Rathaus Roßlau Rathaus Roßlau: Malermeister als Hobby-Künstler
Roßlau/MZ. - Zur Eröffnung der Ausstellung "Lebenszeichen, kein Selbstporträt" am Dienstag im Roßlauer Rathaus zeigte sich Bürgermeister Klemens Koschig erfreut darüber, dass Norbert Gnerlich seine Arbeiten nun erstmals öffentlich präsentiert.
Selbstporträts fänden sich hier nicht, das sei nicht seine Art, sagte Koschig. "Norbert Gnerlich gibt ein Lebenszeichen" - und dieses ist zwischen Landschaften, Stillleben, Architekturen und Porträts zuweilen sehr sensibel.
Gnerlich wurde 1938 in Breslau geboren und erlebte als Kind das Flüchtlingsschicksal der Schlesier. Erst im September 1946 wurde er in Roßlau eingeschult, nachdem seine Familie eine erste Bleibe im Lager Wertlau gefunden hatte. Später ging Gnerlich bei der Roßlauer Malerfirma Theo Rathmann in die Lehre und wurde schließlich Malermeister.
Mal- und Zeichenunterricht für die beschaulicheren Formate nahm er bei Max Albrecht. Zuletzt arbeitete Gnerlich im Waggonbau Dessau. Ein Blick auf karge Berglandschaften, durch die sich eine schier endlose Mauer züngelt, zeugt von seiner Tätigkeit als Montageleiter in China.
Was oft der Fotoapparat leistet, besorgt Gnerlich mit Stift und Papier. So hält er Reiseerinnerungen fest, Häuser in Tschechien und Polen oder schroffe Berglandschaften, die zuweilen überschwänglich blau belichtet werden.
Manchmal zeichnet er auf Reisen einfach mit dem Kugelschreiber, etwa ein Haus oder eine Kirche in Zakopane. Auch mit diesem unbarmherzigen Stift gelingen ihm eindrückliche Schattierungen. Neben dem Porträt eines jungen Mädchens, das ebenso zart wie ungelenk wirkt, findet sich ein bewegt kokettes Porträt einer junger Frau. Die flüchtig anmutige Gestik ist weniger brav als die Schraffur der Bleistiftzeichnung.
Neben Reisebildern und Erinnerungen an die Heimat der Kindheit, finden sich natürlich auch Gebäude und Landschaften aus Roßlau und Umgebung. So leidvoll das Hochwasser sein mag, so malerisch ist es auch. Das "Elbehochwasser bei Griebo" leidet allerdings, wie andere Pastellzeichnungen auch, an einer zu wenig nuancierten Farbigkeit.
Schöner ist das kleine, leise Aquarell daneben. Auf dem Blatt "Spuren des Hochwassers" fehlt dem Gehölz im Vordergrund die Entscheidung zwischen Detail und Andeutung. Den Kontrast zur großen Flut bildet eine Rötelzeichnung, eine stimmungsvolle Dokumentation der Trockenheit im Jahr danach.
Schön ist der "Winter am Olbitzbach" mit seiner leicht manierierten und doch eindrucksvoll unterkühlten Ruhe. Sonnendurchflutetes Licht, romantisierende Dramaturgie und gleißende Farben sind Gnerlichs Sache weniger. Ansprechend sind gerade die zurückhaltenden Arbeiten - sensibel, leise, stimmungsvoll.