Pharmafirma im Dessauer Junkerspark Pharmafirma im Dessauer Junkerspark: Die Erfolgsgeschichte von Octapharma

Dessau - „Am Anfang haben wir ein kleines Nischendasein geführt“, sagt Dr. Sybille Werner, Geschäftsführerin der Octapharma Dessau GmbH. Und heute? „Schreibt Octapharma eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.“ Werner lächelt. Mit zwei Mitarbeitern wurde 1990 die Niederlassung Dessau von Octapharma als Verpackungs- und Vertriebsstandort für Deutschland gegründet. Seit dem vorigen Jahr ist die Niederlassung eine eigene GmbH, beschäftigt 121 feste Mitarbeiter und beliefert inzwischen Kundschaft weltweit.
Neues Tiefkühllager geplant
Octapharma Dessau hat seit 1994 mit einer eigenen Betriebsstätte im Junkerspark seinen Sitz und sich eher unbeachtet von der Öffentlichkeit stetig entwickelt. 2009 wurde in Rekordzeit neu gebaut und der zentrale Verpackungsstandort eröffnet, dessen Kapazitäten bald schon nicht mehr ausreichten. Drei Jahre später schon begann die Erweiterung des Produktionsstandortes, wurde die Lagerkapazität verdoppelt. Und ein Ende ist nicht abzusehen. „Wir wollen unseren Herstellungsbereich erweitern, unsere Lagerkapazitäten im Tiefkühlbereich erhöhen, Personal einstellen“, zählt Werner auf und beeindruckt Oberbürgermeister Peter Kuras, den die Wirtschaftsoffensive in die Otto-Reuter-Straße geführt hat. „Land ist vorhanden, die Bautätigkeit geht weiter“, kündigt Werner an. 2016/17 soll der nächste große Sprung erfolgen.
Produkte in mehr als 80 Ländern
Octapharma, das ist die größte in Privatbesitz befindliche Pharmafirma zur Fraktionierung menschlicher Proteine. Die Produkte helfen Menschen mit Blutungsstörungen, werden in der Immuntherapie eingesetzt sowie in der Intensiv- und Notfallmedizin, um Gerinnungsstörungen zu behandeln. In mehr als 80 Ländern werden Octapharma-Produkte vertrieben - und von den Octapharma-Standorten Dessau und Wien beliefert. „Wir verpacken alles, wir beliefern alle“, fasst Werner zusammen, „ob mit Lkw, Flugzeug oder Schiff.“ Im vergangenen Jahr wurden in Dessau 5 Millionen Flaschen gesichtet, etikettiert, verpackt, verschickt. In diesem Jahr werden es zwei Millionen Flaschen mehr sein. Bis 2019 soll der Umfang auf 20 Millionen Flaschen pro Jahr wachsen.
16 verschiedene Produkte werden in der lichtdurchfluteten Produktionshalle auf den fünf Verpackungslinien und in der Handverpackung in verschiedenen Handelsformen (20 bis 500 ml) für die Kunden versandfertig gemacht. Die Lieferung in 80 Länder bedeutet, 80 verschiedene Abpackungen (Kartonagen und Beipackzettel) in den Landessprachen vorrätig zu haben.
20 Leasing-Mitarbeiter
„Ordentlich, korrekt, zuverlässig, sauber“ - das, sagt Werner, sind die Anforderungen, die sie an die (neuen) Mitarbeiter stellt. Anfangs hatte sie vor allem Chemiefacharbeiter und Laboranten eingestellt. Davon ist sie abgekommen. Neben dem eigenen Mitarbeiterstamm (aktuell 121) sind bis zu 20 Beschäftigte über Personalleasing beschäftigt. „Viele Leasing-Mitarbeiter haben in der Vergangenheit einen festen Arbeitsvertrag erhalten“, erklärt Betriebsleiter Alv Brandenburger. Auch Mitte September erhalten wieder drei einen festen Vertrag.
Doch Mitarbeiter zu finden, ist nicht leicht. Noch schwieriger gestaltet sich die Suche nach Auszubildenden. Fachkräfte für Lagerlogistik werden ausgebildet, auch Maschinen- und Anlagenführer würde Brandenburger gerne in die Lehre nehmen. „Doch dafür finden wir seit drei Jahren niemanden“, kann er das nicht vorhandene Interesse nicht nachvollziehen. Bisher haben Auszubildende nur über Mundpropaganda den Weg ins Unternehmen gefunden. Aktionen wie Lehrstellenbörse oder Girls Day dagegen seien von jungen Leuten nicht angenommen worden. Dabei: Hier würden sie in einer Branche mit besten Zukunftsaussichten ausgebildet.
Grundstücke verbinden
Pläne für den Ausbau des Dessauer Standortes gibt es u.a. mit dem Bau eines Tiefkühlhauses. Für die Erweiterung gibt es bereits ein Grundstück im Bereich der Ernst-Reuter-Straße, ein weiteres soll erworben werden. „Wir wollen die Grundstücke gern verbinden, wir brauchen einen Zugang“, macht Werner Oberbürgermeister Kuras auf ein Problem aufmerksam, das im Gewerbegebiet mit Hilfe der Stadt gelöst werden müsse. (mz)

