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Hochdruck auf Hafengleisen Nach Hafenumbau in Roßlau: „Es ging gleich in die Vollen. Ohne Pause.“

Der neue Hafenkran bekommt viel zu heben.

Von Silvia Bürkmann 17.01.2022, 12:40
Der Hafen Roßlau mit neuer Draufsicht und Skyline: Neben dem  neuen Hafenkran wirken die Fuchs-Umschlagbagger (in Türkisblau)  zierlich.
Der Hafen Roßlau mit neuer Draufsicht und Skyline: Neben dem neuen Hafenkran wirken die Fuchs-Umschlagbagger (in Türkisblau) zierlich. (Foto: Thomas Ruttke)

Roßlau/MZ - Seit einem halben Jahr ist der runderneuerte Industriehafen Roßlau (IHR) wieder in Betrieb. „Und es ging gleich in die Vollen. Ohne Pause“, erinnert sich IHR-Geschäftsführer Gunto Mörer an den Sommer.

Nach der Einweihung der neuen, zweiten Gleisanlage auf dem neuen Kai wurde im Juli auch der neue Hafenkran aufgestellt. Der ersetzt den alten „Fritz“, sieht ganz anders aus, ist mobil auf großen Raupenketten unterwegs und kann in steilster Auslage bis zu 300 Tonnen heben. Sein Name ist nicht prosaisch, sondern technisch: „LR 1300“.

Und der Neue ist schon gut im Einsatz beim Umschlag von Stahl und Holz zwischen Schiff, Straße und Schiene. Der Umschlag über Kaikante ist aktuell bei Kunden kaum gefragt, im Gegenteil zu den zwei anderen Verkehrsträgern auf Schiene und Straße. So reihen sich die Waggons wie an zwei Perlenketten aneinander, parallel auf den zwei Gleisen nebeneinander.

Der Industriehafen Roßlau gehört zu diesem Verbund von sechs Häfen

Aktuell haben die Waggons jede Menge Bleche in den Hafen gebracht. Gezogen oder geschoben von der Waggonübergabestelle (Wüst) vor den Toren vom Deutschen Hydrierwerk bis an die Kaimauer von den zwei unverwüstlichen Rangierloks V60 der Sächsischen Binnenhafen Oberelbe GmbH (SBO). Zu diesem Verbund von sechs Häfen gehört der Industriehafen Roßlau. Die Rangierloks V60 - gebaut 1980 - sind robust, langlebig und können bis zu 600 Tonnen ziehen. Auch über die Steigung von 25 Promille, die sich unter der Topographie des Hafengeländes verbirgt. Durch das limitierte Tempo der Lastzüge auf dem Industriegelände braucht eine Rangierfahrt vom Kai zur Wüst und zurück etwa eine halbe Stunde Zeit. Das macht in Summe - ohne Punkt und Komma und Pause - 16 Rangierfahrten an einem achtstündigen Arbeitstag.

Mittels Saugtraverse hievt der Kran die Stahlbleche vom Waggon auf den Lkw.
Mittels Saugtraverse hievt der Kran die Stahlbleche vom Waggon auf den Lkw.
(Foto: Thomas Ruttke)

Diese Zeit nun lässt sich nicht beliebig dehnen oder verkürzen. „Wo wir optimieren könnten, wäre eine höhere Anhängelast pro Fahrt“, legt Geschäftsführer Mörer dar. Und deutet auf eine Investition hin, die eine deutliche Leistungssteigerung bringen könnte: Eine größere und stärkere Lokomotive mit größerem Last-Durchsatz pro Tour. Aber das obliegt der Entscheidung und Finanzen der Unternehmensgruppe SBO.

Über Jahreswechsel war die Belegschaft soweit zusammengeschmolzen, dass der Hafenchef noch einmal selbst Hand anlegen musste

Das Hafenteam, das all die Lasten dirigiert und bewegt, ist klein. Hat vier gewerbliche Mitarbeiter und zwei im Büro. Zu Letzteren gehört auch der neue Hafenbetriebsleiter und Anschlussbahnleiter Mario Steiner, der im vorigen Sommer die Nachfolge von Lutz Wiesel übernahm, der in den Ruhestand ging. Zwei neue Mitarbeiter wurden jüngst gewonnen.

Über den Jahreswechsel war die Belegschaft durch Urlaub und Krankheit soweit zusammengeschmolzen, so dass Hafenchef Steiner am ehesten auf dem Gelände zu finden war. In Warnjacke, mit Helm und Arbeitshandschuhen packte der Chef mit an.

So titelte der „Anhalt-Kurier“ am 1. Juli 2021.
So titelte der „Anhalt-Kurier“ am 1. Juli 2021.
(Screenshot: MZ)

Vom Lager oder Waggon auf Lkw umzuschichten sind große Stahlbleche aus den Walzwerken von Italien bis Ilsenburg. 13 Meter lang und drei Meter breit, je nach Blechdicke pro Stück zwischen drei und 13 Tonnen schwer. LR 1.300 hievt sie wie spielend auf die Tieflader. Hafenarbeiter und Chef platzieren die Antirutschmatten zwischen den Blechen.

Dann springen die großen Motoren an. Die Fuhre macht sich auf den Weg nach Gräfenhainichen zur Siag Industrie GmbH. Dem Nachfolger von Ambau bei mit Windenergietürmen.