Schulprojekt zum Jubiläum Schulprojekt zum Bauhausjubiläum: Das Bauhaus ist kein Baumarkt

Dessau - Seit Monatsbeginn sind im Bauhaus vier Agenten beschäftigt. Genau gesagt, vier Agentinnen. Mit Agenten, wie man sie gemeinhin als Mitarbeiter von Nachrichtendiensten kennt, haben die vier jungen Frauen aber nichts gemein. Vielmehr sind sie Bildende Künstler, Kunstpädagogen, Tanzpädagogen, Schauspielerin.
Vermittler für die Kunst
Betrachtet man jedoch den englischen Wortsinn, sind sie „Vermittler“ oder „Beauftragte“. Und damit wiederum ist der Kern ihrer Aufgabe getroffen. Philine Sollmann, Tabea Kießling, Anne Schneider und Silke Wallstein sind Mitarbeiterinnen eines Kulturbildungsprogrammes, das von der Kulturstiftung des Bundes in Vorbereitung des 100. Bauhausgeburtstages 2019 in Dessau, Weimar und Berlin initiiert wurde.
An allen drei Standorten entstehen im Zuge des Jubiläums neue Bauhausmuseen, in unterschiedlichster Größe und Ausrichtung. In allen drei Städten sind Bauhausagenten tätig (in Weimar drei, in Berlin zwei), um vor allem jungen Menschen, Kindern und Jugendlichen, die Ausstellungsinhalte nahe zu bringen beziehungsweise sie so aufzubereiten, dass sie von ihnen als interessant und spannend empfunden werden.
Zusammenarbeit mit Schulen aller Schulformen
Dafür werden die vier Dessauer Bauhausagentinnen mit 16 Dessau-Roßlauer Schulen aller Schulformen zusammenarbeiten. „Wir wünschen uns, dass die Schüler die große Fundgrube Bauhaus öffnen und kreative Anknüpfungspunkte in ihr eigenes Leben finden“, sagt Bauhausdirektorin Claudia Perren am Montag zum offiziellen Programmstart.
Entstehen sollen Projekte unterschiedlichster Couleur, die bestenfalls in das Ausstellungsprogramm des künftigen Bauhausmuseums aufgenommen werden. Sachsen-Anhalts Kultusminister Rainer Robra lobt das Programm als einzigartig. „Wir haben die Museumspädagogik am Start, bevor es das Museum gibt.“
Und er erhofft sich, dass damit das Bauhaus in die Stadt und zu den jungen Menschen gebracht, ihnen somit die Bauhausidee verständlicher wird. „Das ist das, was bisher zu kurz gekommen ist“, schätzt er selbstkritisch ein.
Dies ist auch der Grund, warum Dessau im Vergleich zu Berlin und Weimar die meisten Bauhausagenten zugesprochen bekam. Bis 2020 werden sie tätig sein, also auch nach dem Jubiläumsjahr noch.
Bauhaus ist kein Baumarkt
Bis dahin gilt es, gemeinsam mit den Schülern die Themenvielfalt Bauhaus zu ergründen, Mythen und Klischees aufzubrechen. „Dies sollen sie frei, experimentell und mutig tun“, erklärt Friederike Zobel, Bauhaus-Referentin in der Kulturstiftung des Bundes.
Dass das Bauhaus kein Baumarkt ist, das soll künftig jedes Kind wissen. Und auch, was das Bauhaus ist, welche Idee es verfolgt und warum es auch heute noch von Bedeutung ist. Die Kinder und Jugendlichen der 16 Schulen werden also zu Bauhausforschern, begleitet von den Bauhausagenten.
„Die Ideen sollen von den Kindern kommen, wir geben nichts vor“, sagt Silke Feldhoff, Koordinatorin der Bauhausagenten. „Es ist also ein großes Experiment.“
Bauhaus? Kenn ich!
An der Grundschule Waldersee ist das Thema Bauhaus nicht neu. „Wir besuchen es regelmäßig , was den Kindern immer sehr gut gefällt und sie sehr interessiert“, berichtet Schulleiterin Sabine Kus. Ihr Anliegen sei es, das weiterzuentwickeln, was sie auf diesem Gebiet schon tun, und es letztlich auch weiterzugeben.
„Ich bin sehr gespannt, was entstehen wird.“ „Durch Kreativität einen Schritt voraus“, ist das Motto an der Kleinkühnauer Grundschule. „Da lag es auf der Hand, dass wir mitmachen“, findet Direktorin Kathrin Tauer. Sie werden mit Silke Wallstein arbeiten, die sie bereits aus anderen Projekten kennen. Dass sie sich mit einem Theaterstück dem Thema nähern, liegt also im Bereich des Möglichen.
In den nächsten Wochen werden sich Agenten und Schulen kennenlernen und erste Ideen entwickeln. Damit 2019 viele sagen können: Bauhaus? Kenn ich! (mz)