Rondell oder Kreisverkehr? Rondell oder Kreisverkehr?: Weiter Streit um "Dessauer Sonderlösung" an der Muldebrücke

Dessau - Auch Monate nach der Freigabe der neuen Muldebrücke und des Rondells ebbt die Diskussion um eine Grundsatzfrage nicht ab: Warum wurde kein Kreisverkehr gebaut? Kritiker des Rondells argumentieren, dass diese Lösung Gefahren für die Sicherheit und einen verlangsamten Verkehrsfluss bedeutet. Die Verkehrsführung erschließe sich zu schwer - vor allem für Ortsfremde. Die Stadtverwaltung Dessau-Roßlaus hält dem Zahlen zum Verkehrsaufkommen entgegen, die die Rondell-Variante nötig gemacht hätte.
Der Unterschied ist: Im Kreisverkehr haben die Autos in diesem Vorfahrt. Im Dessauer Rondell hat prinzipiell der Verkehr auf der B185 Vorfahrt und es gibt eine Ampel für die Abbieger aus dem Rondell in die Wasserstadt. Sie müssen an einem Vorfahrtschild halten und entweder auf eine Lücke warten oder darauf, dass die per Induktionsschleife gesteuerte Ampel den Verkehr auf der B185 unterbricht.
Stadträtin Angelika Storz (SPD) spricht von zwei Hauptproblemen mit dem Rondell
„Das ist für mich einer der beiden Knackpunkte“, sagt Stadträtin Angelika Storz (SPD) auf Anfrage, die kürzlich auch im Stadtrat aus ihrer Kritik keinen Hehl machte. „Man muss plötzlich mitten im Rondell anhalten - und dabei sehr aufpassen, wenn dort schon Autos stehen. Es kann sich Rückstau bilden und zu gefährlichen Situationen kommen.“
Ein zweites Problem macht sie für die Fahrer aus, die von Dessau-Ost kommend nach Nord oder Richtung Roßlau und Magdeburg wollen. Sie müssen sich kurz nach dem Rondell auf der rechten Spur einordnen. „Der Abschnitt, auf dem der Spurwechsel möglich ist, ist nur das kurze Stück auf der Brücke. Das ist viel zu wenig und auch gefährlich“, so Storz.
Insgesamt sei die „Dessauer Sonderlösung“ schwer zu verstehen. „Wir Dessauer gewöhnen uns vielleicht an dieses Rondell. Aber was ist mit den Ortsunkundigen? Ein normaler Kreisverkehr würde die Probleme lösen. Er ist international üblich - den kennt jeder. Paris oder Rom zum Beispiel haben doch auch sehr leistungsfähige Kreisverkehre - warum nicht Dessau?“
Ist die Verkehrsbelastung an dieser Stelle zu hoch für einen Kreisverkehr
Peter Maurer, Verkehrsplaner vom Tiefbauamt Dessau-Roßlaus, verweist dagegen auf die tägliche Belastung der Strecke. „Untersuchungen haben gezeigt, dass die hohen Verkehrsbelastungen an diesem Knotenpunkt nicht von einem klassischen Kreisverkehr bewältigt werden können.“ Auf der neuen Muldebrücke selbst seien fast 29.000 Autos innerhalb von 24 Stunden unterwegs. Von dort aus verteilt sich der Verkehr in mehrere Abzweigungen: Zentrum, Nord oder - aus umgekehrter Richtung - nach Dessau-Ost oder Wasserstadt.
Dass die Einmündung zur Wasserstadt als Rondell gebaut wurde, dafür sei die „ Wartezeit der Maßstab“, so Maurer. Es gab Berechnungen und Qualitätseinstufungen für beide Varianten. Der Verkehrsfluss, so Maurer, sei durch ein Rondell am besten gesichert. „Bei einem reinen Kreisverkehr hätte die mittlere Wartezeit eine ganz miserable Qualität gehabt“, so Maurer. Bei der Variante mit einer aufgeweiteten, also breiteren, Einmündung zur Wasserstadt ohne Ampel wären es dann drei Minuten gewesen - mit Bedarfs-Ampel liegt die Wartezeit unter einer halben Minute. Weshalb man sich am Ende für diese Variante entschied, so Maurer.
Polizei und Ordnungsamt sprechen von „normalem und unauffälligem Unfallverhalten an dieser Stelle“
Er beruft sich auch auf Unfallzahlen: „Bisher gab es im Einmündungsbereich drei Unfälle“, sagte er kürzlich. „Es waren leichte Zusammenstöße mit Blechschäden. Sie konnten ohne Abschleppdienst den Unfallort verlassen. Personen sind nicht zu Schaden gekommen.“ Polizei und Ordnungsamt sprächen von „einem normalen und unauffälligem Unfallverhalten an dieser Stelle“.
Angelika Storz hingegen zweifelt die Zahlen zum Verkehrsaufkommen im Bereich der Brücke an. „Womöglich stammen sie noch aus der Phase der Projektplanung oder haben nur die Höchstbelastungszeit hoch gerechnet. Wir brauchen aber die aktuellen Zahlen, und sollten auch überlegen, ob man einmal etwas versucht: Ampel ausschalten, eine statt zwei Spuren - so könnte man einen normalen Kreisverkehr zumindest einmal testen.“ (mz)