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"Ninja Warrior" aus Dessau "Ninja Warrior" aus Dessau: Trainingskurs von Michél Korpás zieht Top-Athleten an

Von Tim Fuhse 19.05.2018, 10:00
Die „Ninjas“ hängen in Dessau ab: Zirkusartist Casselly (4. v. l.) war Favorit der TV-Show, Hobby-Kletterer Korpás (r.) will in die nächste Staffel.
Die „Ninjas“ hängen in Dessau ab: Zirkusartist Casselly (4. v. l.) war Favorit der TV-Show, Hobby-Kletterer Korpás (r.) will in die nächste Staffel. Lutz Sebastian

Dessau - Den breiten hölzernen Haken an der Decke hat er fest umklammert. Der junge Mann pendelt hin und her, schwingt noch einmal kräftig zur Seite. Dann lässt er seinen muskulösen Körper krachend zum nächsten Objekt schießen. Ein beherzter Griff - und schon hat René Casselly die sogenannten Wingnuts gemeistert.

Michél Korpás beobachtet ihn aus einigen Metern Entfernung. „Gleich beim ersten Mal geschafft?“, fragt er ungläubig und schickt ein „Wow“ hinterher. An diesem Nachmittag hat sich eine ganze Handvoll Top-Artisten in der Bauhausstadt eingefunden. Dank Korpás - der Gastgeber ist so etwas wie Dessau-Roßlaus oberster „Ninja.“

„Ninja“-Parcours, Marke Eigenbau

Anfang des Jahres hatte der 46-Jährige sich für die TV-Show „Ninja Warrior“ beworben, bei der Athleten mit halsbrecherischen Manövern durch immer neue Hindernis-Parcours springen und schwingen müssen. Korpás scheiterte im Vorentscheid, auch wegen eines grippalen Infekts - seitdem trainiert er umso verbissener. Zusätzlich zum Trainingsraum auf dem Dachboden hat der Familienvater im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Askanischen Straße einen zweiten Parcours errichtet.

Auf etwa 40 Quadratmetern zieht sich ein massives Holzgerüst vom Eingang zur Rückwand, dann quer durch den länglichen Raum. Von der Decke hängen Autoreifen, Platten, schwere Seile, Griffe - sie sind die Hindernisse, sogenannte Obstacles. „Jede einzelne Schraube ist selbst gedreht“, versichert Korpás. Für die Bauarbeiten habe er drei Monate gebraucht, der fertige Kurs sei deutlich anspruchsvoller als seine alte Trainingsstätte auf dem Dachboden.

Ein besonderes Prachtstück: Die „Wingnuts“ am Eingang. „Da fliegen viele raus“, meint Korpás. Das Hindernis sei bis dato nur im US-amerikanischen Pendant der „Ninja Warrior“-Show aufgetaucht, selbst in Berlin gebe es so etwas nicht. Korpás’ persönlicher Kletterpark ist längst zum Geheimtipp in der Szene geworden. Über soziale Medien vernetzen sich Teilnehmer und Aspiranten der „Ninja“-Wettkämpfe - gemeinsame Trainingseinheiten finden jetzt öfters in Dessau statt.

Für die Trainingseinheit in Dessau fliegz sogar ein Nationalzirkus-Star ein

„Das hat er echt gut gemacht“, freut sich auch René Casselly über den Übungskurs. Sechs „Ninjas“ sind an diesem Nachmittag nach Dessau gereist - Casselly ist der unumstrittene Star unter ihnen. Der 21-Jährige wurde schon als Teenager mit dem „Goldenden Clown“ des renommierten Internationalen Zirkusfests von Monte Carlo ausgezeichnet. In der letzten „Ninja Warrior“-Staffel hat er sich den zweiten Platz erklettert. „Eigentlich war er sogar Favorit“, raunt Korpás.

Für die Trainingseinheit in Dessau ist Casselly am Vormittag extra aus Budapest eingeflogen. Dort schwirrt er derzeit beim ungarischen Nationalzirkus durch die Manege. Die Akrobatik hat der Spross der bekannten Casselly-Dynastie von Kindesbeinen an gelernt. „Ich bin Zirkusartist in siebter Generation“, berichtet der 21-Jährige. Jetzt klettert er auf Korpás’ Kurs grazil an zwei dünnen Drahtseilen entlang, hangelt sich scheinbar mühelos durch den Parcours.

Um ihn ist es still, die anderen Athleten schauen gebannt zu. „Heute sind nur Tiere hier, da sehe ich alt aus“, meint Michél Korpás. Trotzdem will der Familienvater sich unbedingt in die Riege der „Ninja Warrior“-Athleten einreihen. Seit dem misslungenen Casting-Versuch habe er sich „um 200 bis 300 Prozent“ verbessert. Im kommenden Februar will er es wieder bei der TV-Show versuchen.

Michél Korpás will sich erneut für die RTL-Show bewerben

„Im nächsten Jahr bin ich dabei, das ist kein Ziel - das schaffe ich“, ist sich der Dessauer sicher. Ganz am Schluss, nachdem alle Gäste sich am Parcours versucht haben, zieht Korpás sich selbst die Ringe hoch. Auf dem heimischen Kurs schafft er es tatsächlich weiter als einige der angereisten „Ninjas.“

Bei halber Distanz muss der 46-Jährige eine Eisenstange im Gerüst einhaken, verliert aber die Balance und lässt sich zu Boden fallen. Seine Gäste applaudieren trotzdem lautstark, auch Casselly klatscht energisch in die Hände. „Michél ist ziemlich fit“, findet der Zirkusartist. Mit der Hilfe seiner neuen Trainingspartner, da ist er sich sicher, könne es auch der Dessauer in die TV-Show schaffen. (mz)