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MZ-Gespräch  MZ-Gespräch : Burlesque-Gruppe Lipsi Lillies fühlt sich wohl in Dessau

26.09.2013, 17:01
Die Lipsi Lillies kommen wieder nach Dessau.
Die Lipsi Lillies kommen wieder nach Dessau. Frank Helbig Photographie Lizenz

dessau-rosslau/MZ - Sie waren wohl die Überraschung des vergangenen Jahres in der Dessauer Kleinkunstszene: die Lipsi Lillies, eine Burlesquetruppe aus vier Leipziger Damen, die mit ihrem Conferencier und einer frivol frechen, erotischen und auch ironischen Show die Besucher des Alten Theaters an mehreren Abenden in ihren Bann zogen. Jetzt sind die Lipsi Lillies mit ihrem neuen Programm „Vorzugsweise auszugsberechtigt“ zurück. Oliver Schröter sprach mit Anja Busse alias Simone de Boudoir über die Ankunft der Damen in Dessau, über die Gründe für das erfolgreiche Burlesque-Revival und über die neue Show.

Dessau ist im vergangenen Jahr ja zu so etwas wie eure zweite künstlerischen Heimat geworden. Wie seid ihr aufgenommen worden?

Simone de Boudoir: Wir waren sehr positiv überrascht und haben uns natürlich wahnsinnig darüber gefreut, mit so viel Herzlichkeit und Euphorie empfangen zu werden. Als wir die Show-Reihe planten, wussten wir ja noch nicht, ob Dessau überhaupt reif ist für Burlesque. Doch das ironische Spiel mit den Geschlechterrollen, die Lust am glamourösen Ver- und Entkleiden und das Erzählen von phantasievollen, frechen, erotischen Geschichten kam beim Dessauer Publikum besonders gut an.

Ihr habt diese Kunstform ja als Pionierinnen in die Stadt gebracht. Gab es auch ablehnende Reaktionen?

Simone de Boudoir: Wir haben bisher keine Ablehnung erlebt, im Gegenteil: Die Publikumsreaktionen im Alten Theater Dessau zählen zu den ausgelassensten, warmherzigsten und enthusiastischsten Zuneigungsbekundungen, die uns je entgegengebracht wurden. Einfach großartig.

Für alle, die im vergangenen Jahr keine eurer Shows gesehen haben. Wie lässt sich Burlesque in eurer Umsetzung in wenigen Sätzen beschreiben?

Simone de Boudoir: Bei Burlesque geht es um gute Unterhaltung, Humor und das Zelebrieren von selbstbewusster Weiblichkeit fernab vom medialen Schönheitswahn. Viel wichtiger als der Striptease ist uns das Erzählen von Geschichten mit unseren Darbietungen. Diese können poetisch, gefährlich oder auch sehr komisch sein. Mit Magie, Glitter und zauberhaften Kostümen wird das Publikum in eine Traumwelt entführt.

Wie erklärt ihr euch den wachsenden Erfolg des Burlesque-Revivals? Fügt ihr dieser alten Kunstform heute neue Zutaten hinzu?

Simone de Boudoir: Das nostalgische Element übt dabei wahrscheinlich die größte Anziehungskraft aus. In der heutigen Zeit, in der Nacktheit in den Medien allgegenwärtig und irgendwie entzaubert ist, setzt die Burlesque dem einen verspielten, beinahe unschuldigen und doch geheimnisvollen Blick auf Erotik entgegen. Eine Sichtweise, die so völlig aus unserem Alltag verschwunden ist und nun auf der Bühne wiederbelebt wird und den Begriff von Schönheit neu definiert. Man macht sich über seine kleinen Schwächen lustig, feiert seine Stärken, hat Spaß daran und zeigt dem Publikum: Ihr könnt das auch. Diese befreiende Botschaft sorgt auf der Bühne und im Zuschauerraum für gute Laune. Im Mittelpunkt stehen bei Burlesque aber die kleinen Geschichten, die mit den einzelnen Darbietungen erzählt werden und diese interpretieren auch immer das aktuelle Zeitgeschehen auf satirische Weise. Somit hat Burlesque also automatisch etwas Modernes, Zeitgenössisches, mit dem man sich identifizieren kann und beschränkt sich nicht nur auf das Schwelgen in alten Zeiten.

Was ist das Thema eurer neuen Show? Was gibt es Neues zu sehen?

Simone de Boudoir: Am 28. September starten wir mit einem ganz neuen Programm in die neue Saison. Diesmal ist es keine reine Nummernrevue, sondern eine Show, die eine durchgängige Geschichte erzählt. Sie heißt „Vorzugsweise auszugsberechtigt“ und ist eine glitzrig-frivole Jahresbilanz. Unser Nummerngirl und Dessauer Publikumsliebling Mitzi von Sacher mimt die Theaterdirektorin und unser Conférencier Bert Callenbach den Wirtschaftsprüfer Tillmann Brockstedt, der die Bilanz der Lipsi Lillies auf Vordermann bringen soll. Natürlich kollidieren seine Sparvorstellungen mit den Erfordernissen einer glamourösen Burlesqueshow und so kommt es zu allerhand amüsanten Verwicklungen und vielen Gelegenheiten, die Lipsi Lillies in ihrer ganzen zauberhaften, selbstironischen Showgirlpracht zu erleben.

Burlesque-Shows leben auch von der Spannung zwischen Tänzerinnen und Publikum. Was können die Dessauer in der neuen Spielzeit noch besser machen?

Simone de Boudoir: Noch besser? Wir können uns gar nicht vorstellen, wie sich diese gute Stimmung noch steigern lässt. Wir hoffen einfach, dass die Dessauer an unserem neuen Programm genauso viel Spaß haben. Das große Foyer im Alten Theater, das für unsere Events immer besonders einladend, plüschig und leicht verrucht inszeniert wird, schafft den perfekten Rahmen für eine Burlesqueshow. Es ist ein sehr intimer Raum, der dafür sorgt, dass der Funke ins Publikum sofort überspringt. Wir lieben es, hier zu spielen.