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Plan von Telekom und Politik Rezept gegen Schmierereien? Kunst auf Verteilerkästen in Dessau-Roßlau soll Graffiti vorbeugen

Von Danny Gitter 27.04.2022, 10:28
Michael Berghäuser (links) und Roland Voigt.
Michael Berghäuser (links) und Roland Voigt. (Foto: Danny Gitter)

Dessau-Roßlau/MZ - Ein MZ-Beitrag über die Initiative des Stadtbezirksbeirats innerstädtisch Nord, Verteilerkästen und Schaltschränke im öffentlichen Raum aufzuwerten, stieß bei Roland Voigt auf reges Interesse. Der Mitarbeiter im Infrastrukturvertrieb der Telekom betreut solche Projekte. Deshalb hat er Kontakt zu Michael Berghäuser, Stadtrat für die Partei Die Linke und Mitglied im Stadtbezirksbeirat innerstädtisch Nord, aufgenommen.

Am 22. April machte sich Voigt zusammen mit Berghäuser ein Bild über die Lage vor Ort. An vielen Ecken stehen in Dessau-Nord Schaltschränke und Verteilerkästen der Telekom und der Stadtwerke. Fast alle sind beschmiert. „Die Kästen durch Reinigung regelmäßig davon zu befreien, bringt wenig. Nach kurzer Zeit sind sie meist wieder beschmiert“, stellt Voigt fest. Weil das überall so in Deutschland ist, unterstützt die Telekom schon seit Jahren Initiativen vor Ort, die die künstlerische Gestaltung der Schaltschränke und Verteilerkästen übernehmen. Denn bemalte Objekte bieten kaum Platz für Schmierereien.

Bis zum Herbst sollen dann die ersten beschmierten Verteilerkästen der Telekom künstlerisch gestaltet sein

Finanziell unterstützt der Konzern das zwar nicht. Es werden aber laut Auskunft von Voigt recht unbürokratisch Genehmigungen erteilt. „Einen hohen Mehrwert hat es, wenn sich vor allem junge Menschen daran beteiligen, weil es die Identifikation mit ihrer Umgebung stärkt und sie zeigen, was sie schaffen können“, so Voigt. Das ist auch das Ansinnen von Berghäuser. „Ich will Kindereinrichtungen und Schulen im Einzugsgebiet von Nord aktivieren, sich an der Gestaltung zu beteiligen“, so Berghäuser.

Bis zum Herbst sollen dann die ersten beschmierten Verteilerkästen der Telekom künstlerisch gestaltet sein. Unklar ist, wie viele es insgesamt werden. „Es werden aber genug sein, damit jeweils zwei bis drei Kinder und Jugendliche ein Objekt bearbeiten können“, so Voigt. In ersten Schritten will Berghäuser mit den Einrichtungen und Schulen sprechen und die Projekte konkretisieren.

„Bei der Motivgestaltung geben wir relativ freie Hand“

Zusätzlich sollen zukünftige Designer der Hochschule Anhalt bei der Gestaltung mit einbezogen werden. Für Materialkosten ist Berghäuser überzeugt, genügend Sponsoren zu finden. Parallel dazu will die Linke-Stadtratsfraktion auch die Stadtwerke zur Gestaltung ihrer Verteilerkästen und Schaltschränke durch Kinder und Jugendliche mit einbeziehen.

„Bei der Motivgestaltung geben wir relativ freie Hand. Kommerzielle Werbung, Fußball-Logos und politische Aussagen sind allerdings nicht erwünscht“, so Voigt. Denkbar sind etwa musikalische Motive in der Nähe des Tonstudios in der Humperdinckstraße oder die Darstellung von Lebensmitteln in der Nähe des Supermarkts in der Goethestraße. Von Nord soll so ein Ruck auf die übrigen Stadtbezirke und Vororte ausgehen. Dass die künstlerische Aufwertung funktioniert, dafür hat Voigt genügend Beispiele. In Weißenfels etwa haben schon verschiedene Jahrgänge eines Gymnasiums Stück für Stück aus Schandflecken Kunst im öffentlichen Raum gemacht. Berghäuser würde es wundern, wenn das nicht auch in hier klappen sollte.