Säbel Fächer und Mistgabeln Säbel Fächer und Mistgabeln : Drei Dessauer haben sich für die Kung-Fu-WM qualifiziert

Dessau - Ein wenig aufgeregt ist sie bereits. „Der Druck steigt, man fiebert dem Abflug entgegen“, berichtet Katrin Hillig. Im Alter von 51 Jahren wird sie in wenigen Wochen zum größten Wettkampf ihres Lebens über den „großen Teich“ reisen. Die Dessauerin hat sich für die diesjährige Kung-Fu-Weltmeisterschaft in den USA qualifiziert, gemeinsam mit den jungen Kampfkünstlern Hannes Gunia (17) und Mason Höse (13). Ende Juli wird das Trio aus der Bauhausstadt die Bundesrepublik bei dem Turnier im US-Bundesstaat Maryland repräsentieren.
Kung Fu: Säbel, Fächer und Helebarde
Kung Fu? „Viele denken, das sei so ähnlich wie Karate“, berichtet Hillig und fügt an: „So ist es aber nicht.“ Filmreife Martial-Arts-Duelle oder gar blutige Keilereien erwarten die drei Kung-Fu-Schüler in den USA nicht. Sie werden sogenannte Formen laufen. Die Läufe stellen den Kampf mit einem imaginären Gegner dar - mehr Kür im Bodenturnen als Boxkampf.
„Kung Fu ist ursprünglich eine Technik zur Verteidigung gewesen, das möchte man in diesen Formen darstellen“, erläutert Sebastian Lang. Der 36-Jährige ist Meister und Leiter der „Schule der Asiatischen Kampfkünste e.V. Dessau“, in der das WM-Trio trainiert. Entsprechend der Tradition würden in den Läufen Waffen aus dem Alltagsgebrauch der historischen chinesischen Bauern verwendet. „Säbel, Fächer und Hellebarden, aber auch Mistgabeln oder Dreizacke“, schildert Lang. Die Trainingswaffen seien nicht so scharf wie die Originale, diesen ansonsten aber sehr nah.
Zu der Kampfkunst gekommen ist Hillig durch ihre Tochter. „Sie war selbst aktiv und hat viel über die Traditionen erzählt, was ich interessant fand“, erinnert sich die Dessauerin. Vor sechs Jahren habe sie dann selbst begonnen. Mit-Qualifikant Hannes Gunia schult sich gar schon seit der vierten Klasse im Kung Fu. „Mittlerweile ist daraus eine Leidenschaft geworden“, berichtet der 17-Jährige. Mason Höse, der Dritte und Jüngste im Bunde, hat ebenfalls im Grundschulalter mit der Kampfkunst begonnen.
Vergangenes Jahr für WM in den USA qualifiziert
Über gute Ergebnisse bei internationalen Meisterschaften haben die drei Schüler des „Tien Shan Pai“-Stils sich im vergangenen Jahr für die anstehende WM qualifiziert. „Respekt wird man dort auf jeden Fall haben“, blickt Mason Höse voraus. Der Wettkampf sei mit deutschen Turnieren nicht zu vergleichen, viel prunkvoller. Schon die Teilnahme sei ein Erlebnis. „Einen Platz zu holen wäre bombastisch“, meint der 13-Jährige. Er wolle sein Bestes geben und zeigen, was sein Meister ihn gelehrt habe.
„Ohne ihn würden wir hier mit Sicherheit nicht stehen“, bekräftigt auch Katrin Hillig. Sebastian Lang unterrichtet seine Schützlinge drei bis vier Mal in der Woche, teils kommen diese auch freiwillig ein fünftes oder sechstes Mal. „Kung Fu bedeutet übersetzt harte Arbeit“, erläutert der Meister und lächelt. Dabei gehe es auch um mentales Training, um den Einklang von Körper und Geist.
Der „Jiao-Lian“, so Langs traditioneller Titel, möchte seine Zöglinge darin schulen, Stresssituation zu bewältigen - im Kung Fu wie im Alltag. Das Gelernte solle ins „normale“ Leben übertragen werden. Und tatsächlich: Die beiden jungen Qualifikanten treten besonnen auf, sprechen ruhig und beflissen - der erste Pressetermin ist gemeistert. Ob sie auf der ganz großen WM-Bühne auch so entspannt bleiben, das muss der Juli zeigen. Etwas aufgeregt, das gesteht Mason Höse, sei auch er schon.
(mz)