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Sachsenberg-Preis 2013 Sachsenberg-Preis 2013: Schiffslotse ist mit allen Wassern gewaschen

Von silvia bürkmann 13.12.2013, 20:13
Johann-Christian Kottmeier, Otto Pötzsch und Klemens Koschig bei der Preisübergabe.
Johann-Christian Kottmeier, Otto Pötzsch und Klemens Koschig bei der Preisübergabe. sebastian Lizenz

Rosslau/MZ - Wer immer sich auf ihn einlässt, der landet zuletzt hier: Am Ufer des ruhig und majestätisch dahin strömenden, manchmal leise gluckernden Flusses. Oder in den abenteuerlich-haarsträubenden Erzählungen eines alten „Seebären“. Otto Pötzsch und die Elbe sind unlösbar miteinander verbunden. Als Sinnbild gelungener „Kooperation zwischen Mensch und Natur“ bewertet Klemens Koschig diese lebenslange Partnerschaft. Der Dessau-Roßlauer Oberbürgermeister hatte am Freitag im Ratssaal der Schifferstadt die Laudatio zu sprechen für den mittlerweile 9. Preisträger, der sich mit dem Sachsenberg-Preis schmücken darf.

Der Draht zwischen dem 1936 in Roßlau Geborenen und der Unternehmerfamilie ist schnurstracks geknüpft - natürlich in direkter Linie des Elbeverlaufs. Schon der Vater und namensgleiche Otto Pötzsch ging in die Schlosserlehre in der Roßlauer Schiffswerft. Und verfing sich hier im magischen Zauber von Schiffen und Schifffahrt. Wurde erst Maschinist, dann Schiffseigner und Kapitän auf der Elbe. Und hat dem Sohn die Liebe zum Wasser mit „ins Blut“ gegeben und bereits den Heranwachsenden früh mit ans Steuer geholt. Die Lehrjahre begannen zuerst im Elbewerk im Motorenbau sachsenbergschen Ursprungs und führten schließlich auch wieder in die Schiffswerft.

Dort lernt Otto jun. und nietet an der Seite des Vaters das Schleppschiff zusammen, das ab den 1950er Jahren unter „eigener Flagge“ für die Schifferfamilie Pötzsch in See sticht. Stromauf und stromab, die Elbe „zu Berg“ oder „zu Tal“ zwischen Roßlau, Magdeburg, Hamburg und Dresden schleppt der Kahn „Otto II.“ die Ladung. Als die „Privaten“ in der DDR offiziell nicht mehr gern am Ruder gesehen sind, sattelt Pötzsch junior um, macht das Schiffsführer-Patent und verdient die Brötchen fortan als Lotse. Zu seiner Familie gehören jetzt Marlies und die beiden Söhne Andreas und Christian. „Otto II.“ aber bleibt bis 1992 in Familienbesitz. Dann verkauft der letzte Roßlauer Schiffseigner seinen Kahn nach Holland. „Und hat danach gelitten ’wie ein Hund’“, weiß Klemens Koschig um die damalige Trauer in der Ziegelstraße.

Aber auch um das schier unerschöpfliche Wissen von Pötzsch. Wie es bis zum heutigen Tag die Kapitäne der Neuzeit schätzen, die für die Tücken auf der Elbe (Stadtstrecke Magdeburg!) nach einem Lotsen rufen.

„Die Elbe verbindet uns“, sagt Johann-Christian Kottmeier. Der Hamburger Ingenieur und Architekt ist Vorsitzender der Gotthard-Sachsenberg-Stiftung und zugleich begeisterter Leser von Pötzsch’ 2009 erschienenem Buch „Mit dem Lauf der Elbe durch Anhalt“.

Vom Lob überschüttet, tritt Otto Pötzsch ans Mikro: „Jetzt bleibt mir nischt weiter iprich, als was zu soren. An Marlies, unsere Söhne, ach, an alle hier: Dankeschön für alles. Und des wor’s.“ Typisch Otto.