Nachfolger von Ralph Hirsch Nachfolger von Ralph Hirsch: Hubert Ernst soll neuer Präsident beim DRHV werden

Dessau - Ralph Hirsch hat sich den kleinen Spaß nicht nehmen lassen. Zum Gesprächstermin im „Radisson Blu“-Hotel hat der noch amtierende Präsident des Dessau-Roßlauer Handballvereins einen in blau und weiß gehaltenen Staffelstab mitgebracht. Hirsch grinst: „Leider ist es nicht das richtige blau, aber ich denke, das geht trotzdem.“
Der Leichtmetallstab aus der Leichtathletik ist eine Art Symbol. Denn an diesem schwülwarmen Vormittag sitzen die Vergangenheit und Zukunft der DRHV-Spitze bei einem Glas Wasser zusammen am Tisch. Neben Ralph Hirsch ist das Hubert Ernst, der der neue Präsident des Vereins werden soll.
Ernst, früher Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dessau, ist noch nicht in das Amt des Präsidenten gewählt. Allerdings ist das wohl nur noch ein bürokratischer Schritt bei der Mitgliederversammlung im September. Hirsch ist sich sicher, dass Ernst sein Nachfolger wird. „Es gab bereits klare Signale“, sagt er.
Bereits um 2000 war Hubert Ernst drei Jahre lang Präsident des damaligen Dessauer HV
Mit dem Ende der Spielzeit in der 2. Handball-Bundesliga hat Hirsch sein Amt als Präsident im Grunde niedergelegt. „Das Amt erfordert sehr viel Zeitbudget“, begründet Hirsch. Ihm sei es aufgrund seiner Haupttätigkeit als Sportdirektor vom Verein „Anhalt Sport“ „zu viel geworden“. Bereits vor einigen Wochen wurde daher Hubert Ernst in den Vorstand kooptiert - mit dem Ziel, den Übergang für den neuen Mann zu erleichtern. Mittlerweile hat Ernst die Aufgaben des Präsidenten übernommen, er meinte, er habe „sehr große Demut, noch bin ich nicht gewählt“.
Ein ganz unbekanntes Terrain würde Ernst nicht betreten. Bereits um 2000 war er drei Jahre lang Präsident des damaligen Dessauer HV und hat dem Handball in der Muldestadt auch danach stets die Treue gehalten. „Ich bin ein Fan, wie er im Buche steht“, sagt das Ehrenmitglied des DRHV. „Ich habe den Verein nie verlassen.“ Wie es in den letzten Monaten für den Fan Ernst war, als Dessau-Roßlau nach drei Saisons aus der 2. Bundesliga abgestiegen ist? „Ich habe mitgelitten.“
„Wir können stolz darauf sein, drei Jahre in der 2. Liga gespielt zu haben“
Für Ralph Hirsch ist der Abgang mit dem Zweitliga-Abstieg der undankbarste. Dennoch blickt er auf vier erfolgreiche Jahre an der Vereinsspitze zurück. „Wir sind im Herbst 2015 mit großen Zielen gestartet.“ 2014 war der DRHV noch in einer finanziellen Schieflage und laut Hirsch sogar von einer erneuten Insolvenz bedroht: „Das wichtigste war, den Verein schuldenfrei zu bekommen.“ Mit einem großen Entschuldungsprogramm gelang das innerhalb relativ kurzer Zeit. Hirsch zieht jetzt einen Vergleich: „Als wir damals angefangen haben, hatten wir einen Etat von 500.000 Euro in der Saison, heute bewegen wir uns bei rund einer Million.“
Das zweite große Ziel, Dessau-Roßlau wieder in die handballerische Zweitklassigkeit zu bringen, wurde 2016 erreicht. Hirsch sagt nach dem Abstieg: „Wir können stolz darauf sein, drei Jahre in der 2. Liga gespielt zu haben.“ Doch: „Ziel des Vereins muss weiter die 2. Liga sein.“ Gegen Ende der abgelaufenen Spielzeit hat der Vorstand den Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben. Untermauert wird das von den Sponsoren, wie Hirsch sagt: „Wir spielen in der neuen Saison unter Zweitligabedingungen - Handball hat in der Stadt die meiste Tradition und Wertigkeit.“
Der frühere Sparkassenchef Ernst genießt ein hohes Ansehen in der Stadt
Hubert Ernst will beim Erfüllen dieses Ziels helfen. Der frühere Sparkassenchef genießt ein hohes Ansehen in der Stadt und ist hervorragend vernetzt. „Ich strebe nach Leistung und Identifikation zur Stadt“, sagt er über sich. In den letzten Wochen hat er bereits ersten Kontakt zu weiteren Entscheidungsträgern des DRHV gesucht. „Ich will nichts vorgreifen“, betont er ob der ausstehenden Wahl zwar, aber: „Ich verfüge über ein großes Zeitpensum und das ist eine spannende Herausforderung.“
Für den Dessau-Roßlauer HV ist der Sommer 2019 ein Sommer der Veränderung. Mit Sebastian Glock kommt zum 1. Juli ein neuer Geschäftsführer für die Spielbetriebsgesellschaft, fast das halbe Team ist neu und es gibt - noch unter Vorbehalt der Wahl - einen neuen Präsidenten. Ist es die Chance neu anzugreifen oder ein Risiko? Hubert Ernst ist entschlossen: „Ich sehe ein deutliches Plus bei den Chancen.“ Im Vergleich zu früher habe sich vor allem die Infrastruktur im Verein verbessert: „Ich würde gerne den weiteren Wandel mitgestalten.“
Hirsch hat den Staffelstab als DRHV-Präsident weitergeleitet. Im übertragenen Sinn, im Anschluss an das Gespräch jedoch auch symbolisch: „Ich wünsche mir für den DRHV, dass die Ziele, mit denen wir damals gestartet sind, weiter verfolgt werden.“ Seinem Nachfolger wünscht er „ein gutes Händchen“. (mz)