Roßlau Roßlau: Schönste Waldgebiete werden zu Müllkippen

Rosslau/MZ - „Abenddämmerung. Ein Auto kommt im Schritttempo den Weg entlang aus dem Waldesdunkel hin zur Einmündung auf die Lukoer Straße. Die Asphaltpiste unter den Reifen, dreht der Motor auf und das Auto verschwindet. Zurück bleiben Bauschutt, alte Autoreifen und Elektroschrott. Zurück bleibt ein großer Berg an Arbeit für andere.“ Die Szenerie ist gestellt. Das Ergebnis aber ist Tatsache. Und Alltag für die Forstwirte und Waldarbeiter in der Bundesforst.
Müll-Knackpunkte
Der Bundesforstbetrieb Mittelelbe betreut für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben drei große Reviere: rund um Susigke, in der Glückburger Heide um Annaburg und eben in der Schlangengrube östlich von Roßlau. Und in diesem großen Waldgebiet ist seit Mai 2013 Daniel Andrick der neue Revierförster. Der 32-jährige Forstwirt hat in seinem neuen Einsatzgebiet schon die Knackpunkte ausgemacht. Wunderschöne und interessante Waldflächen bietet das rund 1900 Hektar weite Revier. Aber es wird massiv missbraucht als Müllkippe. Die illegalen Müllentsorgungen verschandeln gerade die östlich von Roßlau gelegenen Wälder.
Hoher Aufwand
Besonders stark von den mutwilligen Verschmutzungen der Natur betroffen sind die Flächen entlang der Bundesstraße 187 und der Lukoer Straße, hat Daniel Andrick beobachtet. Die Entsorgung der illegalen Müllladungen verlangt einen nicht unbeträchtlichen Aufwand. Zuerst sind die Waldarbeiter am Zuge, die den Müll zu einem Sammelplatz bringen. Diese Kräfte aber sind nicht „dicht gesät“ bei der Bundesforst: Für seine drei Reviere hat der Forstbetrieb Mittelelbe gerade mal sechs Waldarbeiter zur Hand. Nach dem Einsammeln ist das städtische Amt für Umwelt- und Naturschutz gefragt. Dann werden die entsprechenden Entsorgungsaufträge ausgelöst an den Eigenbetrieb Stadtpflege. Es ginge viel einfacher und unbürokratischer, schüttelt Forstwirt Andrick den Kopf: „Man kann den Müll doch bequem und direkt bei der Stadtpflege Dessau-Roßlau abgeben: Hausmüll, Sperrmüll, Elektrogeräte.“
Was den Waldhüter zusätzlich umtreibt, sind die „Tatorte“. Denn es sind jene Flächen, auf denen in Zukunft der Naturschutz eine besondere Rolle spielen soll. Denn etwa 1 600 Hektar der angrenzenden Gebiete gehen im Oktober 2013 vom Bund in den Besitz der gemeinnützigen DBU Naturerbe GmbH über, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).