Nach Kunstraub 2016 Nach Kunstraub 2016 in Dessau: Polizisten finden zufällig drei gestohlene Bilder in einer Wohnung

Dessau - Der Dessauer Kunstraub ist fast aufgeklärt: Drei großformatige Gemälde, die 2016 aus einer Ausstellung des Anhaltischen Kunstvereins gestohlen worden waren, sind wieder aufgetaucht. Ein 20-jähriger Dessauer hatte sie bei sich zu Hause abgestellt.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat sie die Polizei zufällig Ende November bei einem Routineeinsatz entdeckt. Sie waren Ende Juli 2016 aus der Galerie des Anhaltischen Kunstvereins gestohlen worden. Es handelt sich um drei Werke namhafter Künstlerinnen. Der Schaden betrug rund 18.000 Euro.
Eigentlich waren die Beamten wegen einer Ruhestörung gerufen worden. In einer Wohnung, die nicht weit entfernt vom Ort des Diebstahls im „Kunstraum 22“ liegt, fielen ihnen drei handgemalte Gemälde auf, „die irgendwie nicht zum Rest der Einrichtung passen wollten“, erklärt Sebastian Opitz vom Dessau-Roßlauer Polizeirevier.
Ob der Mieter der Wohnung auch der Dieb ist, ist derzeit nicht klar
Einer der Beamten erinnerte sich an die Ermittlungen zum Kunstdiebstahl vor über einem Jahr. „Nachforschungen ergaben, dass die Bilder, die nun in der Wohnung des 20-Jährigen standen, tatsächlich im Sommer 2016 in der Galerie gestohlen worden waren.“ Ob der Mann auch der Dieb ist, ist derzeit nicht klar. Ermittelt wird wegen Diebstahls - geprüft wird aber auch der Verdacht auf Hehlerei.
„Wir sind erstmal froh, dass die Bilder wieder da sind“, sagt Gerhard Lambrecht, der Vorsitzende des Anhaltischen Kunstvereins. „Es war gegenüber den Künstlerinnen keine einfache Situation, ihnen sagen zu müssen, dass ihre Bilder gestohlen wurden.“ Die Reaktionen waren unterschiedlich. „Mit dem Entstehen eines Werkes sind Emotionen verbunden.
Niemand gibt ein Bild gern einfach so her und Künstler wollen, dass es in guten Händen ist.“ Die Leipziger Galeristin hatte Lambrecht schon über den Fund der verschwundenen Bilder informiert, und die wiederum die beiden Künstlerinnen aus Brandenburg. Gudrun Brüne hatte zwei Bilder ausgestellt, Claudia Hauptmann eins. Beide malen in der Tradition der Leipziger Schule.
Gemälde waren im vergangenen Jahr gestohlen worden
Die drei Bilder waren gestohlen worden, als die Ausstellung „Blau auf blasser Haut - Tattoo in der zeitgenössischen Kunst“ in der Askanischen Straße noch lief. „Die Braut“ war eines der auffälligsten der Ausstellung - es zeigt eine liegende Frau, auf deren Hintern ein QR-Code tätowiert ist.
Auf dem Bild „Second Hand“ sind fünf Masken zu sehen, auf denen Preisschilder kleben und in deren Gesichter „Fame“ oder „Sex“ geschrieben steht. Diese Gemälde von Claudia Hauptmann kosteten jeweils 3.900 Euro. Das Hochformat „Rückenakt“ von Gudrun Brüne offenbart zwei tätowierte Schwäne. Es ist 10.000 Euro wert.
Der Diebstahl hatte den Verein auch intern über Monate beschäftigt. Und auch jetzt bleibt für die rund 150 Mitglieder im traditionsreichen Anhaltischen Kunstverein nach wie vor ein ungelöstes Rätsel: Wie kamen der oder die Diebe in die Galerie? Es gab keine Einbruchsspuren. Eine Mitarbeiterin hatte damals nach der regulären Öffnung abgeschlossen, eine weitere schloss am nächsten Tag auf und entdeckte, dass drei Bilder fehlen.
Die Kuratorin der Ausstellung ist erleichtert
Eine Vermutung war, dass ein Schlüssel oder Zweitschlüssel benutzt worden sein muss. Eidesstattliche Versicherungen wurden abgegeben. Kurz nach dem Vorfall wurden nicht nur alle Schlösser ausgetauscht, sondern auch technisch aufgerüstet: Es gibt mehr Kameras und Bewegungsmelder. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, so Lambrecht. Wie genau das nun passiert ist, ist auch etwas, das uns brennend interessiert.“
Die Kuratorin der Ausstellung ist erleichtert. „Ich habe diese Nachricht mit Freude aufgenommen. Endlich können diese Bilder der Gesellschaft wieder zur Verfügung stehen“, sagt Sabine Elsner von der Leipziger Galerie Artae. „Es hing wirklich wie ein Damoklesschwert über uns und auch den Künstlerinnen. Das war keine schöne Situation.“ Die Bilder sollen nach Abschluss der Ermittlungen übergeben werden. (mz)