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Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen Nach Corona-Pause: Dessaus Ein-Euro-Jobber sind wieder im Dienst

Für den zweiten Arbeitsmarkt konstatiert das Jobcenter Dessau-Roßlau trotz erschwerter Coronabedingungen keinen Einbruch.

Von Sylke Kaufhold 23.08.2021, 16:00
Grünpflegearbeiten werden von Ein-Euro-Jobbern ausgeführt, die damit die Firmen unterstützen.
Grünpflegearbeiten werden von Ein-Euro-Jobbern ausgeführt, die damit die Firmen unterstützen. (Foto: dpa)

Dessau/MZ - Seit einigen Wochen sieht man sie wieder verstärkt im Stadtgebiet, Männer und Frauen in grünen Westen, die Müll aufsammeln, Rasen mähen, Grünanlagen säubern. Es sind Ein-Euro-Jobber (Arbeitsgelegenheit-AGH), deren Maßnahmen coronabedingt nicht wie geplant durchgeführt werden konnten. Im vorigen Jahr nicht und auch in diesem Jahr nicht.

So hat zum Beispiel der Eigenbetrieb Stadtpflege seine AGH-Maßnahme „Stadtpflege“ vom 1. März bis 30. Juni diesen Jahres aufgrund der coronabedingten Einschränkungen unterbrochen. Auch im vorigen Jahr ruhte von März bis Mai der Präsenzbetrieb. Eingebrochen sei der zweite Arbeitsmarkt in den vergangenen anderthalb Jahren aber nicht, betont Ines Blaschczok, Geschäftsführerin des Jobcenters Dessau-Roßlau. „Corona hat uns zwar innehalten lassen, aber am Ende haben wir 2020 sogar 27 statt der geplanten 26 AGH durchgeführt.“

300 Langzeitarbeitslose hatten 2020 eine Arbeitsgelegenheit

Dabei gab es zum Beginn des ersten Coronajahres zunächst einen Abbruch bei den Ein-Euro-Job-Maßnahmen. Acht neue AGH wurden von Januar bis April 2020 umgesetzt. Fünf weitere geplante kamen laut Blaschczok nicht zustande, da die Regelungen zur Eindämmungsverordnung eine räumliche und inhaltliche Umsetzung nicht möglich machten. Hinzu kam die über Monate unsichere Pandemiesituation. „Das führte auch dazu, dass einige Träger begonnene Maßnahmen nicht wieder aufgenommen haben, nachdem sie unterbrochen werden mussten“, so die Jobcenterchefin.

Als erfreulich sieht Blaschczok es deshalb an, dass es gelungen ist, in der schwierigen Situation bis Jahresende 2020 alternativ 16 neue AGH-Maßnahmen zu starten. Hinzu kommen elf weitere im Rahmen des Landesprogrammes „Stabilisierung und Teilhabe am Arbeitsleben“. Insgesamt nahmen damit in 2020 300 Kunden des Jobcenters Dessau-Roßlau an einer Arbeitsgelegenheit teil. Das waren 100 weniger als im Jahr 2019. „Angesichts der Wirrungen durch die Pandemie ist dies dennoch ein gutes Ergebnis“, findet die Jobcenterchefin.

Weitere 167 Kunden seien vom Jobcenter bereits für AGH gewonnen und zugewiesen gewesen. Diese Plätze blieben aber frei, da die Teilnahme aufgrund der Coronasituation freiwillig war. „Viele unserer Kunden haben gesundheitliche Einschränkungen, deshalb habe ich Verständnis, wenn diese Bedenken hinsichtlich einer AGH-Teilnahme hatten“, erklärt Blaschczok,

Maßnahmen sollen näher an die Wirtschaft und nachhaltiger werden

Die AGH-Maßnahmen sind nicht das einzige Förderinstrument, um Langzeitarbeitslose wieder näher an den Arbeitsmarkt zu bringen. Seit 2019 gibt es das so genannte „Teilhabe- und Chancen-Gesetz“, womit unter anderem Lohnkostenzuschüsse für sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gezahlt werden. 75 Kunden des Jobcenters Dessau-Roßlau nahmen 2020 eine solche geförderte Beschäftigung in einem Wirtschaftsunternehmen auf. 2019 waren es 102 und für 2021 sind 41 geplant. „Wir fahren diese Maßnahmen im Vergleich zu den AGH höher“, erklärt Ines Blaschczok. Denn das Teilhabe-und Chancengesetz biete den Kunden eine echte Chance, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Förderdauer sei mit bis zu sieben Jahren sehr lang, die Kunden gingen einer normalen Beschäftigung nach, bei der sie nach Entgelttarif bezahlt würden. Und nicht zuletzt würden die Teilnehmer gecoacht, um ihnen den Einstieg in den Arbeitsalltag zu erleichtern und bei Problemem zu helfen. Auch die Qualifizierung der Teilnehmer wird im Rahmen der Maßnahme vom Jobcenter finanziert.

Neue Wege für den zweiten Arbeitsmarkt geplant

Dass dies der richtige Weg für die Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser sei, zeige laut Blaschczok die Tatsache, dass es bei den bisher 205 Teilnehmern nur fünf gegeben hat, die abgebrochen haben. Die Arbeitsgebiete sind sehr breit gefächert, liegen im Gartenbau und Bausektor, in Museen, der Verwaltung.

Das Dessauer Jobcenter strebt deshalb bei der geförderten Beschäftigung eine neue Qualität an. „Wir wollen nicht mehr nur die Maßnahme und dann ist Schluss, sondern einen Anschluss bieten, zum Beispiel eine Ausbildung für unter 28-Jährige“, erklärt Ines Blaschczok. Deshalb sei es das Ziel, in einer Symbiose von Maßnahmeträger und Arbeitgeber zu agieren. Gut vorstellbar wäre dies ihrer Meinung nach bei Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Erfolgreich praktiziert wird dies bereits von Dekita und Grone-Bildungszentren bei der Beschäftigung von Sprach- und Kulturmittlerinnen in Kitas.