Prozess nach Drogenfund Prozess nach Drogenfund in Dessau: Waren die Brüder Dealer im großen Stil?

Dessau-Roßlau - 6.500 Ectasy-Tabletten, 800 Gramm Haschisch, 600 Gramm Marihuana, dazu noch etwas Koks und Crystal: Die Durchsuchung am 8. Oktober vorigen Jahres in einem Autohaus in Dessau-Mitte hatte sich aus Sicht der Ermittler gelohnt. Der Marktwert der illegalen Drogen dürfte im mittleren fünfstelligen Bereich gelegen haben.
Seit Freitag läuft vor dem Dessauer Landgericht der Prozess gegen zwei Brüder wegen Drogenhandels: Ali und Omar H., in den 1990er Jahre im Irak geboren und mit ihren Eltern vor Jahren nach Deutschland geflohen. Sollten die Vorwürfe stimmen, hätten sie zumindest in Dessau ziemlich groß im Geschäft mit illegalen Drogen dagestanden, denn neben dem Stoff fanden sich auch 11.800 Euro in bar. Dazu ein Schlagring und zwei Messer mit stehender Klinge.
Die Anklage bringt die Waffen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel, was sich strafschärfend wirken würde.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Ali H. im Sommer vorigen Jahres 750 Gramm Marihuana für 3000 Euro an den Zerbster P. verkauft hatte. Den hatte der Zoll im Visier - wegen Geschäften mit unversteuerten Zigaretten.
Eines Tages rückte der Zoll zum Haus von P. an, so berichtete ein Zollfahnder als Zeuge. Es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. P. versuchte, durch ein Fenster zu türmen, gab aber auf, als er auch vor dem Haus eine Beamtin fand. Bei sich hatte er eine Tasche voller Marihuana.
Woher das Zeug stamme, wollte er nicht preisgeben. Aber, so meinte der Mann vom Zoll, P. habe erleichtert gewirkt, „dass wir ihn gefunden hatten“. Die Spiel- und Drogensucht bereitete ihm wohl zunehmend Probleme.
Etwas später wurde P. von einem Kripo-Mann vernommen, nachdem er sich vor dem Ermittlungsrichter in Zerbst zumindest in Andeutungen über die Herkunft der Drogen ergangen hatte. Dem Polizisten wollte er erst nichts sagen. Das seien alles Brüder, habe P. erklärt, wenn er einen belaste, komme der nächste und er, B., habe ein Problem.
Dennoch: Als ihm der Beamte etliche Fotos vorlegt, identifizierte P. die beiden Brüder halbwegs sicher. Dass er zu denen Kontakt hatte, wussten die Ermittler bereits aus einer Telefonüberwachung.
Prozess nach Drogenfund in Dessau: Angeklagte Brüder schweigen
Die beiden Angeklagten äußerten sich am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen. Ob sie dies im Verlauf des Prozesses noch tun werden, ließen ihre Verteidiger offen.
Ungewöhnlich in diesem Verfahren: Die Eltern der Angeklagten und andere Verwandte saßen im Gerichtssaal. Nicht zum ersten Mal, denn die beiden jungen Männer haben bereits 2013 vor Gericht gestanden, weil sie an einer Serie von Überfällen auf Kaufhallen beteiligt waren.
Der Vater hatte damals zumindest für einen Sohn um Nachsicht gebeten - er sei ein guter Junge. Als Zeuge widerrief er: Nichts sei okay gewesen mit dem Jungen, er habe sich nicht um die Familie geschert, sich bis zum frühen Morgen herumgetrieben. Das Urteil damals lautete auf vier Jahre nach Jugendrecht.
Der Prozess wird nächsten Donnerstag fortgesetzt. (mz)