Mögliche Bombe in der Gropiusallee Mögliche Bombe in der Gropiusallee: So sieht der Plan der Stadt Dessau-Roßlau für den Ernstfall aus

Dessau - Der Countdown läuft. Am frühen Freitagmorgen will der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf dem Grundstück Gropiusallee 85 an den Sieben Säulen eine Bombenverdachtsfläche freilegen.
Sollte tatsächlich eine Bombe gefunden werden, dann werden Ziebigk und Siedlung - je nach Größe des mutmaßlichen Bombenfundes - für die Zeit der Entschärfung am Samstag, 11. Juli, evakuiert. Der Einsatz ist detailliert vorbereitet worden, versicherte am Dienstag Lutz Kuhnhold, Chef des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen.
Bereits im März hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst bei einem Routineeinsatz auf dem Eckgrundstück in etwa drei Metern Tiefe vermutet, dass dort Kriegsmunition liegt. Worauf müssen sich Dessauer einrichten, sollte sich der Verdacht bei Grabungen am Freitag, 10. Juli, bestätigen?
Was passiert Freitag?
Gegen 7.30 Uhr will der Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt mit Grabungen auf dem Eckgrundstück in der Gropiusallee beginnen. Etwa drei Stunden später dürfte feststehen, worum es sich bei dem Gegenstand handelt, der geortet worden ist. Ist es tatsächlich eine Bombe, dann wird Ziebigk/Siedlung am Samstag, 11. Juli, bis 9.30 Uhr evakuiert.
In welchem Radius die Maßnahmen greifen, das hängt von der Größe der Bombe ab. Ist die Verdachtsfläche freigelegt und haben sich die Vermutungen bestätigt, dann wird das Grundstück bis zum entscheidenden Einsatz permanent von der Polizei bewacht.
Wie viele Menschen und Einrichtungen könnten von der Evakuierung betroffen sein?
Schlimmstenfalls legt der Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstag einen Evakuierungsradius von 1.000 Metern fest. Dann müssten etwa 7.800 Einwohner aus dem Bereich Ziebigk/Siedlung am Samstag ihre Wohnungen oder Häuser verlassen.
Bei dem 800-Meter- Radius betrifft es 6.000 Einwohner, beim 500-Meter-Radius 2.300. Bei 1.000 Metern Radius müsste auch der Hauptbahnhof geräumt werden. Betroffen wären mit dem Marienheim, den Altenheimen am Georgengarten, An der Kienheide und dem Wohnpark Villa Maxim Gorki insgesamt vier Alten- und Pflegeeinrichtungen. Darüber hinaus müssten das Diakonissenkrankenhaus und das Hospiz geräumt werden.
Laut Kuhnhold handelt es sich um 300 Menschen, die dann im Berufsschulzentrum samt Pflegepersonal unterkommen würden. Die Patienten des Diakonissenkrankenhauses würden im Klinikum betreut.
Der Krisenstab der Stadt hat im Vorfeld Gespräche mit dem Notfallmanager der Deutschen Bahn geführt, darüber hinaus wurden alle ambulanten Pflegedienste informiert und über 60 im Gebiet ansässige Firmen. Insgesamt müssten am Samstag über 40 Pflegebedürftige, die in der eigenen Wohnung betreut werden, evakuiert werden. Die notwendigen Evakuierungen erfolgen unter Einhaltung der gültigen Corona-Vorsorgemaßnahmen (Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe). Alle anderen zu Pflegenden kämen bei Verwandten unter.
Wer hilft bei den Evakuierungsmaßnahmen ?
„Die Stadt Dessau-Roßlau hat die Nachbarkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld um Amtshilfe gebeten“, sagte Kuhnhold. Damit sind neben Dessau-Roßlauer Feuerwehren, dem THW, Polizei und Sanitätern der Stadt auch Helfer aus dem Fachbereich Sanität beider Nachbarkreise auf einen Einsatz vorbereitet. Mehr als 450 Helfer stehen bereit.
Wohin können die Ziebigker gehen, bis die Bombe entschärft ist?
Die Erfahrungen zeigen, dass die meisten Menschen bei Verwandten unterkommen oder sich in der Stadt außerhalb der Gefahrenzone aufhalten, erklärte Kuhnhold. Gegen 9.15 Uhr fährt ein Bus nochmals im Stadtgebiet alle Haltestellen an. Wer möchte, der kann bis zum Bauhaus Museum kostenfrei mitfahren. Oder auch bis zum Berufsschulzentrum, um dort zu warten.
Welche Verkehrsmaßnahmen sind an beiden Einsatztagen geplant?
Ob am Freitag im Umfeld des besagten Grundstücks Straßen abgesperrt werden, das entscheidet der Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes vor Ort. Am Samstag, 11. Juli, sind ab 9.30 Uhr alle Straßen im festgelegten Radius voll gesperrt.
Die Polizei und weitere Helfer werden dann alle Häuser kontrollieren, um sicherzustellen, dass alle Bürger den Sperrkreis verlassen haben. Es kann sein, dass die Polizei das Gebiet mit dem Hubschrauber überfliegt und überprüft. „Ich appelliere an alle Bürger, den Anordnungen zu folgen“, sagte Lutz Kuhnhold. Sonst käme es nur zu vermeidbaren Verzögerungen.
Gibt es für Fragen ein Bürgertelefon?
Am Freitag zwischen 12 und 18 Uhr sowie am Samstag ab 8 Uhr können sich Bürger mit ihren Fragen an die Stadtverwaltung wenden. Zwei Telefonanschlüsse sind erreichbar unter der Nummer 0340/2041829 und 0340/2041929. (mz)
