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Mutter-Kind-Kur Mutter-Kind-Kur: Dessauerin soll erhebliche Mehrkosten für Kur zahlen

Von Heidi Thiemann 16.02.2013, 18:22
Mutter-Kind-Kuren sollen helfen, Kraft aufzutanken. Doch nicht immer ist das am gewünschten Ort möglich.
Mutter-Kind-Kuren sollen helfen, Kraft aufzutanken. Doch nicht immer ist das am gewünschten Ort möglich. DRK/ARCHIV Lizenz

Dessau/MZ - Kinder erziehen, den Haushalt versorgen und obendrein noch berufstätig sein: Mütter und Väter bewältigen Tag für Tag vielfältige Rollen, die oft extremen Zeitdruck und als Folge Dauerstress mit sich bringen. - Doreen Honauer kennt das und hat dennoch nur ein müdes Lächeln parat für den Imagetext ihrer Krankenkasse, der IKK gesund plus. Die wirbt damit für Mutter- bzw. Vater-Kind-Kuren. Eine solche nämlich wollte auch Doreen Honauer mit ihrer fünfjährigen Tochter antreten und sieht sich nun mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten konfrontiert.

Nicht, dass ihr die Krankenkasse solch eine Kur verweigert, nachdem Honauers Ärztin attestiert hat, dass für die Patientin die Kur dringend angeraten sei. Die junge Mutter wähnt sich vielmehr "in der Gewissheit der freien Klinikwahl" und hat sich für die Einrichtung Königshörn in Glowe entschieden. Zwar bewilligte die Krankenkasse das, bat sie aber um das Einverständnis der Mehrkostenübernahme. Mehr als 1 000 Euro soll die junge Mutter bezahlen und versteht die Welt nicht mehr.

Dass die Dessauerin auf die Einrichtung auf der Ostsee-Insel Rügen aufmerksam wurde, hat einen einfachen Grund. Zu den von ihr von der IKK gesund plus acht vorgeschlagenen Einrichtungen hat sie im Internet recherchiert. "Die hatten alle katastrophale Bewertungen. Angefangen von schlechter Kinderbetreuung, katastrophalen Zimmern bis hin zum Schwimmbad, das nur nach Voranmeldung nutzbar ist", schüttelt die Mutter den Kopf. In einem Fall sei das Schwimmbad während ihres geplanten Kuraufenthaltes ganz geschlossen. Erholung kann sie sich unter diesen Umständen nicht vorstellen. "Ich muss doch nach der Kur voll einsatzbereit sein", erklärt sie ihre Bedenken und die eigene Recherche nach einem erholsamen Reha-Aufenthalt für sich und ihre Tochter.

Mit der favorisierten Einrichtung aber, erklärt Gunnar Mollenhauer, Pressesprecher der IKK gesund plus in Magdeburg, "hat unsere Krankenkasse keinen Vertrag. Ein Kuraufenthalt in dieser Klinik wäre daher mit erheblichen Mehrkosten verbunden, der mit keinem erkennbaren Mehrwert, aufgrund der medizinischen Indikation, zu begründen wäre."

Zwar kann, wie auf der Internetseite der Mutter-und-Kind-Kurklinik zu lesen ist, diese "von allen gesetzlichen Krankenkassen belegt werden", allerdings hat die IKK im Gegensatz zu anderen Krankenkassen keinen direkten Kooperationsvertrag mit der Klinik Königshörn abgeschlossen.

Mollenhauer bestreitet generell nicht das Wunsch- und Wahlrecht des Antragstellers, aber der Anspruch des Einzelnen sei begrenzt, "wenn dadurch die Versichertengemeinschaft nicht unerheblich belastet wird". Zudem versichert er, dass die Reha-Koordinatorin der Krankenkasse die "umfassende Auswahl" der Kliniken auf die Bedürfnisse der Dessauerin abgestimmt habe. Alle seien "in höchstem Maße geeignet".

Zudem würden alle Reha-Einrichtungen von Mitarbeitern der IKK gesund plus überprüft. "Meinungsäußerungen in Internetforen können keine Grundlage für eine leistungsrechtliche Entscheidung sein", so Mollenhauer. "Die Einrichtungen, die Frau Honauer als Vorschlag unterbreitet wurden, erfuhren alle durch Reha-Koordinatorinnen der IKK gesund plus im Jahr 2012 persönlich eine Kontrolle vor Ort." Nach jeder Reha würden zudem die Versicherten zur Kureinrichtung befragt und dies ausgewertet. Die Krankenkasse sieht hier ihr Qualitätsmanagement gewährleistet und verweist zudem auf ein internes Beschwerdemanagement. "In jedem Einzelfall erfolgen interne Prüfungen in Abstimmung mit den Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen", versichert der Pressesprecher und bedauert, "dass Frau Honauer keine der ihr vorgeschlagenen Einrichtungen favorisiert".