Geschichte des Schwimmsports Schwimmsport in Dessau-Roßlau: Ehemalige Legenden erinnern sich an Rekordjahre

Dessau-Roßlau - Es sei ihm Freude und Erleichterung zugleich gewesen, als er das Buch vor wenigen Tagen das erste Mal in den Händen gehalten habe, sagt dessen Mitautor Manfred Otto Kahle. „Zur Geschichte des Dessauer Schwimmsports“ ist das Vermächtnis des 81-Jährigen an die Nachwelt. Die Erinnerung an eine schreckliche und schöne Zeit zugleich.
Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Dessau noch in Trümmern lag, als ein paar Jungs in der Pubertät und einige junge Männer in der Dessauer Flusslandschaft das Schwimmen für sich entdeckten. Aus dem anfänglichen Hobby wurde Leistungssport.
„Unser Ehrgeiz war groß“, erzählt Kahle. Damals noch in der Pubertät wollten er und seine Kameraden sich beweisen. Sie bewunderten die jungen Erwachsenen, die Medaille um Medaille und Urkunde um Urkunde für Dessau erkämpften. Da wollten die Jüngeren in nichts nachstehen. Ihr Ehrgeiz war geweckt. Mit Erfolg. Medaille um Medaille, Urkunde um Urkunde konnten sie erringen.
Für den Sport in den Westen - und aus Liebe zurück nach Dessau-Roßlau
Neben dem Schwimmen, entdeckte der junge Kahle auch Wasserball für sich. Nach der Ausbildung und später nach der Arbeit bei RAW trainierte er so oft wie möglich und machte sich einen Namen im Wasserballtor. Das begeisterte nicht nur die Fans, sondern auch die Funktionäre des Arbeiter- und Bauernstaats.
Da zog er 1955 mit Anfang 20 die Reißleine und folgte seinem Trainer nach Bremen in den Westen. An die medaillenreiche Dessauer Zeit konnte er da nicht mehr anknüpfen. Seit 2006 lebt der 81-Jährige der Liebe wegen wieder in der Bauhausstadt. Zwischendurch hat es nicht nur ihn, sondern auch die Kameraden von damals überall nach West- und Ostdeutschland verschlagen. Was blieb, war der regelmäßige Kontakt über all die Jahrzehnte. „Die Geschichten gehen uns nie aus. Irgendjemand hat immer eine Anekdote, die man fast vergessen hat“, erzählt Otto Kahle.
Ein Buch mit Zeitzeugenberichten, Fotos und Urkunden
So entstand vor rund eineinhalb Jahren in der Runde die Idee, die Erinnerungen an die große Dessauer Zeit aufzuschreiben. Gesagt, getan. Zusammen mit drei anderen Autoren haben Kahle und seine Frau Brigitte eigene Unterlagen ausgewertet, im Stadtarchiv gestöbert und unter anderem über einen Zeitungsaufruf weitere Zeitzeugen gefunden. Das Ergebnis sind 91 Seiten Dessauer Schwimmsport- und Wasserballgeschichte, vor allem der 1940er und 1950er Jahre, reichlich illustriert mit alten Zeitungsartikeln, Urkunden, Fotos und wissenschaftlichen Betrachtungen zum Schwimmsport. „Die Arbeit daran hat richtig Spaß gemacht“, freut sich Kahle darüber die Erinnerungen auch endlich schriftlich festgehalten zu haben.
Das Buch „Zur Geschichte des Dessauer Schwimmsports“ ist im Eigenverlag des Autorenteams erschienen und für 10 Euro bei Presse Kanski in der Zerbster Straße, im Stadtarchiv und in der Dessauer Tourist-Info erhältlich.
Am Mittwoch, 30. November, findet im Ratskeller von 16 bis 18 Uhr eine offizielle Buchvorstellung statt. Der Eintritt ist frei. (mz)
