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Naturkundemuseum Naturkundemuseum: Roßlauer Treuering als glänzender Endpunkt

Von Heidi Thiemann 07.05.2013, 18:22
Hans-Peter Hinze (r.) zeigt den Brief, der Anlass dafür war, dass Henning Vetter (l.) eine Vitrine für den Treuering schuf.
Hans-Peter Hinze (r.) zeigt den Brief, der Anlass dafür war, dass Henning Vetter (l.) eine Vitrine für den Treuering schuf. Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Was zehn Euro doch so alles bewirken können! Unglaubliches, wenn man hört, dass ein Brief, adressiert an „Museum Stadt Rom, August-Bebel-Straße 32, 06849 Dessau“ dem Roßlauer Treuering zu einer Vitrine verhalf. Weshalb der Ring ab Dienstag im Dessauer Naturkundemuseum von jedermann zu bestaunen ist.

Etwas verwirrend das alles? Aber Hans-Peter Hinze, Leiter der Vor- und Frühgeschichte des Museums, bringt Licht ins Dunkel des Rätsels, selbst wenn am Ende noch ein Geheimnis bleibt.

Der Brief also war ans Museum gerichtet, und reich frankiert im nördlichen Berlin am 28. Oktober 2011 aufgegeben worden. Der Absender, vermutet Hinze, muss einmal in Dessau gelebt haben. Denn darauf deutet zweierlei. Zum einen die Adresse August-Bebel-Straße 32 - die Adresse des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte zu DDR-Zeiten. Heute heißt die Straße allerdings wieder wie vormals Askanische Straße. Aber was - und das ist der zweite Hinweis - bedeutet „Museum Stadt Rom“?

Hinze schmunzelt. Zwar kenne er das „Stadt Rom“ selbst nicht, aber den Namen einer solchen Gaststätte. „Stadt Rom“ bewirtete schräg gegenüber vom Museum bis zum März 1945 Gäste - bis Dessau in Schutt und Asche fiel. Doch der Name „Stadt Rom“ habe sich zu DDR-Zeiten bei den alten Dessauern gehalten, auch wenn die später in das an gleicher Stelle erbaute „Restaurant Am Museum“ gingen oder in die im gleichen Neubauhäuserkomplex befindliche Afrikana-Eisbar.

Soweit also zum rätselhaften Briefumschlag, doch was ist mit dem Inhalt? Das fragte sich Hinze auch, als er den Brief, der in den vergangenen Monaten im Museum wohl vergessen worden war, das erste Mal selbst in den Händen hielt. „Ich habe mich unwahrscheinlich gefreut“, gesteht er und auch, dass er einen zweiten Sponsoren gewinnen und damit das Geld vervielfachen konnte. Denn Henning Vetter von der Kochstedter Firma Vetter hörte Hinzes Idee nicht nur, er setzte sie auch um - und baute eine kleine beleuchtete Vitrine für den Roßlauer Treuering. „Wir haben schon viele Aufträge vom Museum bekommen, da ist dann solch eine kleine Aufmerksamkeit doch selbstverständlich“, meint der Tischlermeister.

Hinze freut sich, endlich den Roßlauer Treuering präsentieren zu können und damit jenen spektakulären Fund, der am 7. September 2005 bei Grabungsarbeiten im Kellergewölbe der Wasserburg Roßlau ans Licht kam. Gut 500 Jahre ist es wohl her, dass der Ring verloren ging. Nun ist er im Naturkundemuseum der glänzende Endpunkt der archäologischen Ausstellung und leitet hinüber zum Museum für Stadtgeschichte im Johannbau.

Dass der Ring nun der Öffentlichkeit gezeigt werden kann, macht Hinze aber auch deshalb froh, „weil immer wieder Besucher kommen, die danach fragen“. Nicht zuletzt deshalb, weil Goldschmied Guido Stieler exklusiv Repliken des Fundes in Silber und Gold anfertigt, die gerne als Freundschafts- oder auch als Ehering gekauft werden. Von nun an ist das Original im Museum zu sehen.

Jetzt also ist erklärt, wie Museum, „Stadt Rom“ und Treuering zusammenhängen. Doch ein Geheimnis bleibt: Wer nur ist der unbekannte Absender? Hinze würde sich gerne bei ihm bedanken und sagen, welch großes Echo die Spende ausgelöst hat. „Vielleicht“, hofft er, „erfährt der Spender ja über die Medien davon.“