Schwitzen an der Sonnenuhr
Dessau/MZ. - Für das Rondell um die Sonnenuhr im Stadtpark hat sich ein Pate gefunden. Gefangene der Justizvollzugsanstalt Dessau-Roßlau werden alle zwei Wochen einen Tag lang die Blumenrabatten pflegen, Wege und Bänke säubern und Unkraut jäten.
"Als Anlieger ist es uns ein Bedürfnis, dass der Stadtpark, dass Dessau schöner wird. Ich halte das für ein sinnvolles Projekt", begründete der Leiter der Justizvollzugsanstalt, Jürgen Wagner, warum er für die Einrichtung die Paten-Vereinbarung mit der Stadt unterschreibt. So könne man den Insassen vor Augen führen, "wie unsere Gesellschaft funktioniert", nämlich durch Engagement und Mitarbeit. Von Vorteil sei, dass sich der Park in unmittelbarer Nachbarschaft der JVA befindet. Da die Gefangenen das Gelände der Einrichtung selbst bewirtschaften, steht auch die erforderliche Technik zur Verfügung und muss nur über die Willi-Lohmann-Straße transportiert werden.
Befürchtungen von Anwohnern, da würden im Stadtpark künftig "schwere Jungs" zu Hacke und Harke greifen, entkräftet der Anstaltsleiter. Zum Einsatz kämen Personen, die eine "Ersatzfreiheitsstrafe" verbüßen, weil sie etwa eine Geldstrafe nicht bezahlt haben. Unter dem Leitspruch "schwitzen statt sitzen" können sie in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft zu freiwilliger Arbeit eingesetzt
werden. Anstaltsleiter Wagner ist sicher, dass sich stets genügend motivierte Arbeitskräfte melden werden; denn für sechs Arbeitsstunden werde ihnen ein Tag Freiheitsstrafe erlassen. Erfahrungsgemäß würden die Gefangenen die Arbeit an frischer Luft dem Aufenthalt in der Zelle vorziehen, so Wagner.
Doch der Anstaltsleiter verspricht sich noch einen weiteren Effekt. Unter den Betroffenen seien Leute, die lange nicht mehr oder sogar noch nie richtig gearbeitet hätten. "Wenn sie dann sehen, was sie im Park geschafft haben, erhöht das ihr Selbstwertgefühl", ist Wagner sicher.
"Die JVA ist ein leistungsfähiger Partner", freut sich Parkmanager Olaf Bülow über das Engagement. Der Stadtpark brauche solche "Ankerpaten" wie die JVA, wie avendi, wie den Krötenhof oder die Jüdische Gemeinde, die anderen ein Beispiel geben. Bülow sucht nun weitere Paten, Einzelpersonen wie Vereine und Einrichtungen, die sich um kleinere Flächen etwa am Springbrunnen oder am Wilhelm-Müller-Denkmal kümmern.
Interessenten für Park-Patenschaften wenden sich an den Stadtparkmanager Olaf Bülow, JKS Nord, Friederikenplatz 1d, Telefon 0340-2 20 64 77 oder 0163-2 04 25 74.