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Rundgang in Streetz und Natho Rundgang in Streetz und Natho: Knubbelbrote auf der Kippe und ein neuer Spielplatz

Von Annette Gens 13.08.2019, 11:20
Rudi Kauert sorgt sich um eine Streetzer Tradition. Wird der Dorfbackofen im September zum letzten Mal angeheizt?
Rudi Kauert sorgt sich um eine Streetzer Tradition. Wird der Dorfbackofen im September zum letzten Mal angeheizt? Thomas Ruttke

Streetz/Natho - Rudi Kauert treibt am vergangenen Montag die Sorge zum Streetzer Backhaus. „Es könnte sein, dass das 20. Backhausfest das letzte ist“, erklärt der 79-Jährige. Der im Jahr 2000 gegründete Backhausverein befinde sich in Auflösung. Zum voraussichtlich letzten Mal werde der alte Backofen am 13. und 14. September zum 20. Backhausfest in Betrieb genommen. Kauert bedauert, dass eine Tradition abgesetzt werden soll, weil „wir alle ins Alter gekommen sind und sich keine jüngeren Vereinsmitglieder finden“.

Die Arbeit, die beliebten Streetzer Knubbelbrote zu backen, sei enorm. Bereits am Freitag vor dem Fest werde der alte Backofen angeheizt, in dem Stunden später die ersten tiefgefrorenen Brot-Rohlinge ausgebacken werden. Etwa 500 Brote werden zum Fest über den Ladentisch gereicht, dazu Speckkuchen und jede Menge süße Kuchen der Landfrauen.

Unbestritten, das Backhausfest hat Streetz in der Region bekannt gemacht. Um die 1.000 Besucher pilgern zum Fest nach Streetz, um einen Knubbel zu kaufen. „Soll das wirklich alles Geschichte sein“, blickt Kauert fragend auf Ortsbürgermeister Heiko Elß und dessen Stellvertreter Hartmut Berndt. Die beiden Ortschaftsräte wissen im Augenblick auch keine Antwort, wollen aber nach einer Lösung suchen.

Es sind meist kleine Dinge, die die Anwohner hier nerven und ärgern

Die MZ ist am vergangenen Montag in Streetz und Natho zu Gast. Anfangs hatte der Ortschaftsrat noch gemeint, hier gäbe es wenig zu sehen, es gäbe wenige Probleme vor Ort. Beim Ortsbesuch stellt sich das ein wenig anders dar. Es sind meist kleine Dinge, die nerven und ärgern. Zum Beispiel gibt es momentan noch keine Lösung für die Trauerhalle. Das Problem ist, dass das kleine verputzte Ziegelhäuschen auf kommunalem Grund steht, der Friedhof aber kirchliches Eigentum ist. Die Stadt will das Gebäude am liebsten abreißen oder abgeben, da es nur Kosten verursacht und kaum genutzt werde.

Die Kirche lehnt aus Kostengründen eine Übernahme ab. „Kaum jemand im Ort will, dass es abgerissen wird“, ahnt Elß, dass diese Frage den Ortschaftsrat noch lange beschäftigen wird. „Eine Trauerhalle gehört zum Dorf.“ Der Ortschaftsrat wünscht sich aber mehr, vor allem eine lösungsorientierte Zusammenarbeit mit den Ämtern, so Elß und Berndt sinngemäß. Elß verweist zum Beispiel auf einen einen großen Baumstumpf in der Dorfstraße. Die Linde, die dort stand, hat das Sturmtief „Friederike“ 2018 gefällt. „Doch leider hat es die Stadt bis jetzt nicht geschafft, den Baumstumpf zu roden.“

Auch eine Futterraufe im Ort in der Nähe des Dorfteichs - Treffpunkt für Radfahrer - hat seit „Friederike“ ein reparaturbedürftiges Dach. Mit wenig Geld und Aufwand wäre es zu reparieren. „Doch es tut sich seit Monaten nichts“, bedauert der neue Ortsbürgermeister.

Gehweges in der Roßlauer Straße ist eine echte Unfallquelle

Zu den langwierigen Ärgernissen von Streetz gehört auch die Ausbesserung des gepflasterten Gehweges in der Roßlauer Straße, eine echte Unfallquelle. Die Wurzeln der nahen Bäume haben das Fußwegpflaster gehoben. „Mit Rollator oder im Dunkeln ist diese Stelle kreuzgefährlich“, weiß Hartmut Berndt.

Die beiden Ortschaftsräte hatten sich auch gewünscht, dass der Streetzer Dorfteich, der jetzt gerade extrem niedriges Wasser führt, mal entschlammt und gepflegt wird.

Wer die kleinen, aber den Ort nervenden Probleme hört, der kommt automatisch auf die Frage, wie wohl sich Streetz in Dessau-Roßlau fühlt? „Wir fühlen uns schon ein wenig abgehängt“, bekennen beide Ortschaftsräte. Die meisten Projekte, wovon der Ort heute noch profitiere, wurde noch zu Zeiten gestemmt, als die Gemeinde eigenständig war.

Für Natho gibt es gute Nachrichten: Noch in diesem wird ein neuer Spielplatz errichtet

Nach mehr als einer Stunde führt die MZ-Tour ins drei Kilometer entfernte Natho. Beide Dörfer haben einen gemeinsamen Ortschaftsrat. Rund 90 Einwohner zählt das Dorf mit einem sehr gepflegten Haus für den Heimatverein. Für Natho gibt es gute Nachrichten. Noch in diesem Jahr wird die Stadt dort einen Spielplatz errichten lassen.

Finanziert wird das Projekt aus Fördermitteln, die ursprünglich für den Abriss eines Gebäudes in der alten Mosigkauer Schule gedacht waren, der aber überflüssig geworden ist. Dass die wenigen Kinder einen Spielplatz brauchen, ist im Spielplatzkonzept der Stadt mit einem vordringlichen Bedarf vermerkt, erinnert Ortschaftsrätin Melanie Reichert und freut sich.

Anregungen an die Stadt gibt es aber auch einige in Natho. Die Bürger hätten gerne die Bushaltestelle aus Sicherheitsgründen vor das Heimatvereinshaus verlegt - weg von der abbiegenden Hauptstraße. In diesem Bereich befindet sich ein Kreisverkehr mit reichem Baumbestand und schon jetzt reichlich gefallenen Blättern - die bei Regen den Kanal verstopfen. „Bei Regen bildet sich hier ein richtiger See“, erklärt Reichert. Sie fände es gut, würde Natho einmal mehr mit Pflegearbeiten bedacht. (mz)

In Natho vor dem Heimatverein: Melanie Reichert, Heiko Elß und Hartmut Berndt.
In Natho vor dem Heimatverein: Melanie Reichert, Heiko Elß und Hartmut Berndt.
Thomas Ruttke
Hin und Her um die Trauerhalle.
Hin und Her um die Trauerhalle.
Thomas Ruttke
Buckelpiste ist Gefahrenquelle.
Buckelpiste ist Gefahrenquelle.
Thomas Ruttke