Oldtimer auf dem Hof Oldtimer auf dem Hof: DDR-Museum Dessau öffnet am 1. Mai wieder die Tore

Dessau - „Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen. Wir bauen sie wieder auf“, sagt Thomas Kluge mit einem Zwinkern. Denn der Mauerbau hat Tradition, wenn am 1. Mai von 10 bis 16 Uhr ins Dessauer DDR-Museum, Kornhausstraße 62, eingeladen wird. Hunderte pilgern dann zum Vereinsgelände des von Kluge gegründeten Nostalgie-Vereins, um einen Blick hinter die Mauer zu werfen auf eine Zeit, die bei Älteren noch in den Köpfen, bei Jüngeren aber fast gar nicht mehr bekannt ist.
Am 3. Oktober war das mit dem Blick hinter die Mauer auch immer der Fall. Voriges Jahr aber musste der Verein aus organisatorischen und gesundheitlichen Gründen die Reißleine ziehen. „Viele fragen, ob denn nun zum 1. Mai wieder was los ist“, sagt Kluge und kann beruhigen.
Vorrangig an den Wochenenden wird jetzt auf dem Vereinsgelände schon für Sauberkeit gesorgt. „Wir machen Subbotnik“, sagt Kluge und lacht. Das ist wohl auch ein Begriff, den Jüngere nicht mehr kennen. In der DDR war er allgegenwärtig. Aus dem Russischen übernommen, steht er für den unbezahlten Arbeitseinsatz am Sonnabend.
Heranführen an die DDR-Geschichte, ohne zu verklären
Heranzuführen an die DDR-Geschichte, sie aber nicht verklären, ist das Anliegen des Museums, das Einblick gibt in das alltägliche Leben im Arbeiter- und Bauernstaat. „Viele, die zu uns kommen, sind begeistert“, weiß Kluge und auch, dass der 1. Mai im Museum für viele schon zur Tradition gehört. Wo bei Gegrilltem, selbst gebackenem Kuchen, roter Brause, Bier oder Kaffee geklönt wird über vergangene und auch heutige Zeiten.
Mit von der Partie waren stets auch Oldtimer. Die Dessauer Freunde starteten am 1. Mai in die Saison und steuerten bisher immer das Museum an. Kluge hofft auch diesmal auf ihren Besuch. Angemeldet, freut er sich, haben sich auf alle Fälle Zwei- und Viertakter aus Wittenberg und Bitterfeld.
Die werden im Mai nicht die einzigen Gefährte sein, die das Museum ansteuern. Schon am 4. Mai macht sich wieder Benzingeruch dort breit. Der Gräfenhainicher Marko Döring lädt im Auftrag des Lada-Clubs Deutschland zum mittlerweile achten Frühjahrstreffen in seine Heimatstadt ein. Jede Menge Gefährte aus sowjetischer und russischer Produktion werden dann erwartet - vorwiegend Schiguli und Lada.
Einen Höhepunkt wird es im Sommer im DDR-Museum für Fans von historischer Automobiltechnik geben
Die rollen am 4. Mai von Gräfenhainichen unter anderem zum Schifffahrtmuseum Roßlau, um dort mit Freunden ehemaliger DDR-Regierungsfahrzeuge zusammenzutreffen, wie Kluge weiß, und außerdem ins DDR-Museum nach Dessau. Dort, so der Plan, werden 14 Uhr etwa 50 bis 60 Fahrzeuge vorfahren. „Gäste sind natürlich willkommen“, sagt er.
Und noch einen Höhepunkt wird es im Sommer im DDR-Museum für Fans von historischer Automobiltechnik geben. Die 22. Auflage der Oldtimer-Rallye Curbici-Veterano findet am 13./14. Juli in Zörbig statt. Am 13. Juli werden die Rallye-Teilnehmer das DDR-Museum in Dessau ansteuern, freut sich Kluge schon auf diesen besonderen Nachmittag.
Einen Wermutstropfen gibt es in diesem Jahr jedoch auch: Kluge, der zu Ehren des Dessauer Automobilpioniers Friedrich Lutzmann im vergangenen Jahr bereits zum 15. Mal zu einem Lutzmanntreffen eingeladen hatte, schafft es nicht, die Tradition in diesem Jahr fortzusetzen. „Wir müssen aussetzen“, sagt er, dass die Zahl der Mitstreiter auf Veranstalterseite immer kleiner werde.
Doch jetzt wird erstmal zum 1. Mai eingeladen. Unterstützer für dieses und andere Projekte, sagt Kluge, seien stets willkommen. (mz)
Kontakt zu Thomas Kluge unter Tel.: 0178/3137483