Nach deutlicher Niederlage bei OB-Wahl Nur 3,25 Prozent - Jakob Uwe Weber zieht sich komplett aus Dessau-Roßlaus Politik zurück

Dessau-Rosslau - Die 3,25 Prozent und den vorletzten Platz bei der Oberbürgermeisterwahl habe er relativ schnell verdaut, sagt Jakob Uwe Weber im Rückblick und mit etwas Abstand zum Wahlsonntag am 6. Juni. „Ich habe mir für den Abend Menschen eingeladen, die mir gut tun“, erzählt er. Doch schon bald begann die Analyse. „Vielleicht habe ich durch die Pandemie nicht so viele Menschen in persönlichen Gesprächen erreichen und überzeugen können, wie es sonst üblich gewesen wäre“, vermutet der ehemalige OB-Kandidat. Denn das persönliche Gespräch ist seiner Erfahrung nach noch immer das beste Mittel, um Argumente und Meinungen auszutauschen.
Die Gründe für das schlechte Abschneiden sind aber auch seiner Einschätzung nach mannigfaltig und bräuchten mitunter viel Zeit und Ressourcen zur Analyse.
Selbst in Mosigkau gab es für Weber nur ein enttäuschendes Ergebnis
Relativ schnell dagegen lagen die nüchternen Zahlen auf dem Tisch. Gerade einmal 10,3 Prozent der Wähler in Mosigkau gaben ihm die Stimme für den Chefposten im Dessauer Rathaus. Der Amtsbonus als Ortsbürgermeister zog nicht. Zur Ortschaftsratswahl 2019 konnte Weber noch über ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen und erzielte damit das mit Abstand beste Ergebnis unter allen Mosigkauer Bewerbern. „Es gab Einwohner, die mir erklärten mich diesmal nicht gewählt zu haben, damit ich Ortsbürgermeister bleibe. Doch ich will mir das Ergebnis nicht schönreden“, sagt Weber.
Er sei seit der Wahl am 6. Juni hart und schonungslos mit sich ins Gericht gegangen, besprach sich mit seiner Lebensgefährtin und fällte dann eine endgültige Entscheidung. „Die Wahlergebnisse sind ein klares Signal. Ich habe nicht mehr den nötigen Rückhalt, den ich brauche, um die Interessen Mosigkaus, zum Beispiel gegenüber der Verwaltung, wirkungsvoll durchzusetzen“, schlussfolgert Weber. „Deshalb werde ich mein Amt als Ortsbürgermeister zum Ende des Jahres aufgeben und mich auch komplett aus der Kommunalpolitik zurückziehen“, kündigt er im MZ-Gespräch an.
Der Rückzug zum Ende des Jahres soll den restlichen verbliebenen drei Ortschaftsratsmitgliedern genug Möglichkeit zur Vorbereitung auf Webers Ausscheiden aus dem Rat und für eine geordnete Nachfolge auf dem Posten des Ortsbürgermeisters geben.
Weber hat sich über 30 Jahre in der lokalen Politik engagiert
Für ihn geht damit auch eine lange Ära ehrenamtlichen Engagements in seiner Heimatstadt zu Ende. 31 Jahre lang hatte er sich kommunalpolitisch eingebracht. Unter anderem die Rettung des Gasviertels vor dem Abriss, der Erhalt des historischen Katzenhauses am Lidiceplatz und die Stärkung des Theaters durch die Initiative „Stadt braucht Land“ stehen neben der zweijährigen Amtszeit als Mosigkauer Ortsbürgermeister auf seiner Habenseite.
Dieses Kapitel möchte er nun komplett hinter sich lassen. „Da wird erst einmal eine Lücke entstehen. Es wird aber sicherlich Dinge geben, die diese Lücke füllen werden“, ist er überzeugt. Vorerst möchte Weber sich stärker auf sein Privatleben und seine berufliche Tätigkeit als Trauer- und Festredner konzentrieren.