Premiere im Dessauer Puppentheater Premiere im Dessauer Puppentheater: Goethe trifft Erhardt, Made, Kuh und Känguru
Dessau/MZ/alt. - "Ähm, ... hallo?!?", heißt wenig fordernd der pfiffig abgesteckte Trip des Jugendtheaters des Anhaltischen Theaters in Eigenregie durch die Gedichtsammlungen von Goethe bis Erhardt, der am Sonnabend Premiere im Puppentheater hatte. "Die Nacht ist schwarz und ohne Fenster", heißt es bei Kästner. Irgendwann dämmert der Morgen mit Goethe. Und schließlich verabschiedet sich der Tag mit Rilke.
Dazwischen entfalten sich die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: "Die Kuh" und "Die Made" von Heinz Erhardt oder Christian Morgensterns "Der Lattenzaun". Andrea Dietl, Sophie Haase, Corinna Lauke, Friederike Voigt, Anja Wittig und Katrin Kusewehr rezitieren nicht nur brav in gebügelter Sprecherpose, sondern betten die Gedichte in kleine, verhaltene Szenen. Aus einem pantomimischen Marktplatz-Tratsch treten so bedeutende Spekulationen wie: "Warum die Zitrone sauer wurde". Einen ganzen Erhardt-Zyklus gibt es später im köstlich schläfrigen Tempo. Die nächste Aufführung der kurzweiligen Gedichtlese ist zum "Tag der offen Tür" des Anhaltischen Theaters geplant. Regie führten Daniel Bethe, der den "Conferencier" genüsslich facettenreich moduliert und der reichlich kraftvolle Gute-Laune-Mann mit souveränem Spielwitz Sebastian Fortak. Nach einer lustvollen Pantomime liefern beide zum Finale eine grotesk tragische Opernversion von Kurt Tucholskys "Ehekrach". Nicht nur die Frau (Bethe) an der Seite des Mannes (Fortak) hat einen schöne maskuline Stimme. Offenbar befreit ein Rock am Männerbein vom Mutter-Komplex.