Mitteldeutscher Verkehrsverbund Mitteldeutscher Verkehrsverbund: Dessau vor Aufnahme: Reicht bald ein Ticket?

Dessau-rosslau - Der Teil-Beitritt von drei Regionen zum Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) stößt in Dessau-Roßlau wieder die Debatte um eine Voll-Mitgliedschaft an. Am Donnerstag hatte der MDV-Aufsichtsrat entschieden, dass der Verbund um Dessau-Roßlau und die beiden Landkreise Anhalt-Bitterfeld sowie Wittenberg erweitert wird.
Einheitlicher Tarif gilt vorerst nur für den Zugverkehr
Ab Ende 2019 soll der einheitliche Nahverkehrs-Tarif auch dort gelten, allerdings nur im Zugverkehr. Die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) drängt weiter auf einen kompletten Beitritt. In Dessau-Roßlau gibt man sich dazu zurückhaltend - eine Analyse soll bei der Entscheidung helfen.
Pendler aus Dessau-Roßlau können durch die Neuerung ab Ende 2019 mit ihrem MDV-Ticket beispielsweise mit der S-Bahn nach Halle fahren und dort für ihre Weiterfahrt mit eben diesem Ticket auch Bus und Straßenbahn nutzen. Das gilt aber nicht in umgekehrter Richtung: Denn die Verkehrsbetriebe vor Ort werden nicht Teil des Verbundes. Bahnreisende aus Halle müssten also in Dessau-Roßlau Extra-Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen.
Nasa dringt mittelfristig auf Vollintegration von Dessau-Roßlau
„Mittelfristig streben wir die Vollintegration an“, sagt Nasa-Geschäftsführer Rüdiger Malter. „Denn erst diese ermöglicht vollständiges freies Fahren mit einem Fahrschein und eine gute integrierte Planung.“ Dies müsse aber vor Ort „von den beiden Landkreisen und der Stadt Dessau-Roßlau gewollt sein. Die Tür des MDV steht dafür weiter offen, Fördermittel des Landes stehen bereit“.
Die Debatte um den MDV-Beitritt wird auch in Dessau-Roßlau seit Jahren geführt. Die jetzt beschlossene Teil-Mitgliedschaft, für die der Stadt und den Landkreisen keine Kosten entstehen, stößt zwar auf positive Resonanz. Nach der Erweiterung des S-Bahn-Netzes bis nach Dessau sei dies der folgerichtige Schritt, sagt Torsten Ceglarek, Chef der Dessauer Verkehrs GmbH (DVG). Er hält auch Steigerungspotenziale in der Nutzung des Nahverkehrs für denkbar.
Dessau zögert wegen der Kosten mit Beitritt
Letztlich aber sei es eine wirtschaftliche Entscheidung, ob nun auch der nächste Schritt vollzogen wird: Wie hoch sind die Kosten? Und werden diese durch genug Fahrgäste ausgeglichen? Zu diesen Fragen läuft seit 2017 eine Studie, die Dessau-Roßlau, Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg beauftragt hatten, so Ceglarek.
Ziel ist es, die Auswirkungen für die beiden Landkreise und die Stadt als Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs, für die Verkehrsunternehmen und vor allem für die Fahrgäste „zu analysieren, zu bewerten und das weitere Vorgehen abzustimmen“.
Knackpunkt beim Thema einheitliches MDV-Ticket für Zug, Straßenbahn und Bus sind die Kosten. Denn die Teilnahme am MDV kostet zunächst. Damals war für Dessau-Roßlau von einem mittleren sechsstelligen Betrag die Rede, den ein solcher Beitritt kosten würde. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hatte eine Summe von 270 000 Euro für eine Mitgliedschaft im Jahr 2020 errechnet, plus 75 000 Euro, mit denen sich die Verkehrsunternehmen im Landkreis einbringen müssten.
Hoheit über den Fahrplan ginge verloren
Hinzu kommt: Mit einem Beitritt würde die Stadt die Fahrpreisstruktur und Fahrplanhoheit für Bus und Bahn aufgeben. Damit drohen auch Einnahmeverluste. Am Ende liegt die Entscheidung in der Hand der Landkreise und der Stadt Dessau-Roßlau. (mz)