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Sekundarschule Coswig Sekundarschule Coswig: Protest statt Unterricht - Schüler gegen Aufteilung

Von Claus Blumstengel 22.09.2003, 16:44

Coswig/MZ. - Vorige Woche hatte die Klasse 10 a erfahren, dass sie am Montag - vier Wochen nach Beginn des Schuljahres - aufgelöst werden soll. Zwei Schüler fehlen an der vorgeschriebenen Mindestzahl von 79, die Weiterführung von vier 10. Klassen in Coswig sei zu teuer, lautete die Begründung aus dem Staatlichen Schulamt (die MZ berichtete).

Doch es waren nicht nur die Mädchen und Jungen der 10 a, die am Montag mit einem Unterrichtsboykott gegen diese Entscheidung protestiert haben. "Es ist nicht gut, wenn statt 19 auf einmal 27 Schüler in einer Klasse sind", meinte zum Beispiel Wiebke Nitze aus der 10 b. Die Schüler hätten bis zuletzt gehofft, dass die Entscheidung noch rückgängig gemacht wird, äußerte Nico Majan aus der 10 a. "Es kommen doch wieder Leute vom Gymnasium zurück an die Sekundarschule, und das stimmt doch nicht, dass diese Schüler an eine Wittenberger Sekundarschule wechseln, wenn sie in Coswig wohnen", argumentiert Nico.

Einige Schüler haben mit ihren Eltern am Sonnabend am Rande der Abschlussveranstaltung zur "Kirche des Jahres" auf ihre Probleme aufmerksam gemacht. Der anwesende Staatssekretär aus dem Kultusministerium habe aber nur darauf hingewiesen, dass für den Erhalt der Klasse 10 a in Coswig die finanziellen Mittel fehlen würden, berichtete Sabrina Tefke. "Das kann doch nicht nur am Geld liegen, es geht doch um unsere Zukunft", warf Anja Chrzan ein. Die Jugendlichen fürchten, dass unter der Eingewöhnung in neue Klassenverbände und unter den höheren Schülerzahlen ihre Prüfungsvorbereitung leidet.

Das sieht auch Sabine Okabe, Elternvertreterin der Klasse 10 d, so. "In größeren Klassen kann sich der Lehrer einfach nicht so um jeden Einzelnen kümmern", stellt sie fest. Es werde so oft der schlechte Bildungsstand der deutschen Schüler kritisiert, "aber wenn hier so etwas gemacht wird, braucht man sich darüber nicht zu wundern", kritisiert die Elternvertreterin. Die Aufteilung einer Klasse bringe für längere Zeit Unruhe mit sich, was vom Lernen ablenke, so Frau Okabe.

"Meine Hoffnung ist begrenzt", meinte der ehemalige Klassenlehrer der 10 a, Ernst Jeschke, zu den Erfolgsaussichten der Protestaktion. Eltern und Schüler würden aber mit der Aktion "ein deutliches Zeichen setzen, dass man so nicht mit Menschen verfahren sollte", äußerte Jeschke.

Die 10 a ist die letzte Klasse, die Ernst Jeschke vor seiner Pensionierung geleitet hat. "Ich hatte sie seit der 5. Klasse, und die Mädchen und Jungen sind mir einfach ans Herz gewachsen", erläutert der Lehrer, warum er seine Schüler unbedingt bis zum Schulabschluss führen wollte.

Auch er habe nicht geglaubt, dass die 10. Klasse noch vier Wochen

nach Beginn des Schuljahres aufgeteilt werden würde. Eine gemeinsame Abschlussfahrt, so versichert Jeschke, werde es aber auf jeden Fall geben.

Daniela Schleier aus der 10 a begründete den Unterrichtsboykott der 10. Klassen so: "Wir wollen alles versuchen und hoffen, dass die Aktion etwas bringt. Die Hoffnung stirbt zuletzt."