Schloss Georgium Schloss Georgium in Dessau: Große Erwartungen und noch viel Redebedarf

Dessau - Skepsis und Hoffnung liegen manchmal dicht beieinander. Wer in das Schloss Georgium im Dessau-Wörlitzer Gartenreich blickt, sieht das Unvollendete.
Unverputzte Wände, lose Elektrokabel, leere Räume. Mit viel Fantasie ist dort eine Anhaltische Gemäldegalerie vorstellbar. Und dafür gibt es noch einiges zu tun, sagte am Dienstag Sachsen-Anhalts Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger (CDU).
Bei einem Termin auf einer nicht ganz einfachen Baustelle, an dem Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP), Vertreter der Verwaltung und Sachsen-Anhalts Landeskonservatorin teilnahmen.
Finanzierung ist größtes Problem
Das Ziel ist klar benannt: Die Anhaltische Gemäldegalerie im Schloss soll 2019 zum Bauhausjubiläum eröffnen. Das Land hat das Georgium, das Ende des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, in der Prioritätenliste weiter nach oben gesetzt und will die Stadt bei der Fertigstellung unterstützen.
Ein erster Schritt ist nun die Vorbereitung einer Kooperationsvereinbarung mit der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt. „Damit kann die Sanierung mit Know How und Personal unterstützt werden“, sagte Schellenberger. Es ist ein Anfang. Der letzte Versuch dazu war Anfang des Jahres gescheitert.
Die Finanzierung allerdings bleibt das größte Problem. Rund 4,6 Millionen Euro sind in die ersten beiden Bauabschnitte bereits geflossen.
Im kommenden Jahr werden noch einmal 2,5 Millionen für die Innensanierung verbaut. Nötig sind aber weitere sechs Millionen, um die Arbeiten abzuschließen.
Mit seinem Besuch hatte Schellenberger offenbar Erwartungen geweckt. So betonte Klaus Bekierz, Leiter des Amtes für Zentrales Gebäudemanagements in Dessau-Roßlau, dass für einen nahtlosen Bauablauf Finanzierung und Förderbedingungen geklärt sein müssen.
„Baulich ist die Sanierung bis 2019 machbar. Aber solange es keine Zusagen gibt, können wir für einen vorzeitigen Maßnahmebeginn nicht ausschreiben“, so Bekierz.
Alle Beteiligten müssen sich auf einen Fahrplan verständigen
„Ich staune, dass Sie in so freudiger Erwartung sind“, bremste Schellenberger. Denn aus dem Landes-Etat sind derzeit keine Mittel für das Georgium eingeplant.
„Wir sind intensiv dabei, die Stadt zu unterstützen. Es ist erklärtes Ziel im Land, das Schloss 2019 zu eröffnen. Wir werden Sie dabei nicht allein lassen.“ In der Staatskanzlei habe man die nationale und internationale Bedeutung der Gemäldegalerie mit ihrer wertvollen Sammlung Alter Meister erkannt, das Schloss selbst sei wichtiger Bestandteil im Ensemble Unesco-Welterbe Gartenreich.
„Es ist ein weiterer Schatz in unserem Land, von dem zu wenige wissen. Nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern auch darüber hinaus“, so Schellenberger.
Das Kleinod zum Bauhausjubiläum wieder zugänglich zu machen, wenn in der Stadt mit großen Touristenströmen zu rechnen ist, daran müssten nun alle Beteiligten arbeiten und sich auf einen Fahrplan verständigen.
Bislang keine Förderung vom Land
Das Land dränge derzeit in Berlin darauf, dass für die Fertigstellung Fördermittel des Bundes fließen. Gespräche hatten bereits stattgefunden.
Dessau-Roßlau bewirbt sich für Mittel aus einem Bundesprogramm und würde für die Maßnahmen bis 2019 insgesamt 600.000 Euro Eigenmittel beisteuern.
Allerdings sehen Verantwortliche auch das Land stärker in der Pflicht. Bisher flossen für die Sanierung ausschließlich Mittel des Bundes und der Stadt. Eine vage Option könnte eine Förderung über das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr sein. Zumindest stellte Schellenberger in Aussicht, dass Möglichkeiten geprüft werden.
„Eine stiefmütterliche Behandlung, die dem Land vorgeworfen wurde, ist nun vorbei“, sagte Schellenberger. „Der Gesprächsfaden ist wieder aufgenommen.“ Es war auch eine Verteidigung des neuen Zuschnitts von Ministerien.
Mit der neuen Legislatur gibt es ein eigenes Bildungsministerium, der Bereich der Kultur ist in der Staatskanzlei angesiedelt. Eine umstrittene Entscheidung: Kritiker befürchteten, dass die Kultur stärker aus dem Blick gerät. Schellenberger betonte aber, dass mit der neuen Konstellation mehr Unterstützung möglich sei.
Oberbürgermeister Peter Kuras nimmt das neue Engagement „mit Zufriedenheit zur Kenntnis“. Auch wenn die Finanzierung nicht abschließend geklärt sei. „Man merkt, dass sich das Land um das Georgium bemüht. Wir fühlen uns nicht mehr allein gelassen.“
Bauarbeiten seit 2012
Die Sanierung der Anhaltischen Gemäldegalerie im Schloss hatte 2012 begonnen, doch statische Baufehler aus einem früheren Umbau ließen das Projekt ins Stocken geraten.
Das Geld war schneller aufgebraucht, weil vor allem gravierende Schäden an der Substanz behoben werden mussten.
Seit Ende 2014 ruhen die Bauarbeiten. Im kommenden Jahr sollen Wand- und Deckenoberflächen restauriert sowie historische Fenster aufgearbeitet werden. Die Ausschreibungen laufen derzeit. (mz)


