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Mit dem Namensschild zum Treffen der großen Sippe

Von CARLA HANUS 13.09.2009, 17:35

DESSAU/MZ. - Den "Sippensitz" haben die Peretzkes, die inzwischen in den folgenden Generationen noch ganz andere Nachnamen tragen, in Aken. Dorthin jedenfalls hatte es Thomas und Clara Peretzke nach der Flucht aus Oberschlesien im August 1946 verschlagen. Dort geboren ist dann auch die jüngste der fünf Töchter und vier Söhne der Familie. Im April 1947 kam Irmgard auf die Welt. Wegen der harten Zeiten damals das Sorgenkind der Eltern, das heute mit 62 Jahren aber von sich sagt: "Ich bin die Beste geworden", und die beim Familientreffen zum harten Kern gehört, der bis 6 Uhr morgens durchmacht.

Einen Teil der Peretzke-Geschwister hat es dann ins Ruhrgebiet verschlagen, was die Sippe dann durch die innerdeutsche

Grenze trennte, die nur in seltenen Fällen überschritten werden durfte. Zu runden Geburtstagen wie dem 50. der Geschwister zum Beispiel. Bei einer solchen Familienfeier, es war der Geburtstag der Peretzke-Zwillinge, meinte dann einer der Angeheirateten, dass er

eigentlich auch mal den Rest der Sippe kennen lernen wolle. Der 9. September 1989 wurde dafür festgesetzt und an die 80 Peretzke-Abkömmlinge trafen sich in Aken. Wo es dann beim Abschied der Wessis und der Verabredung für ein Wiedersehen in fünf Jahren hieß: Das nächste Mal kommen wir zu euch. "Na dann kommt mal", haben sie geantwortet, erinnert sich Theresia (auf ihrem Namensschild steht Resel) Schnuppe, eine der Peretzke-Töchter noch gut. Die Sippe kam dann tatsächlich, gegenüber 1989 schon wieder größer geworden, und kommt nun auch tatsächlich alle fünf Jahre im Wechsel mal "drüben", wie die Hiesigen noch immer sagen, und mal "hier im Osten" zusammen.

Mit 119 wird nun das fünfte Sippentreffen in die Statistik eingehen. Als "Dienstälteste" wird dabei die 82-jährige Hedwig Korsitzky aus dem Ruhrgebiet geführt, als Jüngster der zwei Monate alte Joshua Peretzke.

Für Veronika Müller, die zur so genannten Cousin- und Cousinen-Generation zählt und damit eines der 23 Enkel-Kinder von Thomas und Clara ist, ist das ein ganz besonderes Ereignis. Auch deshalb, weil sich die Familie trifft, obwohl das Peretzke-Großelternpaar schon an die 30 Jahre tot ist. Es sei schön, wenn die Familie dennoch immer wieder den Kontakt sucht, findet sie. "Wir haben uns schon alle seit langem drauf gefreut", sagt die Dresdenerin. Ihre Kinder sind 19, 17 und 13 und "müssen selbstverständlich mit", meint sie lachend und versichert, "aber die wollen auch". Was ihre Nichte, die 23-jährige Julia, bestätigt: "Es ist schön, wenn alle sich sehen."

In der Urenkel-Generation, da sind es 47 Peretzke-Nachkommen, sei schon mal überlegt worden, dass die Fünf-Jahres-Abstände zu groß seien, weiß die 76-jährige Theresia Schnuppe. Aber noch öfter den großen Clan zusammenzuführen, sei zu aufwändig.

"Wir genießen das, eine große Familie zu sein und sind stolz auf unsere Sippe", betont die Akenerin Gabriele Todte aus der Cousin- und Cousinen-Generation. Es gebe ja auch so noch zahlreiche Treffen, die dann aber eben nicht alle zusammenführen. Die Cousins und Cousinen feiern immer dann gemeinsam, wenn einer von ihnen 40 wird. Anfang der 90er Jahre fing das an, zwei waren es in diesem Jahr "und wir haben auch noch einige vor uns", meint Gabi Todte. 1979 sei die Nummer 23 geboren.

Damit auch alle Geburtstage registriert sind, hat die muntere Gesellschaft Sonnabend einen Kalender hergestellt, in dem alle diejenigen zusammen zu sehen sind, die in dem jeweiligen Monat geboren sind. Wobei dieses Dokument bald wieder aktualisiert werden müsste. Denn angekündigt ist schon Nummer acht der Ur-Urenkel und das wird wohl in fünf Jahren nicht der jüngste Nachfahre sein.