1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Ruß klebt an den Fenstern: Nach Wohnhausbrand in Dessau: Ein Mieter beschwert sich - Warum dauert die Sanierung so lange?

Ruß klebt an den Fenstern Nach Wohnhausbrand in Dessau: Ein Mieter beschwert sich - Warum dauert die Sanierung so lange?

Von Heidi Thiemann 11.06.2018, 09:36
Am 2. Dezember hat es gebrannt. Jetzt soll die Sanierung der Wohnungen und der Fassade starten.
Am 2. Dezember hat es gebrannt. Jetzt soll die Sanierung der Wohnungen und der Fassade starten. L. Sebastian

Dessau - Er hat schon alle möglichen Arten Kraftreiniger ausprobiert. Nichts hilft. Der Ruß wird nur verschmiert. Seit einem halben Jahr schaut Roland Schwanz durch grauverschleierte Fensterscheiben, kann den Balkon nicht nutzen.

Volle Miete, trotz Schaden

Seine Wohnung ist am 2. Dezember 2017 durch einen Brand im Wohnhaus Schlossplatz 1 in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch sein Vermieter, die Dessauer Wohnungsbaugesellschaft (DWG), hat die Schäden noch nicht beseitigt, kritisiert der 64-Jährige. Er beklagt fehlende Informationen und auch, dass er für die Wohnung die volle Miete zahlen muss.

Mitte voriger Woche hat sich die MZ mit der Beschwerde des Lesers an die DWG gewandt. Noch am Freitag hieß es von dort: ab Montag wird alles in Ordnung gebracht. Doch die Frage bleibt, warum hat alles so lange gedauert?

Die Auswirkungen des Brandes sind auf der Rückseite des Hauses noch deutlich zu sehen. Die Fassade ist rußgeschwärzt, Balkonbrüstungen zum Teil stark geschädigt. Zwei Wohnungen - im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss - waren beim Brand vollkommen zerstört worden.

Ein Mieter starb, 60 wurden teilweise evakuiert 

Der Brand, der am Nachmittag des 2. Dezember ausgebrochen war, endete dramatisch: Ein Mieter starb, 60 wurden teilweise evakuiert. Die Dessauer Wohnungsbaugesellschaft, sagt Pressesprecher Walter Matthias, „hatte noch in den Nachtstunden für die Hausbewohner etliches geregelt.“ Strom, Heizung, Wasser wurden sichergestellt. Und es gab ein erstes Informationsgespräch mit den Mietern, „in dem diese vom zuständigen Mitarbeiter der DWG über das weitere zeitliche Verfahren in Kenntnis gesetzt wurden“, sagt Matthias.

An diesem Gespräch nahm auch der Gutachter der Ösa-Versicherungen teil, der auch die Schäden in den anderen Wohnungen ermittelte. Erst nach der Gesamtschadensaufnahme, wurde den Mietern erklärt, könnten Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. „Das aber war vor einem halben Jahr“, beklagt Mieter Schwanz.

„Das gesamte Verfahren zog sich hin“, gibt Matthias zu. Dass die Wohnung, in der der Brand ausbrach, lange beschlagnahmt war und erbrechtliche Fragen zu klären waren, spielte eine Rolle. Ende April war der Gesamtschaden aufgenommen. Roland Schwanz, der sich zwischenzeitlich mit einem Brief an DWG-Chefin Antje Passlack wandte, wurde mitgeteilt, dass ihm zugesicherte Malerarbeiten zeitnah durchgeführt werden.

„Passiert ist aber nichts“, klagte er noch vergangene Woche und zeigt auf die besonders im Schlafzimmer und Balkon sichtbaren Schäden. „Gerade jetzt bei dem Wetter kann ich den nicht nutzen“, ist er sauer. Den halben Tag hat er Sonne auf dem 2,80 Meter mal 1,10 Meter großen Balkon. Doch hier sitzen und Kaffee trinken oder Wäsche trocknen? Er winkt ab. Auch eine Mietminderung hat er geltend gemacht, doch zahlt er - trotz der Einschränkungen - noch die Miete in voller Höhe.

Rund 150.000 Euro Schaden

Aber Abhilfe ist endlich in Sicht. Ab Anfang der Woche sollen zuerst Fenster und Balkon in der Wohnung von Roland Schwanz grundgereinigt, anschließend Schlafzimmer und Wohnzimmer gemalert werden.

„Alles hat sich um einige Wochen verzögert, weil es im Baugewerbe ordentlich brummt“, sagt Matthias. So fehle es an Rüstkapazitäten. „Durch intensive Bemühungen der Mitarbeiter der DWG ist es gelungen, Rüstkapazität von einem anderen Vorhaben zu nutzen“, teilt er mit. Nicht nur die Wohnung von Roland Schwanz wird jetzt in Ordnung gebracht, auch die beiden zur Zeit nicht bewohnbaren Wohnungen. Außerdem erfolgt eine Fassaden- und Balkonreinigung an der Westfassade des Hauses. Insgesamt sind Schäden in Höhe von rund 150.000 Euro zu beseitigen.

Geklärt wird auch das Problem der Mietminderung, versichert der Pressesprecher. Die Mieter seien bereits vor Monaten darüber informiert worden, „dass erst nach dem Abschluss der Sanierungsmaßnahmen rückwirkend eine Mietminderung gewährt werden kann, weil dann der genaue Zeitraum der entstandenen Einschränkungen bekannt ist.“ Der Betrag werde am Ende addiert und verrechnet, erklärt Matthias. Mieter Roland Schwanz findet das Vorgehen trotzdem nicht in Ordnung.

(mz)

An Fenster und Rahmen klebt noch immer Ruß. Gegen die Brandspuren vom 2. Dezember hat Roland Schwanz vergeblich gekämpft.
An Fenster und Rahmen klebt noch immer Ruß. Gegen die Brandspuren vom 2. Dezember hat Roland Schwanz vergeblich gekämpft.
Lutz Sebastian