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Ab Sonntag Schiffermuseum Roßlau: Detaillierte Modelle sollen Einblick in Schiffsbau vergangener Tage geben

Von Silvia Bürkmann Aktualisiert: 17.05.2022, 09:37
Hans Friedrich, Dieter Herrmann und Lutz Wiesel (v.l.n.r.) vom Schifferverein Roßlau mit dem Modell der "Preussen" von 1908  als Schmuckstück der neuen Sonderausstellung.
Hans Friedrich, Dieter Herrmann und Lutz Wiesel (v.l.n.r.) vom Schifferverein Roßlau mit dem Modell der "Preussen" von 1908 als Schmuckstück der neuen Sonderausstellung. (Foto: Thomas Ruttke)

Roßlau/MZ - „Ähm. Naja, sagen wir einfach - das sind viele.“ Hans Friedrich, Dieter Herrmann und Lutz Wiesel verständigen sich zu einhelligem Kopfschütteln. Bei dieser Zahl kapitulieren auch die langjährigen und ausgefuchsten Mitstreiter im Roßlauer Schifferverein: Wie viele Schiffsmodelle sind denn insgesamt in den Vitrinen des Vereinsmuseums zu bewundern? Maßstabsgerecht und bauplantreu gefertigt in unzähligen Stunden Heimarbeit?

Coswiger Schiffsmodellbauer spendet aus seinem Fundus großzügig

Ab Sonntag nun sind im Schiffermuseum in der Roßlauer Clara-Zetkin-Straße „viele plus sieben“ Modelle zu sehen. „Neue Zeitzeugen vom Elbeschifffahrtsbau im 19. und 20. Jahrhundert“ ist die Sonderausstellung überschrieben, die anlässlich des Internationalen Museumstages am 15. Mai um 10 Uhr eröffnet wird und die ersten Besucher erwartet.

Die neue Schau ist diesmal explizit einem großzügigen Spender gewidmet. Der heute 86-jährige Harald Weidner aus der benachbarten Elbestadt Coswig hat große Teile seiner vielfältigen Sammlungen rund um die Elbe-Schifffahrt im vorigen Herbst dem Roßlauer Schifferverein vermacht.

Neben Bildern, Büchern und Registrierschildern sind die sieben Modelle die Glanzstücke der Schenkung. Das sind Nachbildungen von zwei Seitenradschleppdampfern, zwei Heckradschleppdampfern, zwei Motorgüterschiffen und einem Schraubenschleppdampfer. Die Binnenschiffe wurden zur Zeit des Übergangs vom 19. ins 20. Jahrhundert in verschiedenen Werften Deutschlands und Tschechiens gebaut. Die Originale der sieben Modelle sind allesamt längst verschrottet.

Schleppdampfer aus Roßlauer Werft entging der Schrottpresse

Eines hat überlebt. Die 1908/09 in der Roßlauer Schiffswerft der Gebrüder Sachsenberg gebaute und vom Stapel gelassene „Württemberg“ war bis 1974 in Dienst. Der „über alles“ 63,8 Meter lange Dampfer legte zwischen Hamburg und Usti nad Labem etwa 800.000 Kilometer stromauf und stromab zurück und ist heute als Museums- und Resaurantschiff im Kulturpark Rotehorn in Magdeburg an Land vertäut.

Im gleichen Jahr wie die „Württemberg“in Roßlau wurde 1908 stromauf in der Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft in Übigau auch der Seitenraddampfer „Preussen“ gebaut und brachte es auf eine Länge von 56 Metern. Der Dampfer nahm - nach Kriegsende und Namenswechsel ab 1948 dann als „Dresden“ bis 1962 die Elbkähne ins Schlepp. Und das „Preussen“-Modell ist nun zum ebenso großen wie filigranen Zeitzeugnis der Binnenschifffahrt geworden. „Unser Schmuckstück“, sagen Dieter Herrmann und Hans Friedrich beim Aufbau der Ausstellung.

Registrierschilder geben Auskunft zu Hersteller,  Baunummer und Baujahr.
Registrierschilder geben Auskunft zu Hersteller, Baunummer und Baujahr.
(Foto: Thomas Ruttke)

Zusammengekoppelte Schiffszüge erreichten auf der Mittelelbe bis 750 Meter Länge

Legendär waren die zusammengekoppelten Schlepperzüge, die wie an einer Perlenkette am Heck des Schleppdampfers hingen. Auf der Mittelelbe durften die Schiffszüge bis 750 Meter lang sein - von der Bugspitze des Schleppers bis zum Heck des letzten Anhängers.

Die Zeit der Dampfschiffe aber ist Geschichte, die Liste noch fahrender Oldtimer winzig. Neun historische Raddampfer gehören zur Sächsischen Dampfschifffahrt, deren Flotte als älteste und größte der Welt gilt. Neben Raddampfer „Diesbar“ ist der 1900 auf Kiel gelegte „Kaiser Wilhelm “den Dessau-Roßlauern gut bekannt. Legte doch der kaiserliche Museumsdampfer aus Lauenburg (Schleswig-Holstein) 2015 anlässlich des Geburtstages „Roßlau 800“ zum Schifferfest in der Elbestadt an.

Sonderausstellung Schiffermuseum Roßlau, Clara-Zetkin-Straße 30, geöffnet am Internationalen Museumstag, Sonntag, 15. Mai: 10 bis 16 Uhr