Rockmusik aus Kochstedt Rockmusik aus Kochstedt: Die Tangenten sind echte Dessauer Urgesteine

Dessau - Einmal im Jahr stehen sie auf der Bühne des „Grünen Baums“ in Dessau-Kochstedt. Konzertkarten gibt es weder an der Abendkasse noch im Vorfeld offiziell.
Trotzdem sind alle da. In jedem Jahr stellt das Publikum besondere Ansprüche: Titel von Santana, Deep Purple, von Joe Cocker oder den Small Faces müssen dabei sein. Auch Musik von Rockröhre Tina Turner ist gefragt. Und am späten Abend darf ein Titel nicht fehlen: Bassist Jürgen Kutschmann steht dann am Mikro und singt „Fire“ von Arthur Brown.
Beim Konzert vergangenen Samstag war es wie immer. Gefeiert wurde bis nach Mitternacht. Die Tangenten, inzwischen eine der ältesten Dessauer Bands, führen ein großes Klassentreffen an und werden für ihre Musik geliebt. Musiker und Publikum kennen sich seit Jahrzehnten.
Die Tangenten sind eigentlich aus einer Pennäler-Kapelle hervorgegangen
Man ist miteinander älter geworden. Es fällt nicht mehr so leicht, stundenlang auf oder vor der Bühne zu stehen. „Und in jedem Jahr versichere ich meiner Frau, es wird das letzte Konzert, das ich spiele“, meint Bassist Kutschmann - innerlich weiß er, dass es - zum Glück - anders kommen wird.
Die Tangenten sind eigentlich aus einer Pennäler-Kapelle hervorgegangen. Zu den Urgesteinen gehörten Peter Arndt, und die beiden verstorbenen Musiker (Elvis) Peter Heinemann und (Domy) Gerald Weigelt. Kutschmann kam etwas später hinzu. Die Band mit der DDR-Einstufung Sonderklasse wurde schließlich Ende der 1980er Jahre während einer Veranstaltungsreihe im Kristallpalast wiederbelebt. Mitglieder sind neben Jürgen Kutschmann (Bass), Frank Schönemann (Leadgitarre), Gerhard Kniep (Keyboard), Rainer Schmidt (Schlagzeug), Veronika Schmidt und Angela Richly (beide Gesang).
Über 40 Titel sind im Repertoire der Tangenten
Die Sechs proben regelmäßig in einem Keller in Kochstedt, wo sich die Musiker auch auf ihren Auftritt - über 40 Titel sind im Repertoire - vorbereiten und sich an manches Ereignis erinnern. Zu DDR-Zeiten war die Mischung von Ost- und Westtiteln bei Auftritten vorgeschrieben. Zwei Titel von den Puhdys waren das Feigenblatt. Es gab deshalb regelmäßig Ärger mit der Staatsmacht.
„Wir waren die ersten, die Rockmusik im Theater gespielt haben“, erinnert Kutschmann. Und die Musiker kennen fast alle Säle der Region. Vor allem aber wissen sie heute, wie viele Fans sie früher einmal hatten. Hunderte kamen zu jedem Auftritt. Und jede Dessauer Band hatte damals ebensoviele Fans. Das waren Zeiten. (mz)