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Neue Chefs bei Saxon-Junkalor Saxon-Junkalor aus Dessau: Die neuen Geschäftsführer Oliver Herzog und Stefan Radde kommen aus den eigenen Reihen

Von Danny Gitter 11.02.2017, 11:00
Wollen Saxon-Junkalor in die Zukunft führen: die neuen Geschäftsführer Oliver Herzog (vorn) und Stefan Radde.
Wollen Saxon-Junkalor in die Zukunft führen: die neuen Geschäftsführer Oliver Herzog (vorn) und Stefan Radde. Lutz Sebastian

Dessau - Drei Jahre lang war es so etwas wie ein Planspiel. Am 1. Januar dieses Jahres wurde es dann ernst. Oliver Herzog und Stefan Radde sind die neuen Geschäftsführer von Saxon Junkalor.

„Das ist schon ein ganz neues Gefühl, Entscheidungen zu treffen und dafür auch gerade zu stehen“, sagt Radde. Der 39-Jährige Wirtschaftsfachwirt ist seit 2004 im Unternehmen am Flugplatz, das weltweit Messgeräte, unter anderem für Abgaswerte und Staubmesungen, anbietet.

20 Mitarbeiter stehen für über 100 Jahre Dessauer Tradition

„Das war sicherlich nicht nur für uns eine Herausforderung, sondern auch für unsere Mitarbeiter. Manche Kollegen könnten unsere Eltern sein. Bei anderen ist es sicherlich auch erst einmal eine Gewöhnungssache, Gleichaltrige als Chefs zu haben“, ergänzt Herzog, der vor kurzem 30 Jahre alt geworden ist.

Aber schnell stellten sie fest: „Wir ziehen hier alle an einem Strang.“ Schließlich heißt es für die beiden Geschäftsführer und ihre 20 Mitarbeiter, über 100 Jahre Dessauer Tradition auch gegen große Spieler am Markt wie Bosch zu verteidigen. „Unsere Stärke ist die Nische. Da können wir spezieller auf Kundenwünsche eingehen“, erzählt Herzog.

Von der individuellen Produktentwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und dem Service danach für Kunden aus aller Welt bietet Saxon Junkalor alles aus einer Hand. Den Grundstein dafür hatte einst Hugo Junkers gelegt.

1908 gründete der Ingenieur und Unternehmer ein Kaloriferwerk. Zu DDR-Zeiten machte sich das Unternehmen als VEB Junkalor mit der Produktion von Mess- und Analyseinstrumenten einen Namen. Danach wurde es turbulent. Mehrere Privatisierungsversuche scheiterten. 1996 stand Junkalor mit nur nur noch 30 von einst 1.400 Mitarbeitern vor dem endgültigen Aus.

Die Geschichte von Junkalor endet für viele Dessauer Mitte der 90er Jahre

„Dass es danach doch wieder recht erfolgreich weiterging, haben gerade viele Dessauer nicht mehr auf dem Schirm“, stellt Herzog immer wieder fest. Die Geschichte von Junkalor endet für viele Mitte der 90er Jahre. Doch eine Plauener Firma war der Rettungsanker.

Unter dem Label „Saxon“ wollte sie ein großes Unternehmensimperium mit ganz verschiedenen Produkten aufbauen. Die Dessauer Niederlassung sollte Abgasmesstechnik herstellen. Zwei Jahre später wurde aus der Dessauer Niederlassung das eigenständige Unternehmen Saxon-Junkalor.

Ein Jahr später siedelte das Unternehmen sich als erstes im Gewerbegebiet am Dessauer Flugplatz an. Uwe Ahlwardt und Wilhelm Maul führten als Geschäftsführer das Unternehmen von der drohenden Insolvenz Mitte der 90er Jahre in ruhiges Fahrwasser und in die Erfolgsspur.

Die Nachfolge für die Geschäftsführung wurde bewusst in den eigenen Reihen gesucht

Ein regelmäßiger Jahresumsatz von bis zu drei Millionen Euro steht seither in den Büchern. Doch nach über 20 Jahren sollte Schluss sein. Ahlwardt mit 62 Jahren und Maul mit 72 Jahren wollten in den Ruhestand. Die Nachfolger wurden im eigenen Haus gefunden. Der Coswiger Herzog machte im Unternehmen ein Praktikum, nach der Schule eine Ausbildung und ging dann nach Mittweida zum Wirtschaftsingenieursstudium. Der Kontakt zu Saxon-Junkalor blieb dennoch.

„Ich konnte mir da einfach eine gute Zukunft vorstellen“, sagt er. Ende 2015 kehrte Herzog dann endgültig zurück. Was die Chefs so nebenbei ankündigten, wurde ab da ernst.

Wenn er zurückkehrte, wollten sie ganz aktiv ihren Ruhestand vorbereiten. Gesagt, getan. Intensiv arbeitete sich der 30-Jährige in die Geschäftsführung ein, zusammen mit Radde aus Salzwedel, der 2004 eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Saxon-Junkalor absolvierte, danach Leiterfunktionen im Vertrieb und der Produktion übernahm und sich zum Wirtschaftsfachwirt weiterqualifizierte.

Die Tradition fortsetzen und neue Akzente setzen

Beide wollen das Vertrauen, das man in sie setzt, nicht enttäuschen. „Unsere Vorgänger haben einen sehr guten Job gemacht. Da wollen wir anknüpfen, aber auch eigene Akzente setzen“, blickt Herzog voraus.

Die Produktpalette soll in Zukunft breit aufgestellt werden. „Durch den Abgasskandal Ende 2015 haben wir gemerkt, wie schnell der Umsatz bei einem Produkt zurückgehen kann“, sagt Herzog.

Messgeräte für die KFZ-Abgasmessung werden seitdem weniger gekauft. Die Verunsicherung in der Branche ist noch immer groß. Staubmessgeräte für die Industrie und Geräte, die die Luftqualität in Gold- und Diamentenminen messen, sollen zukünftig noch stärker in den Fokus rücken.

Das sichert die Zukunft des Traditionsunternehmens und die 20 Arbeitsplätze am Standort, vom Kaufmann bis zum Ingenieur. (mz)

Elektroniker Stefan Machulka richtet ein Abgasmessgerät für Dieselfahrzeuge ein.
Elektroniker Stefan Machulka richtet ein Abgasmessgerät für Dieselfahrzeuge ein.
Sebastian