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Roßlauer Fraueninitiative Roßlauer Fraueninitiative: Wenn die Nachtigall singt

Von Stefanie Hommers 19.01.2004, 16:40

Roßlau/MZ. - Unter dem Titel "Samowa(h)rheiten" hat die Roßlauer Frauenintiative zu einem russischen Nachmittag eingeladen. Neben den kulinarischen Genüssen und den liebevoll mit Matrjoschkas und einem Samowar dekorierten Tischen ist es jedoch vor allem das virtuose Klavierspiel von Valentina Moiseewa , das für russische Atmosphäre sorgt. Tschaikowsky erklingt ebenso wie traditionelle Volksweisen, und bei "Katjuscha" erfüllt rhythmisches Klatschen den Raum, so mancher singt leise mit, die einen auf Deutsch, die anderen mit russischem Text.

Denn unter den Besuchern sind alteingesessene Roßlauer ebenso zu finden, wie Russlanddeutsche aus der Region. "Auf Deutsch habe ich das Lied noch nie gehört", bekennt Ida Dischke lächelnd. Seit elf Jahren leben sie und ihr Mann, der in Roßlau als Tierarzt arbeitet, in der Bundesrepublik. Der folkloristische Nachmittag ist für sie nach all den Jahren "eine kleine Nostalgie".

"Jein" antwortet Ina Dischke entschieden auf die Frage, ob bei ihnen daheim auch russische Traditionen gepflegt würden. "Wir haben schließlich auch deutsche Traditionen, bei uns kommt beides zusammen." Für den Ehemann ist die "kleine Nostalgie" allerdings nur von kurzer Dauer: er hat an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst und wird zu einem Notfall gerufen.

Die Idee zu dem Programm stammt von der Leiterin der Fraueninitiative, von Jutta Rennicke. Einen "ersten Versuch, sich miteinander vertraut zu machen", nennt sie den Nachmittag und freut sich über die Resonanz. Unterstützung bei den Vorbereitungen hatte sie vor allem durch Helena Kusmin. Die junge Frau, die seit sieben Jahren mit Mann und zwei Töchtern in Roßlau lebt, stand ihr mit Tipps zu Dekoration und kulinarischem Angebot zur Seite.

Es ist dies indes nicht ihr erstes Engagement in der Ölmühle, eine Modenschau hat Helena Kusmin, die in einer Änderungsschneiderei arbeitet, in diesen Räumen schon organisiert; der liebevoll gestaltete Tischschmuck verrät auch bei der aktuellen Veranstaltung Lust am Dekorativen. Nach getaner Arbeit lässt sie zufrieden die Blicke über die vollbesetzten Tische schweifen und lauscht den Darbietungen von Valentina Moiseewa und der melodiösen Stimme ihres Mannes Arkadiy Moiseew, der das musikalische Programm mit Gedichten von Puschkin ergänzt.

"Die Nachtigall singt", lautet der Titel eines Poems, doch mehr als den Titel des in russischer Sprache vorgetragenen Textes versteht Helga Rüdiger nicht. Zwar weckt das Konfekt auf den Tischen Erinnerungen - "das haben wir früher immer hier im Russenmagazin gekauft" - doch die fremden Vokabeln, die wollen nicht so recht ins Gedächtnis zurückkommen. Beim nächsten Mal, so verspricht Jutta Rennicke, sollen auch Übersetzungshilfen auf dem Programm stehen.