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Grünen-Urgestein aus Sachsen-Anhalt steigt auf Neue Bundesministerin aus Dessau: Steffi Lemke wird Teil des „Ampel“-Kabinetts

Von Jan Schumann Aktualisiert: 26.11.2021, 09:11
Teil der neuen Bundesregierung: die Dessauerin Steffi Lemke
Teil der neuen Bundesregierung: die Dessauerin Steffi Lemke Foto: imago

Berlin/Dessau/MZ - Die Dessauerin Steffi Lemke soll für Bündnis 90/Die Grünen in die neue Bundesregierung aufrücken. Die 53-Jährige ist im Kabinett des designierten Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) als Umweltministerin vorgesehen. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstagabend nach stundenlangen Debatten in der Grünen-Spitze.

Mit Lemke sitzt erstmals seit 1998 wieder ein Landeskind aus Sachsen-Anhalt im Bundeskabinett. Damals amtierte der gebürtige Stendaler Jochen Borchert (CDU) als Agrarminister. Der berühmteste Bundesminister mit Wurzeln im heutigen Sachsen-Anhalt ist Hans-Dietrich Genscher. Der FDP-Politiker aus Reideburg, das heute zu Halle gehört, diente ab 1969 zunächst als Innenminister. Von 1974 bis 1992 war er fast durchgehend Außenminister.

Nun also Lemke. Sie war bereits in den vergangenen Tagen als mögliche Ministerin in der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP gehandelt worden.

Mitgründerin der Grünen in der DDR

Die gebürtige Dessauerin gilt als Urgestein der Ökopartei und äußerst erfahrene Parlamentariern. Die gelernte Melkerin arbeitete in den Achtzigerjahren zunächst als Briefzustellerin, machte später ein Studium zur Agraringenieurin. 1989 gründete sie die Grünen in der DDR mit.

1994 zog sie erstmals in den Bundestag ein, bis heute kommt sie auf 16 Jahre im deutschen Parlament. Parteiintern gilt Lemke als pragmatische Organisatorin und Strippenzieherin, von 2002 bis 2013 war sie Bundesgeschäftsführerin der Grünen - eine Art Generalsekretärin. Journalisten bezeichneten sie damals als „Dompteuse", die ihre nicht immer pflegeleichte Partei hinter den Kulissen zu disziplinieren wusste.

Auch als Grünen-Vorsitzende wurde Lemke in der Vergangenheit schon gehandelt, sie verzichtet. Bis heute arbeitet die Naturschutzexpertin als parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, sitzt in dieser zentralen Funktion auch immer wieder in der ersten Reihe im Bundestagsplenum. Auge in Auge mit den bisherigen Ministern.

Pragmatische Organisatorin, harte Verhandlerin

Auch in Sachsen-Anhalt machten Konkurrenten anderer Parteien bereits Bekanntschaft mit Lemke, die zwar als uneitel gilt, aber auch als knallharte Verhandlern: 2016 war sie maßgeblich daran beteiligt, dass die Grünen ihre Positionen in die Kenia-Koalition mit CDU und SPD einbrachten. Lemke ist geschieden und lebt mit einer Patchwork-Familie in Dessau. Ihr Herz hängt an der Elbe – nicht nur politisch, da sie für den Schutz des Flusses kämpft. Die Dessauerin verbringt auch einen großen Teil ihrer Freizeit auf dem Fluss.

In ihrem künftigen Ressort wird die designierte Ministerin für die Bereiche Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz zuständig sein.

Auch die weiteren Kabinettsmitglieder der Grünen wurden Donnerstagabend bekannt: Der frühere Parteichef Cem Özdemir soll Agrarminister werden. Grünen-Chef Robert Habeck wird Vizekanzler sowie Klima- und Energieminister. Co-Chefin Annalena Baerbock wird wie erwartet Außenministerin. Die rheinland-pfälzische Klimaministerin Anne Spiegel soll Familienministerin werden - ein Amt, das sie zuvor auf Landesebene ebenfalls schon inne hatte. Die aktuelle Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth soll Staatsministerin für Kultur und Medien werden.

Nicht Teil des Personaltableaus ist der Fraktionsvorsitzende Toni Hofreiter vom linken Flügel der Partei. Er galt lange als gesetzt, fällt nun aber zugunsten Özdemirs aus. Auch Co-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ist nicht Teil der Aufstellung.