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MZ-Gespräch mit Andreas Pretzlaff MZ-Gespräch mit Andreas Pretzlaff: Ein Schmankerl zum Abschluss

10.07.2003, 16:43

Dessau/MZ. - MZ-Redakteurin Annette Gens unterhielt sich mit Pretzlaff über die Notwendigkeit, Polizisten mit der bewährten Methode wieder vertraut zu machen.

Der Schutzmann mit weißem Mantel, Reglerstab in der Hand, das ist mittlerweile für viele ein eher ungewohntes Bild. Wie haben das am Mittwoch die Autofahrer auf der Museumskreuzung gesehen?

Pretzlaff: Größtenteils gelassen. Alles verlief reibungslos, bis auf wenige Ausnahmen.

Die da wären?

Pretzlaff: Naja, manche nähern sich regelrecht mit Unbehagen dieser Kreuzung. Das merkt man schon. So kam es am Ende zu kleinen Missverständnissen. Ein Fahrlehrer zum Beispiel hatte seinen Schüler instruiert, die Haltelinie an der Kreuzung zu überfahren. Das Fahrzeug war unmittelbar vor dem Regler zum Halten gekommen. Da muss wohl noch mal nachgeschaut werden, was die Straßenverkehrsordnung zu dieser Frage wirklich aussagt.

Fußgänger hatten vor allem bei der Drei-Seiten-Sperrung nicht mehr gewusst, dass sie eigentlich noch nicht die Kreuzung überqueren dürften. Die alten Kinderregeln sind offensichtlich nicht mehr gegenwärtig. Wir müssen eben alle lernen.

Siehst du Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken, lautet eine dieser Regeln. Gibt es noch mehr?

Pretzlaff (schmunzelnd): Siehst du beide Fingerspitzen, kannst du über die Kreuzung flitzen. - Lustig, aber eben auch anschaulich und leicht zu merken.

Aber mal im Ernst, diese Kreuzung fordert natürlich von Polizisten viel Konzentration. Immerhin sind Autoverkehr sowie Busse und Bahnen zu bedienen. Noch dazu diente die Übung einem guten Zweck. Das städtische Tiefbauamt hatte für unser Seminar nach Absprache verschiedene Ampeln an Kreuzungen außer Betrieb gesetzt. Jetzt konnten wir uns revanchieren. Denn die Ampeln am Knoten Museum mussten technisch überprüft werden. Das ist am Mittwoch erfolgt.

Wie ist die Resonanz in den Dienststellen auf dieses Fortbildungsangebot?

Pretzlaff: Erfreulich gut. Es gibt bereits Nachfragen, wie es weitergeht. Viele haben eingeschätzt, dass das eine gute Fortbildungsmaßnahme für sie war. Das spricht sich unter Kollegen rum. Schließlich werden heutzutage Polizisten nicht mehr in manueller Verkehrsregelung während ihrer Ausbildung unterrichtet.

Weshalb nicht?

Pretzlaff: Bisher ist die Notwendigkeit wohl nicht so gesehen worden. Schließlich wurde 1990 viel von anderen Bundesländern übernommen. Da gab es das nicht. Jetzt, wo wir auch in den Reihen der Polizei über Einsparungen reden, wird auch das Thema Handregelung wieder aktueller. Mit professioneller Regelung benötigt man ein, zwei Polizisten, mit unprofessioneller wesentlich mehr. In Zeiten der Einsparungen muss man über solche Effekte nachdenken. Es gibt einen weiteren Aspekt: Die Tendenz wird deutlich, dass eine Spezialisierung der Verkehrspolizei wieder angestrebt wird in Sachsen-Anhalt. Wenn das so ist, muss man auch die Konsequenzen tragen.

Bisher sieht man Polizisten fast ausschließlich mit solchen Hilfsmitteln, wie Haltekellen. Gibt es eigentlich noch die Reglerstäbe?

Pretzlaff: Es gibt sie noch. Aber der Reglerstab ist ein Instrument, das weder zu DDR-Zeiten noch heute zwingend benötigt wird. Er ist lediglich eine Verlängerung des Armes und insofern ganz hilfreich.

Dürfen Dessaus Autofahrer demnächst weiter üben?

Pretzlaff: Ich denke schon. Bei der Nachfrage der Polizisten wird es bestimmt weitere Seminare geben. Dazu gehört neben Theorie auch Praxis. Geübt wird sicherlich wieder an irgendeiner Kreuzung in der Stadt.