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Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Riesige Hilfsbereitschaft in Dessau-Roßlau: Platzmangel zwingt vorerst zum Sammelstopp

Von Silvia Bürkmann Aktualisiert: 17.03.2022, 15:03
Hausmeister von  Dessauer Schulen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung als Umzugshelfer für die  Hilfsgüter  der Spendensammelstelle.
Hausmeister von Dessauer Schulen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung als Umzugshelfer für die Hilfsgüter der Spendensammelstelle. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Sie war nicht ganz eine Woche im Betrieb. Dann platzte die Spenden-Sammelstelle im Mehrgenerationenhaus in der Erdmannsdorffstraße Dessau aus den Nähten. Im Bürger-, Bildungs- und Freizeitzentrum (BBFZ) und Volkshochschule hatte die Stadt Dessau-Roßlau Räume und Garagen bereitgestellt, um hier die Hilfsgüter anzunehmen und einzulagern, die Bürger, Vereine und Unternehmen für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gespendet haben.

Seit Mittwoch der Vorwoche hatte die zentrale Sammelstelle geöffnet. Von Montag bis Freitag von 8 bis 13 Uhr, am Mittwoch bis 15 Uhr. Die erbetenen und erhofften Spenden jedoch trafen sofort ein und in einer nicht abreißenden Flut. Der Spendenaufruf hatte die Bürgerinnen und Bürger der Stadt tief ins Herz und Mark getroffen, scheinbar alle scheinen den von Krieg und Bomben aus ihrer Heimat vertriebenen Ukrainern helfen zu wollen.

Erdrückender Platzmangel bringt Sammelstelle an das „Ende der Fahnenstange“ n

In den Räumen und Garagen stapeln sich die Pakete, Möbel und Kleidersäcke dicht an dicht. Kaum noch sind die Türen frei zu öffnen, geschweige denn, speziell gesuchte Sachen herauszufinden. Der Platzmangel ist erdrückend, das Ende der Fahnenstange an diesem Standort erreicht.

Nach der Sitzung des Krisenstabes „Ukrainekrieg“ im Rathaus Dessau am Dienstagvormittag, zog Jens Krause, Beigeordneter für Gesundheit, Soziales und Bildung am Nachmittag daher die Reißleine: Vorerst werden keine Spenden mehr in der überfüllten Annahmestelle am BBFZ angenommen.

Im Mehrgenerationenhaus  ist kein Platz mehr für eine Spenden-Sammelstelle.
Im Mehrgenerationenhaus ist kein Platz mehr für eine Spenden-Sammelstelle.
(Foto: Thomas Ruttke)

Als erstes aber wollte der Sozialdezernent Dessau-Roßlaus beim Vor-Ort-Termin den Menschen der Stadt für deren überwältigende Spendenbereitschaft von ganzem Herzen danken.

Auch die Erstaufnahmestelle für die Flüchtlinge ist jetzt voll belegt

Jedem Aufruf, der bisher aus dem Rathaus kam, folgten nämlich die Spenden auf den Fuß. „Vorige Woche sahen wir im Erstaufnahmelager in der Turnhalle am Berufsschulzentrum: Unter den Flüchtlingen sind viel mehr Kinder und Kleinkinder, als wir vermutet hatten.“ Für deren Versorgung waren plötzlich viel mehr Spezialartikel und Lebensmittel vonnöten. Nach der Bekanntgabe der gezielten Spendenwünsche öffnete die zentrale Spendensammelstelle am vorigen Wochenende ihre Türen zu Sonderzeiten am Freitag von 8 bis 18 Uhr und am Samstagvormittag von 8 bis 12 Uhr. „Damit haben wir die Erstaufnahmestelle hinreichend ausstatten können“, sagt Krause froh. Um beim nächsten Atemzug gleich wieder die Stirn gedankenvoll zu runzeln. „Die Sporthalle am Berufsschulzentrum ist jetzt beinahe voll belegt. Wir müssen schnell eine Lösung und eine zweite Sporthalle finden und bereithalten.“

Stand Mittwoch, 10 Uhr, hatte Dessau-Roßlau 370 ukrainische Kriegsflüchtling aufgenommen, registriert und gemeldet. Am Dienstag waren es 331.

Noch für den Donnerstag hatte das Land die Zuweisung weiterer Flüchtlinge aus der Ukraine angekündigt. Ein Bus sollte es sein. Der traf dann auch am Abend in Dessau ein. Und damit ist nun die Aufnahmekapazität der Erstaufnahmestelle am Berufsschulzentrum bis aufs Letzte erschöpft: 175 Betten sind belegt. Wie es weitergeht: Die Stadt hat eine zweite Erstaufnahmestelle eingerichtet, in der Sporthalle in der Kochstedter Winklerstraße. „Die Situation hat jetzt eine unglaubliche Dynamik, ändert sich von Tag zu Tag oder Stunde. Wir müssen schnell reagieren“, betont Krause, bevor er zum nächsten Termin losprescht.

Jetzt wird die leere Rathausschule in der Flössergasse zum Spendenlager.
Jetzt wird die leere Rathausschule in der Flössergasse zum Spendenlager.
(Foto: Thomas Ruttke)

Weitere ehrenamtliche Helfer beim Umpacken und Sortieren sind dringend gesucht

Krisenmanagement braucht es also auch künftig dringend. Auch für die Sammelstelle. Zunächst sind nun die reichen Spenden umzulagern und dann zu sortieren. Dafür sind neben dem großen Geber-Herz auch viel Muskeln und ehrenamtliche Manpower der Dessauer gefragt.

Der Umzug ist schon in die Wege geleitet - jetzt werden die Hilfsgüter von der Erdmannsdorffstraße in die Flössergasse gebracht und dort eingelagert in der leerstehenden Rathausschule. Hier waren bereits zur Flüchtlingskrise 2015 die Spenden aus der Bevölkerung aufbewahrt worden. Hier ist deutlich mehr Platz. Und hier können angekündigte „Großspenden“ aus Vereinen oder Organisationen noch untergebracht werden. Man will keinen verprellen oder vor den Kopf stoßen.

Und so wurde bereits handfest zu- und umgepackt. Voll beladene Laster machten sich auf den Weg. Umzugshelfer der ersten Stunde waren die Hausmeister der Dessauer Schulen und Mitarbeiter aus dem Schulverwaltungsamt. Die Koordination des Umzugs hatte Rainer Hempel übernommen. Bis zum Rentenalter war er Projektkoordinator im BBFZ. Nach einem tatsächlichen Ruhestand allerdings sieht es vorerst noch nicht aus ...