Moderner, effizienter und mehr Platz Moderner, effizienter und mehr Platz: DDR-Wohnblock in Dessauer Marienstraße umfangreich saniert

Dessau - „Das ist hier unser Paradies“, zeigt Christa Schildhauer auf ihren neuen Balkon. Der ist nach der Sanierung doppelt so groß wie zuvor und bietet ausreichend Platz für Pflanzen und Sitzmöbel. Christa und Otto Schildhauer wohnen in der Marienstraße 20, dem Wohnblock der Wohnungsgenossenschaft Dessau, der in den vergangenen Monaten grundhaft saniert wurde. Keine leichte Zeit für die Mieter.
„Natürlich war es laut und dreckig“, sagt Christa Schildhauer, „aber die Handwerker waren nett und da haben wir auch mal unseren Schlüssel dagelassen und sind weg.“ Sie hätten ja gewusst, was auf sie zukommt. „Die Genossenschaft hat uns das alles vorher genau erklärt“, so die 75-Jährige. Der neue Balkon sei das Schönste, findet auch Ehemann Otto. Und Christa Schildhauer schwärmt auch von den neuen schwarzen Fenstern. „Die sehen richtig edel aus“, strahlt sie.
Mit dem Ergebnis ist nicht nur das Ehepaar Schildhauer zufrieden
Anderthalb Jahre dauerten die Baumaßnahmen im und am Wohnblock Marienstraße 19-24 mit 56 Wohnungen. Bis Ende August würden nun noch die Renovierungsarbeiten in den Kellern erfolgen, „dann ist alles geschafft“, sagt Nicky Meißner, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Dessau. „Wir wissen, dass wir den Mietern viel zugemutet haben, deshalb kann ich allen nur danken für ihre Leidensfähigkeit und für ihre Unterstützung der Arbeiten“. Mit dem Ergebnis ist nicht nur das Ehepaar Schildhauer zufrieden.
„Es ist so geworden wie wir es uns vorgestellt haben und die Bauarbeiten liefen zudem noch planmäßig“, lobt Meißner die Arbeit der Firmen, die alle aus Dessau-Roßlau und der näheren Umgebung kamen. Dass sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan bei dieser großen Maßnahme eingehalten werden konnte, sei in Zeiten von steigenden Preisen und beschränkten Handwerkerkapazitäten keine Selbstverständlichkeit mehr, hebt Meißner hervor.
Zu managen war für die Mieter auch eine Zeit, in der sie Bad oder Küche nicht nutzen konnten. „Wir haben wirklich alles auf den Kopf gestellt“, sagt Nicky Meißner. So seien alle Leitungsstränge erneuert worden. Das bedeutete, dass die Küche der Mieter demontiert werden musste.
Fünf Millionen Euro hat die Wohnungsgenossenschaft Dessau in die Sanierung investiert
Christa Schildhauer nahm auch das gelassen. „Wir Nachbarn haben uns gegenseitig geholfen und zum Beispiel Essen für den anderen mitgekocht.“ Die Handwerker seien von ihnen auch immer mit frischem Kaffee versorgt worden. „Die waren alle sehr nett und hilfsbereit, da macht man das doch gerne.“
Fünf Millionen Euro hat die Wohnungsgenossenschaft Dessau in die Sanierungsmaßnahme investiert. Wiederzuerkennen ist der Ratioblock nicht. Mit der völlig umgestalteten Fassade erhielt das Stadtgebiet Nord einen optischen Hingucker. „Unser wichtigste Ziel war die barrierearme Erschließung aller Wohnungen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Dafür sei die Struktur des Blockes verändert worden, seien auf der einen Seite Rampen angebaut worden, hätten die Erdgeschosswohnungen große Terrassen auf der Hofseite bekommen. Über Rampen gelangen die Mieter jetzt auch von der Hofseite aus in die Keller ihrer Häuser. Ein Novum, denn Ratioblöcke haben ursprünglich keine Hofeingänge. „Damit können die Mieter ihre Fahrräder problemlos in die Keller bringen und es ist wirklich jede Wohnung barrierearm zu erreichen“, erklärt Meißner. Über Aufzüge verfügen die Häuser bereits seit 2002 bzw. 2004.
Um einen Euro pro Quadratmeter wird die Grundmiete steigen
Ab 1. September müssen Schildhauers und die anderen Mieter mehr bezahlen für ihre sanierte Wohnung. Um einen Euro pro Quadratmeter wird die Grundmiete steigen. „Das ist es allemal wert“, findet Christa Schildhauer dies voll und ganz gerechtfertigt.
Die neue Wärmedämmung und die neuen Fenster werden ihnen sicher Heizkosten einsparen, vermutet sie, denn sie merke schon die neue Dämmung. „Es ist jetzt in der Wohnung viel kühler bei der Hitze draußen als vorher.“ Meißner bestätigt die Vermutung Schildhauers. „Die Heizkosten werden spürbar sinken, das war auch unser Ziel.“
Einige wenige Mieter seien vor Beginn der Sanierungsmaßnahme ausgezogen, berichtet Nicky Meißner. Jetzt stünden zwölf Wohnungen leer. „Die werden jetzt nach und nach hergerichtet und sind bis 1. Oktober alle wieder vermietet“, freut er sich. „Wir wollten mit der Sanierung die Wohnqualität für unsere Bestandsmieter erhöhen und einen attraktiven Wohnstandort für neue Mieter schaffen, das ist gelungen.“ (mz)
Der Wohnblock in der Marienstraße 19-24 wurde 1977 gebaut. Die 3.500 Quadratmeter Wohnfläche teilen sich auf in 48 Drei-Raum-Wohnungen, sechs Vier-Raum-Wohnungen und und sechs Zwei-Raum-Wohnungen des Typs Ratio.
Eine erste umfangreiche Modernisierung nach der Wende führte die Wohnungsgenossenschaft Dessau Ende der 1990er Jahre durch. Anfang der 2000er Jahre wurden Innenaufzüge eingebaut. Die aktuelle Sanierungsmaßnahme begann im Februar 2018.

