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Reisebüros stehen Kopf Reisebüros stehen Kopf: Pleite von Thomas Cook sorgt in Dessau für Verunsicherung

Von Daniel Salpius 27.09.2019, 09:38
Kerstin Voigt vom Reisebüro Anhalt
Kerstin Voigt vom Reisebüro Anhalt Daniel Salpius

Dessau - Die Telefone laufen heiß im Reisebüro Anhalt. Seit Tagen. Im Laden geben sich die Leute die Klinke in die Hand. Mit den nahenden Herbstferien hat das nur mittelbar zu tun.

Die Pleite des britischen Tourismuskonzerns Thomas Cook und seiner deutschen Töchter Neckermann Reisen, Bucher Reisen und Öger Tours verunsichert die Kunden von Kerstin Voigt. „Es ist hart momentan, wir machen Kopfstände und versuchen die Kunden mit allem, was möglich ist, zu unterstützen“, so die Reisebüro-Inhaberin.

Stornieren von Reisen ist derzeit nicht möglich

Kerstin Voigt teilt die Verunsicherung der Reisenden und auch den Ärger. „Man wird im Regen stehen gelassen.“ Von Neckermann hatte sie noch bis Mittwoch lediglich die Information, dass die Vorgehensweise für Buchungen ab dem Reisedatum 27. September mit der Insolvenzversicherung abgestimmt werde. Und: Dass Buchungen nicht storniert werden könnten.

Was das heißt, ließ sich am Mittwoch nicht so genau sagen. „Möglicherweise können bestimmte Flüge trotz allem stattfinden“, so die Tourismus-Fachfrau. Das Vertrauen der Kunden in Thomas Cooks sei jedoch erschüttert, weiß Voigt. „Es macht uns betroffen, dass es einen so renommierten Reiseveranstalter trifft. Damit haben wir selbst nicht gerechnet.“

Einige Kunden würden nun versuchen, ihren Urlaub durch Neubuchungen zu retten. Ob aber die Kosten für den geplatzten Urlaub am Ende erstattet würden, vermag im Augenblick niemand mit Sicherheit zu sagen. Zwar sind Pauschalreisen prinzipiell gegen Insolvenz versichert. Es ist jedoch nicht klar, ob die abgesicherte Summe von 110 Millionen Euro für alle Betroffenen ausreicht. „Wir hoffen, dass unsere Kunden, ihr Geld mit Hilfe des Sicherungsscheins zurück erhalten“, so Voigt. Unterdessen heißt es warten auf neue Infos.

Die gab es immerhin Donnerstag. „Alle Reisen bis 13. Oktober sind abgesagt“, berichtet Voigt. Kunden von ihr, die sich aktuell auf der Tunesischen Insel Djerba aufhalten, könnten ihren Urlaub wie geplant fortsetzen - der Versicherer zahlt. „Stand heute“, betont sie. Alles könne sich schon morgen wieder ändern.

Am Mittwoch wurden zwei Dessauer in Djerba aufgefordert, eine Hotelrechnung zu begleichen

Die Unsicherheit bleibe. Noch am Mittwoch war die Situation für die Dessauer auf Djerba eine komplett andere. Sie waren aufgefordert worden, ihre Hotelrechnung zu begleichen, weil das Hotel fürchtete, von den Veranstaltern kein Geld mehr zu sehen. Daraufhin bemühten sich die Urlauber um einen zeitnahen Rückflug. 24 Stunden später hat sich die Situation völlig gedreht.

Voigts andere Kunden, die über die betroffenen Veranstalter gebucht hatten, seien glücklicherweise bereits zurück oder konnten die Reise gar nicht erst antreten. Wie es mit Buchungen mit Reisedatum ab 14. Oktober aussieht, ist ungewiss.

Auch die anderen Reisebüros der Stadt stehen Kopf. „Die Leute fragen nach, aber wir können ihnen aktuell nicht viel sagen“, beschreibt etwa Bianca Nauendorf vom City Reisebüro die Lage. Sie warte stündlich auf neue Informationen, um ihren Kunden eine definitive Auskunft geben zu können. „Wir hoffen, dass noch bessere Nachrichten kommen und Reisen wie geplant stattfinden“, so Nauendorf. Skrupel, die Reise anzutreten, hätten ihre Kunden nicht. „Reisewillig sind alle.“

Condor-Pleite wäre in den Auswirkungen noch schlimmer

Über das Sonnenklar TV Reisebüro Dessau seien in letzter Zeit elf Reisen über die deutschen Thomas Cook Töchter gebucht worden, sagt Büroleiterin Julia Mühlbach. Drei Urlaubsparteien davon seien momentan noch auf der Reise. Die Gefahr festzusitzen bestehe nicht, so Mühlbach. „Es werden Rückflüge durch die Reiseleitung vor Ort organisiert.“ Bezahlt werden müssten die nicht extra, da die Insolvenzversicherung greife.

Alle drei befragten Reisebüros sind sich einig darüber, dass eine noch nicht ganz abgewendete Pleite der Fluggesellschaft Condor weit verheerender ausfallen würde. „Dann wären alle Veranstalter betroffen“, sagt Voigt.

(mz)