Pfingstsingen Pfingstsingen : Harmonie des Lebens
waldersee/MZ - Als nach dem regnerischen Tagesbeginn am Pfingstsonnabend die Sonne doch noch durch die Wolken lugt, war in Waldersee die Entscheidung längst gefallen: Das Walderseer Pfingstsingen wird bei seiner 10. Auflage in der Walderseer Kirche St. Bartholomäi stattfinden. Und am Ende des Tages wird der Mitorganisator Hermann Tlusteck die Entscheidung kontra den langjährigen Standort an der Orangerie im Luisium als glückliche Fügung mit Fingerzeig für die Zukunft sehen. Zumal es symbolisch zu Pfingsten kaum einen passenderen Ort als eine Kirche gebe, um musikalisch das Leben zu bejahen.
Veranstaltung ist Selbstläufer
In dieser Kirche grüßte Schlag 18 Uhr das Bläserquintett der Anhaltischen Philharmonie die Gäste in den voll besetzten Reihen. Da erinnerte Tlusteck an die allererste Veranstaltung vor neun Jahren. „Auf das Zelt auf dem Sportplatz prasselte der Regen nieder und trotzdem hat es sich danach Jahr für Jahr zum Selbstläufer entwickelt.“ Volkslieder wollten sie den Leuten wieder näher bringen, umschreibt Tlusteck das Anliegen. Nicht nur zum Rezipieren, auch zum Rezitieren. „Offenes Singen gab es damals so, außer vielleicht am Theater, noch nicht. Heute ist es En Vogue“.
Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder. Die „guten“ dagegen um so mehr. Genau 24 an der Zahl umfasste der Kanon an Liedtexten zum Mitsingen. Es waren die alten Lieder. Doch die sang das Publikum gern. Es war für Liliya Groschewa am Klavier eine der leichtesten Übungen, den größten Chor des Abends, das Publikum, einzustimmen auf „Kein schöner Land“ oder „Horch was kommt von draußen rein“ über „Hoch auf dem gelben Wagen“ bis hin zu „Wenn ich ein Vöglein wär“. Da machte fast jeder mit im rund 300-stimmigen Chor. Der Ort, er lud förmlich dazu ein. „Das Singen in einer Kirche ist immer wieder was ganz Besonderes“, erzählte Elke Arndt. Sie stand mit dem Chor „Viva la Musica“ auf der Bühne und sang dann im Publikum weiter mit. Bereits zum dritten Mal. Für Arndt das schönste Mal war eindeutig an diesem Sonnabend. „Der Klang ist anders als draußen. Die Bläser klingen intensiver“, schilderte die Chorsängerin ihre Eindrücke. Dabei war sie bis zum ersten eigenen Ton an diesem Abend wieder aufgeregt. „Erst wenn die ersten Takte einsetzen, legt sich das“, so die Kochstedterin.
So konnte sie gut nachempfinden, welche Leistung in dem Auftritt der Solisten von der Grundschule Waldersee und dem Gymnasium Philanthropinum steckte. Ob Akkordeon, Keyboard, Violine, Klarinette oder Gitarre, alles klang für das Ohr des Laien stimmig.
Beschwingt durch Musik
Danach schallte mit großer Stimmgewalt der Friedrich-Schneider-Chor von der Empore. So reihte sich beim Pfingstsingen ein musikalischer Höhepunkt an den anderen. Das Bläserquintett spielte Richtung Finale die Beatles und den Dessauer Marsch „So leben wir alle Tage“. Für zwei Stunden schien das Leben eine harmonische Folge von Noten zu sein und das Publikum ging beschwingt nach Hause.
Der für die Technik zuständige Mann packte zufrieden sein Mischpult ein. „Es hat einfach nur Spaß gemacht und der Aufwand ist viel kleiner als draußen“, erzählte Olaf Fromm. Diese Kirche ist eine ernsthafte Option für zukünftige Pfingstsingen“, blickte auch Mitorganisator Tlusteck zufrieden zurück und nach vorn.