnehmer: „Behalten Sie die Nerven. Jeder wird seinen Weg finden.“
Für die Autofahrer sind das vor allem längere: Der Nord-Süd-Durchgangsverkehr soll auf die Westtangente geschoben werden, der innerstädtische Verkehr vorzugsweise über die Bitterfelder und Elisabethstraße fließen. Sind die Arbeiten in der Fritz-Hesse-Straße vorbei, wird es noch einen kurzen Weg entlang des Stadtparks geben. „Aber“, glaubt Schwandtke, „das wird vermutlich nicht der schnellste.“ Dessau-Nord, antwortete er auf eine Zuhörerfrage, soll durch eine knappe Ampelschaltung an der Muldebrücke möglichst von zusätzlichem Verkehr verschont werden. Er versprach, dass vor allem anfangs der Verkehr genau beobachtet werden solle, um eventuell ein Feintuning vornehmen zu können.
Zustimmung für Millionen-Projekt
Kuras, beeindruckt vom Interesse an der neuen Kavalierstraße, ist überzeugt von deren positiven Effekten – und verwies auf die kurz zuvor angekündigte Neuansiedlung eines Unternehmens in der Hauptpost.
Und die Dessauer selbst scheinen dem Millionen-Projekt aufgeschlossen gegenüber zu stehen, wenn man die Reaktionen des Stadtgesprächs zum Maßstab nimmt. Für die Vorträge gab es meist freundlichen Applaus, die Diskussionsrunde blieb sachlich und geriet erstaunlich kurz – vielleicht weil die Planer tatsächlich auf etliche mögliche Bedenken schon eine Antwort geliefert hatte. (mz)
