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Nach dem Hochwasser Nach dem Hochwasser: Ölgeruch steckt im Mauerwerk

Von Henrik Klemm 04.03.2003, 17:56

Dessau/MZ. - Er könne, so sagen Experten, reizbar und schlaflos machen, Kopfschmerzen auslösen. Dabei sind die Mauern trocken, scheinen die größten Schäden, die das verheerende Hochwasser im vergangenen Jahr mit sich brachte, überwunden. Doch dieser Ölgeruch? Ja, sagt Barbara Seiffert, im Keller sei damals Öl aus den Tanks gelaufen. "Nicht viel, die Behälter waren halbleer."

Walter Osbeck, der gemeinsam mit der Dessauer Architektin Jaqueline Lohde an diesem Tag vor Ort ist, kennt die Geschichten. Der Experte für Ölschäden durch Hochwasser - er arbeitet für das Unternehmen Öl- und Brandschadenservice in Bayern - kommt gerade aus Dresden von einer Messe. Dort hat er von seinen Erfahrungen, die er im Verlauf zehnjähriger Tätigkeit in seiner Heimat und nun auch in Sachsen sammelte, berichtet. Eines sagt er auch in Waldersee unmissverständlich: "Wenn ihnen ein Fachmann sagt, wir reinigen die Wand mit Spezialprodukten, Tensiden oder Bakterien, werfen sie ihn raus." Gerhart Wendt hat es selbst erlebt. In der Wohnstube verputzte er probeweise eine Stelle neu. Alsbald entstand ein dunkler Fleck.

"Das ist Öl", sagt Osbeck. Es stecke im Mauerwerk drin, habe Wärmedämmung und Sperren zerstört, sich den Weg durch Rohrleitungen, Durchbrüche und Isolierungen gesucht, sogar Hohlräume ausgefüllt.

Plötzlich tritt es dann dort zu Tage, wo man es niemals vermutet hätte. "Öl wandert" sagt Osbeck. "Fünf bis sechs Jahre, ehe es verharzt." Oft würden die Betroffenen denken, die Flecke zeugen von Nässe. Das sei ein Trugschluss, insbesondere dann, wenn nichts schimmelt, die Tapete sich nicht löst und der Fleck ein wenig dunkel glänzt.

Für Osbeck steht fest: "Da hilft nur das Auswechseln des Mauerwerks." Nach bestimmten Regeln, denn das Öl wandere auch in neues Mauerwerk, wenn es nicht isoliert werde. Decken und Böden hingegen sollten gereinigt und danach mit Epoxydharzen versiegelt werden. Gerhart Wendt schüttelt mit dem Kopf. Er ahnt, was seiner Familie noch bevorsteht.

Eine Infoveranstaltung zum Thema wird am kommenden Freitag, 7. März, 18 Uhr, im Speisesaal der Stromag, Dessauer Straße 10, durchgeführt.