Schloss Mosigkau Luisium und Gotisches Haus Schloss Mosigkau Luisium und Gotisches Haus: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz verkürzt Öffnungszeiten

Dessau - Ein unansehnlicher Lattenzaun wurde durch einen neuen Scherenzaun ersetzt. Die Bauarbeiten erfolgten im Frühjahr, erinnert sich MZ-Leser Rudi Schulschenk und freut sich, dass zumindest dieser Teil der Außenanlage des Mosigkauer Schlosses in Ordnung gebracht wurde. Vieles gäbe es noch zu tun, sagt der Mosigkauer und betrachtet nur das äußere Bild von Schloss und Park Mosigkau. Der Hauptzugang zum Schloss sei in einem bedauernswertem Zustand. „Die Schlossmauer parallel zur B185 bleibt weiterhin eine dringliche Angelegenheit zur Verbesserung des Gesamteindrucks des Ortsteiles. Zur Zeit ist die Mauer zwar begrünt und ein gewisser romantischer Anblick lässt sich nicht leugnen, aber wenn im Herbst die Blätter gefallen sind, offenbart sich, was bisher verborgen blieb.“
Wer in dieser Saison die Schlossanlage von Mosigkau betritt, der spürt nicht nur die baulichen Defizite außerhalb und innerhalb der Anlage. Dem kann es darüber hinaus passieren, dass er vor verschlossenen Museumstüren steht. Und das mitten in der Saison!
Stiftungsdirektor Thomas Weiß macht kein Geheimnis aus dem Fakt, dass das Geld fehlt und nur angepackt werden kann, „wenn es unsere Mittel erlauben“. Die derzeitigen Mittel erlauben nicht einmal durchgehende Öffnungszeiten. Deshalb wurden „die Öffnungszeiten an die Frequenz der Besucher angepasst“.
"Mit dem eingesparten Geld zahlen wir den Tarifaufwuchs"
Die Kulturstiftung hat bereits im Frühjahr für Schloss Mosigkau, für Schloss Luisium und das Gotische Haus im Wörlitzer Park die Öffnungszeiten verkürzt. Auf Probe, wie Weiß andeutet. Denn es werde am Jahresende eine Rückschau geben, wie viel weniger Besucher die genannten Museen hatten. Andererseits sind von den für die Stiftung zur Verfügung stehenden 104,5 Planstellen nur noch 90 besetzt. „Mit dem eingesparten Geld zahlen wir den Tarifaufwuchs“, sagt Weiß. Und damit ist es unwahrscheinlich, dass 2015 zurückgedreht wird, was ein Jahr zuvor in Kraft getreten ist.
Eine erste Bilanz der Entwicklung der Besucherzahlen liegt vor, und sie ist laut Weiß - entgegen der Befürchtungen von Ortsbürgermeister Lothar Ehm, dass das Luisium an Attraktivität verlieren werde und immer weniger Gäste in der Park bei Waldersee kommen würden, nicht so schlimm, wie vermutet. So wurden im Luisium in diesem bis zum 20. August 2973 Besucher gezählt, 2013 kamen biszum Ende des Julis 2984. In Mosigkau gab es 1. Mai und dem 31. Juli 2013 4044 Besucher (im Schnitt gibt es laut Kulturstiftung um die 9.000 Besucher pro Jahr). 234 weniger sind es trotz der Sparmaßnahme in diesem Jahr. Einen letzten großen Ausreißer hatte Mosigkau vor vier Jahren mit knapp über 10.700 Besuchern. In jenem Jahr hatte die Stiftung eine Sonderausstellung über das Leben und Werk Christoph Friedrich Reinhold Lisiewskis (1725 bis 1794), Maler mit erster Festanstellung in Anhalt-Dessau, unter dem Thema „Teure Köpfe“ arrangiert.
Die nächste Sonderausstellung in Mosigkau ist nicht in Sicht. „Wir können nicht in allen fünf Schlössern Sonderausstellungen organisieren. Das überfordert unsere Kraft und das Budget“, erinnert Weiß an den Fakt, dass die Kulturstiftung derzeit im Grauen Haus die besten Landschaftsradierungen Carl Wilhelm Kolbes (1757-1835) aus dem Besitz der Kulturstiftung zeigt. Auch diese Exposition könne nicht ständig geöffnet werden, erklärt er. Künftig würden für jede geplante und geförderte Ausstellung die Personalkosten mit beantragt, denn: „Unser Haushalt ist finanziell und strukturell auf Kante genäht.“
Andererseits sucht die Kulturstiftung nach Möglichkeiten, ihre Einnahmen zu verbessern. Auf Besucher verzichten will sie deshalb nicht. Gruppen sind auf Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten willkommen. Um Einspareffekte zu erzielen, werden Frühjahrsblüher inzwischen gekauft.
Um sich weitere finanzielle Mittel zu erschließen, will die Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung ihre Schlösser - darunter auch das in Mosigkau - für jene öffnen, die ihre Familienbilder vor historischem Ambiente anfertigen lassen wollen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen würden derzeit überarbeiten und dem Angebot angepasst.
Thomas Weiß schwebt darüber hinaus vor, den Sommersaal des Schlosses der einstigen Lieblingstochter des Alten Dessauers, Anna Wilhelmine zu Anhalt-Dessau, für Eheschließungen zu öffnen. „Wir sollten gemeinsam mit der Stadt ein Finanzierungsmodell entwickeln, das dies möglich macht“, sagt er. (mz)