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Baustelle im Georgengarten Sanierung geht in nächste Runde: Am Dessauer Mausoleum wird geschachtet ohne Pause

Anfang März haben Sonja Starke, Nadine Weimer und Annalena Mehltretter die Frühjahrsbaustelle der Jugendbauhütte eröffnet. Die hat es in sich. Die Frauen langen tüchtig zu.

Von Annette Gens 09.04.2022, 12:00
Blick auf die Baustelle seitlich vom Mausoleum. Dort wartet auf Frauen harte Männerarbeit.
Blick auf die Baustelle seitlich vom Mausoleum. Dort wartet auf Frauen harte Männerarbeit. (Foto: Annette Gens)

Dessau/MZ - Seit März arbeiten sie im Freien am sogenannten Umlauf. Und genau dort ist Muskelkraft gefragt. Am Anfang musste der Bitumen nördlich vom Mausoleum entfernt sowie der darunter liegende Beton abgestemmt werden. Die Vorsatzschalen aus Basalt und die Pylonen wurden beiseite geschoben. Die Mädels der Dessauer Jugendbauhütte am Mausoleum haben auch schon fleißig geschachtet. Was die Erde freigab, das sah nicht gut aus und bestätigte die Baufachleute einmal mehr. Denn sie blickten auf übereinandergelegte Steine. Der Mörtel dazwischen hatte sich regelrecht aufgelöst. Ursache ist das jahrelange ungehinderte Eindringen von Feuchtigkeit und Wasser.

Am Dessauer Mausoleum gehen die Sanierungsarbeiten schrittweise in die nächste Runde. Am Montag hatte die Jugendbauhütte gleich mehrfach Unterstützung. Die Landtagsabgeordnete Conny Lüddemann (Bündnis 90/Die Grünen) absolvierte ein Praktikum, putzte stundenlang die aus der Erde geborgenen Ziegelsteine. Mausoleums-Vereinsvorsitzender Dino Höll schippte Erde und auch die Vorsitzende der Quedlinburger Jugendbauhütte, Andrea Friedrich, staunte nicht nur, was inzwischen am Mausoleum schon geschafft wurde, sondern packte dort zu, wo es notwendig war.

Sonja Starke und Nadine Weimer von der Jugendbauhütte in der Baugrube am Mausoleum. Trotz harter Arbeit können beide noch lachen.
Sonja Starke und Nadine Weimer von der Jugendbauhütte in der Baugrube am Mausoleum. Trotz harter Arbeit können beide noch lachen.
(Foto: Annette Gens)

Mosaike geduldig gescheuert

Während sich im Frühjahr die drei Teilnehmerinnen der Dessauer Einsatzstelle, Sonja Starke, Nadine Weimer und Annalena Mehltretter, vor allem auf die Außenarbeiten konzentrieren, waren sie auch im Winter trotz eines eiskalten Mausoleums absolut bei der Sache. Unter anderem wurden einige teils stark verschmutzte Fußbodenmosaike und Treppenteile gereinigt. Das bedeutet, nicht nur mal schnell mit dem Wischlappen zu putzen. Kreisförmig wurden die weichen Bürsten über die teils prunkvollen Ornamente bewegt. Stundenlang wurde vorsichtig und geduldig gescheuert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Blick auf ein Fußbodenmosaik.  Dieses hier ist aufwendig gereinigt.
Blick auf ein Fußbodenmosaik. Dieses hier ist aufwendig gereinigt.
Annette Gens

Dass das Mausoleum vor der Pandemie für Konzerte und zwischendurch als Umkleide für Open-Air-Veranstaltungen des Anhaltischen Theaters genutzt wird, ist am ornamentreichen Fußboden des Kuppelbaus nicht ganz ohne Spuren vonstatten gegangen. Einzelne Mosaike haben sich gelockert. Teilweise hat auch Feuchtigkeit dazu einen Beitrag geleistet. Besonders betroffen von Schäden ist die Apsis.

„Manchmal saßen wir mit mehreren Jacken am Boden, weil es so kalt war“

Dort wurden die Risse und Fehlstellen im Winter von den drei Frauen unter fachlicher Anleitung ihres Meisters Klaus-Dieter Mehlhorn mit speziellem Mörtel geschlossen. Und zwar so, dass sich Mörtel und Mosaike nicht verbinden können und es den Restauratoren später einmal keine zusätzliche Mühe bereiten dürfte, den Fußboden zu sanieren.

Sicher ist sicher: Solche Risse wurden vorerst geflickt.
Sicher ist sicher: Solche Risse wurden vorerst geflickt.
(Foto: Annette Gens)

Dafür haben die drei Frauen einiges auf sich genommen. „Manchmal saßen wir mit mehreren Jacken am Boden, weil es so kalt war“, schildert etwa Sonja Starke. Vorübergehend wurde im Winter ein Pavillon mitten im Mausoleum aufgebaut. Trotz Heizung war es nie wärmer als 10 Grad. Ans Aufgeben dachte niemand.

Sonja Starke und Nadine Weimer hatten am Montag beim Sandschippen die Schlagzahl vorgegeben. Es gab keine Pause und nur ein Ziel: Sie wollen den Umlauf komplett freilegen.

Alljährlich seit 2017 arbeiten junge Menschen an der Dessauer Einsatzstelle der Jugendbauhütte

Alljährlich seit 2017 arbeiten junge Menschen an der Dessauer Einsatzstelle der Jugendbauhütte Quedlinburg. „Jede Gruppe war für sich prima“, sagte Anleiter Klaus-Dieter Mehlhorn rückblickend. „Doch diese Mädels haben die Messlatte sehr hoch gesteckt.“

Es ist der erste Jahrgang mit drei Teilnehmerinnen. Sie haben in jeden Fall Durchhaltevermögen gezeigt, sagt Mehlhorn. „Am Anfang war es grauenvoll, da sind wir nach der Arbeit ins Bett gefallen“, schildert Nadine Weimer, wie die körperliche Arbeit die Frauen gefordert hat. Inzwischen scheint es, als wäre die Baustelle für die drei Helferinnen eine Art Sportstudio gewesen. Ihre Kondition ist top.

Die geborgenen Ziegelsteine werden geputzt und später wieder verwendet.
Die geborgenen Ziegelsteine werden geputzt und später wieder verwendet.
(Foto: Annette Gens)

Dass die Jugendbauhütte im September fortgeführt wird, steht für den Förderverein des Mausoleums und für die betreuende Jugendbauhütte Quedlinburg fest. Zwei von drei gesuchten Teilnehmern sind bereits gefunden. Ein dritter könne sich noch bewerben.