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MZ-Gespräch mit dem Vorsitzenden des Anwaltvereins MZ-Gespräch mit dem Vorsitzenden des Anwaltvereins: Service gegen die Hemmschwelle

09.02.2003, 17:47

Dessau/MZ. - Warum gibt es einen solchen Verein?

Markworth: Wir verfolgen mehrere Ziele, zum einen die Förderung unserer Berufsstandinteressen, zum anderen wollen wir einen Service für die Bürger bieten. Und nicht zuletzt leisten wir auch Lobbyarbeit für die Region.

Der Rechtsanwalt als Helfer in Problemsituationen - ist das noch ein Wunschbild?

Markworth: Jein. Natürlich ist bei vielen die Hemmschwelle, einen Rechtsanwalt aufzusuchen, noch groß, ist die Meinung weit verbreitet, dass Rechtsanwälte für normale Leute nicht bezahlbar seien. Hier müssen und wollen wir mit einer öffentlichkeitswirksamen Vereinsarbeit aufklären und vom Gegenteil überzeugen. Denn jeder Rechtsanwalt ist an eine allgemein gültige Gebührenordnung gebunden.

Was bietet der Anhaltinische Anwaltverein für Serviceleistungen?

Markworth: Wir unterhalten eine Rechtsberatungsstelle am Amtsgericht und eine Strafverteidiger-Hotline. Die Beratungsstelle ist dienstags aller 14 Tage von einem unserer Anwälte besetzt, der Ratsuchenden eine erste Wegweisung gibt. Voraussetzung für eine solche Beratung ist ein so genannter Beratungshilfeschein, der im Amtsgericht ausgestellt wird. Damit entfallen für den Ratsuchenden, wenn er eine bestimmte Einkommenshöhe nicht übersteigt, die Gebühren.

Wie wird die Beratungsstelle in Anspruch genommen?

Markworth: Leider nicht regelmäßig in ausreichendem Maße. Wir wissen momentan noch nicht so richtig, woran dies liegt, denn in anderen Orten ist die Resonanz größer.

Was ist eine Strafverteidiger-Hotline?

Markworth: Dieser Straftverteidiger-Notdienst wird ebenfalls von unseren Mitgliedern abgedeckt. Er bietet die Möglichkeit, auch außerhalb unserer Dienstzeiten und am Wochenende einen Anwalt zu Hilfe zu holen. Dabei denken wir nicht nur an Straftäter. Auch Bürger, die beispielsweise in einen Verkehrsunfall mit schweren Folgen verwickelt sind, die angetrunken am Steuer saßen und erwischt wurden oder Eltern, deren Kinder mit der Polizei Bekanntschaft schlossen, können hier anrufen. Der Kollege gibt erste Ratschläge und vermittelt bei Bedarf weitere Ansprechpartner.

Welche berufsinternen Probleme beschäftigen den Verein derzeit?

Markworth: Ein Thema ist derzeit die Diskussion um die Fachanwaltschaften. Die Befürworter wollen den Klienten Experten in den einzelnen Fachbereichen anbieten, ähnlich den Fachärzten in der Medizin. Kleinere Kanzleien hingegen befürchten, dass ihnen damit Tätigkeitsfelder verloren gehen und wehren sich gegen diesen Vorschlag. Hier wird also bundesweit um eine Lösung gerungen. Ebenfalls nach einer Lösung wird bei der Juristenausbildung gerungen, die unserer Meinung nach einer grundlegenden Änderung bedarf. Hier hat der Deutsche Anwaltverein jetzt einen entscheidenden Schritt nach vorn gewagt, in dem er eine eigene Referendarausbildung organisiert und anbietet. Ziel ist es, durch diese Spezifizierung Einfluss auf den eigenen Berufsnachwuchs nehmen zu können.

Der Anwaltverein begeht in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Gibt es Grund zum Feiern?

Markworth: Ich denke schon. Der Verein hat sich etabliert in der Region und findet Anerkennung auch auf Landes- und Bundesebene. Mit unserer Fachtagung im vergangenen Jahr haben wir diesbezüglich einen entscheidenden Schritt getan. In dieser Richtung werden wir weitermachen. Deshalb nehmen wir unser Zehnjähriges zum Anlass, Kollegen aus ganz Deutschland im August zum zweiten Anwaltstag nach Dessau einzuladen.

Der Strafverteidiger-Notdienst ist immer unter der Telefon-Nummer 01 70 / 6 42 22 69 von montags bis donnerstags in der zeit von 18 bis 8 Uhr und am Wochenende von Freitag, 16 Uhr, bis Montag, 8 Uhr, zu erreichen. Die nächste Beratung der anwaltlichen Beratungsstelle im Amtsgericht wird am Dienstag, dem 18. Februar, stattfinden.