Staatsanwaltschaft Dessau Staatsanwaltschaft Dessau: Auch im Fall Oury Jalloh gab es Unstimmigkeiten

Dessau-Rosslau - Im Fall des 2005 beim Brand in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben gekommenen Oury Jalloh sahen sich die Behörden früh mit dem Vorwurf konfrontiert, die Ermittlungen nur wegen des großen öffentlichen Drucks intensiviert zu haben.
Was am Morgen des 7. Januar 2005 auf der Wache in Dessau wirklich passierte, ist bis heute nicht endgültig geklärt. An jenem Wintermorgen nahm eine Polizeistreife Oury Jalloh in der Innenstadt von Dessau fest. Der 36-jährige Mann hatte Kokain konsumiert und war angetrunken. Zwei Frauen beschuldigten ihn, sie belästigt zu haben. Die Polizisten brachten den Asylbewerber aus Sierra Leone ins Revier, wo sie ihn in einer Zelle an Händen und Füßen auf einer Liege fesseln. Wenig später bricht ein Feuer in der Zelle aus. Ein Polizist aber stellt den Alarm aus der Zelle zwei Mal ab, beim dritten Mal ist es zu spät: Der Afrikaner ist auf der Schaumstoffmatratze qualvoll ums Leben gekommen. Angeblich habe er, so die Polizisten, das Feuer selbst gelegt.
Mit einer ersten Anklage in dem Fall kam die Staatsanwaltschaft vor Gericht nicht durch: Das Dessauer Landgericht ordnete Nachermittlungen an, der Prozess gegen zwei Polizisten begann daraufhin erst mehr als zwei Jahre nach dem Feuertod Jallohs.
Im Laufe der Zeit stellten sich zudem mehrere Pannen heraus. So wurde erst bei einer zweiten, durch eine Gedenkinitiative initiierten Obduktion ein Nasenbeinbruch bei Jalloh entdeckt. Das Polizeivideo von der Spurensicherung am Tatort brach nach wenigen Minuten ab. Einträge im Polizeicomputer wurden - laut Polizei fristgemäß - noch vor Ende der Prozesse gelöscht. Das Feuerzeug, mit dem Jalloh die Matratze in Zelle 5 selbst angezündet haben soll, tauchte angeblich erst nach Tagen in den Asservatenlisten auf.
In einem der zwei Prozesse in dem Fall räumte ein Polizeibeamter am Landgericht Magdeburg zudem ein, dass nicht einmal alle Handfesseln sichergestellt wurden, mit denen Jalloh in der Zella fixiert war. Eine habe sich nicht von der Zellenwand lösen lassen und sei später vom Hausmeister entsorgt worden. Kritiker glauben bis heute nicht daran, das Jalloh - wie Staatsanwaltschaft und Gerichte sagen - das für ihn tödliche Feuer selber entfacht hat. (mz)