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«Rasta-Baby» überwindet Vorbehalte

Von Annette Gens 03.07.2007, 18:03

Dessau-Roßlau/MZ. - Doch vor ihrem Abschied steht für die kesse Abiturientin aus dem Walter-Gropius-Gymnasium noch einiges an.

Vor dem Abi-Ball kommenden Sonnabend wird Sophie einen Film präsentieren, der sich um Dessau und dort lebende Migranten und Asylbewerber dreht. Am Mittwoch, 20 Uhr, ist im Schwabehaus Filmpremiere. Und natürlich hofft die 18-Jährige, dass alle kommen, "die sich vorbehaltlos und ehrlich mit der Situation von in Dessau lebenden Ausländern befassen wollen".

Die Idee, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, entstand eigentlich aus der eigenen Angst heraus. Vor zwei Jahren hatte der Teenager seine schönen langen rotblonden Haare zu Dreadlocks gedreht, die sie noch heute selbstbewusst zu einem Zopf gebunden trägt. Die neue Frisur brachte ihr anfangs außergewöhnliche Sympathien ein. "Hy Rasta-Baby" wurde sie im Stadtpark von Schwarzafrikanern begrüßt, "was mir manchmal Angst machte", gesteht Sophie.

Diese Angst ist längst ausgeräumt. Sophie ist ihr begegnet, indem sie sich mit dem Leben der anderen beschäftigt hat. "Ich wollte mehr wissen über das Leben der Afrikaner, und weshalb ich plötzlich so vertraut angesprochen wurde." Bald fand sie sie den Weg über den offenen Kanal zur Deutsch-Afrikanischen Initiative. Beide unterstützten Sophies Vorhaben, das Thema zu recherchieren.

So war die Mosigkauerin mit der Kamera beim ersten deutsch-afrikanischen Fest im Mai letzten Jahres im Kiez dabei. Sie drehte, als am 7. Januar diesen Jahres für den im Dessauer Polizeirevier verbrannten Oury Jalloh an der Friedensglocke eine Mahnwache abgehalten wurde. Es folgten Interviews u. a. mit Michel, der 1988 als Gastarbeiter aus Angola kam und in Dessau längst eine Familie gegründet hat. Sie sprach mit ausländischen Studenten, mit einem renommierten Rechtsanwalt, der sich in Dessau besonders um die Belange ausländischer Mitbürger kümmert. Sophie hätte auch gerne mit Asylbewerbern gesprochen. Nur die Angst vor Konsequenzen ließ fast alle zögern, sich öffentlich vor einer Kamera zu äußern, erzählt sie und akzeptiert dies auch.

Sophies Film heißt "1 000 Meilen nordwärts - Integration afrikanischer Einwanderer in Dessau". In 54 Minuten gibt sie eine Art Hilfe für alle jene, die sich mit Asylverfahren, mit der Situation der Menschen, die dieses durchlaufen müssen, noch nie befasst haben. Ihre Dokumentation ist ein Abc für Einsteiger, es zeigt ein Dessau, das andere mit anderen Augen sehen.

Der Film wird am Mittwoch im Schwabehaus gezeigt (Johannisstraße / Ecke Ferdinand-von-Schill-Straße.). Anschließend wird zur moderierten Diskussion eingeladen. Sophie Schellbach, Vertreter der Deutsch-Afrikanischen Initiative in Dessau und vom Offenen Kanal Dessau sowie Experten zum Thema Ausländer und Asyl in Deutschland stellen sich den Fragen des Publikums.

Filmpremiere am Mittwoch, 20 Uhr, im Schwabehaus: "1000 Meilen nordwärts". Der Eintritt zum Film ist frei.