Mit Pfiff vom Rathausturm Mit Pfiff vom Rathausturm: So bereitet sich die Stadt Dessau-Roßlau auf 100 Jahre Bauhaus vor

Dessau - Für sie war es anfangs nur ein Spaß, später wurde er zu einer Art Erkennungszeichen: Mit dem Bauhaus-Pfiff begrüßten sich Bauhäusler in den 20er Jahren zunächst in Weimar, irgendwann kam er auch in Dessau an. Einer pfiff zur Begrüßung, der andere pfiff zurück. Die Stadt nutzt diese 13 Töne jetzt, um auf das große Jubiläum 2019 einzustimmen: 100 Jahre Bauhaus. Seit diesem Montag 12 Uhr ertönt die Melodie vom Rathausturm.
„Wir setzen damit den Auftakt und ein hörbares Zeichen: Es geht los“, sagte Robert Reck, Beigeordneter für Wirtschaft und Kultur. Die Vorbereitungen laufen seit Jahren, jetzt geht es in die Endphase. So geht es um Bauprojekte an mehreren Bauhausorten und um das Kulturprogramm der Stadt in Kooperation mit der Stiftung Bauhaus. Für mehrere Vorhaben steuert das Land Fördermittel bei.
Für die Aufwertung des Umfeldes von Kornhaus an der Elbe und Konsumgebäude in der Siedlung Törten beispielsweise sind 2018 und 2019 rund 600.000 Euro Gesamtkosten geplant. Für das Historische Arbeitsamt, dessen Areal ebenfalls neu gestaltet werden soll, wird derzeit ein Fördermittelantrag überarbeitet. Zudem sollen 1,4 Millionen Euro in ein neues touristisches Leitsystem fließen.
Agentur erarbeitet Konzept für Ausstellung im öffentlichen Raum
Im kulturellen Festprogramm sind mehrere Großprojekte und Veranstaltungen vorgesehen. „Es geht um eine kulturelle Bildung, aber auch um niederschwellige Angebote, um die Bevölkerung mitzunehmen.“ So sollen Besucher ab März 2019 in der Ausstellung „Unsichtbare Orte“ an verschiedenen Stationen in der Stadt Spuren des Bauhauses entdecken. Die Suche führt in die 1920er Jahre - „es soll über das Ankommen, Leben und Wirken, aber auch den Abschied der Meister und ihrer Schüler informiert werden“, so Reck.
Zentraler Ausgangspunkt ist eine Kino-Box auf dem Dessauer Marktplatz. Sie soll Dokumentationen bieten, aber auch Ort für Veranstaltungen sein. Wie genau die Ausstellung im öffentlichen Raum gestaltet wird, dafür erarbeitet eine Agentur derzeit ein Konzept. Etwa 148.000 Euro sind für die Schau veranschlagt. Geplant ist die Schau bis November 2019.
Bei dem Projekt „Passagen“ sollen spielerische Verbindungen zwischen dem Bauhausgebäude und der Stadt geschaffen werden. Dessau soll sich dem Besucher in der Bewegung an verschiedenen Kunst-Installationen unter freiem Himmel erschließen.
„Wir wollten mit beleuchten, wie das Bauhaus nach Dessau kam, was das Lebensgefühl damals war“
Neun Stationen werden dabei zur aktiven Wegeführung. Mit diesem Konzept hatten Studenten der Peter-Behrens-School of Arts Düsseldorf einen Hochschulwettbewerb gewonnen. 180.000 Euro soll das Projekt kosten. Geplant ist die Schau von Mai bis Oktober 2019.
Im Anhaltischen Theater wird zudem für 500.000 Euro eine Raumbühne entstehen. Dabei handelt es sich um eine Bühne auf der Bühne, die im Sinne von Walter Gropius’ „Totaltheater“ den Zuschauer ins Geschehen einbeziehen soll. Das Anhaltische Theater plant mit „Violett“, eine posthum erschienene Bühnenkomposition von Wassily Kandinsky, ein eigenes Programm zum Jubiläum.
Bei den Vorbereitungen für das Festprogramm sei es auch um eine grundsätzliche Frage gegangen, erklärte Kulturamtsleiter Steffen Kuras. „Wir wollten mit beleuchten, wie das Bauhaus nach Dessau kam, was das Lebensgefühl damals war.“ Reck verwies darauf, wie groß das Wirkungsfeld dieser Schule der Moderne war: „Das Bauhaus war Architektur und Design. Aber auch Pädagogik, Technik, Psychologie. Es gab eine große Interdisziplinarität, die bis heute spannend ist.“ (mz)
Bereits in den nächsten Wochen können sich Besucher auf das Bauhausjahr 2019 einstimmen. Los geht es mit dem Bauhausfest: Zum Festumzug am 1. September wird auch ein Quiz mit Preisen veranstaltet, dessen Sponsor die Kurt-Weill-Gesellschaft ist.
Außerdem wird am 5. September die rollende Wanderausstellung zum Projekt „Passagen“ eröffnet. Weitere Vorhaben der Stadt mit Kooperationspartnern sind 2018 auch: „Grand Tour der Moderne“, dabei beteiligt sich Dessau-Roßlau mit drei Objekten an der Initiative des Bauhaus-Verbundes. In der Anhaltischen Landesbücherei gibt es themenspezifische Lesereihen. Stadtarchiv und Offener Kanal planen eine Sendereihe zum Jubiläum.
