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Meinungen zum Städteranking Meinungen zum Städteranking: Ist Dessau wirklich so unattraktiv?

27.05.2015, 11:39
Schlusslicht Dessau-Roßlau? Die „Focus“-Studie hat viele Diskussionen ausgelöst.
Schlusslicht Dessau-Roßlau? Die „Focus“-Studie hat viele Diskussionen ausgelöst. Archiv/Sebastian Lizenz

Dessau - „Wo man in Deutschland am besten lebt“: Geht es nach dem „Focus“, so ist das nicht in Dessau-Roßlau. In einem Regionen-Ranking, das das Münchner Nachrichten-Magazin am Sonnabend veröffentlicht hat, nimmt die Stadt den 402. - und damit deutschlandweit den letzten Platz ein. Die Nachricht hat für viele Diskussionen gesorgt. Einige Meinungen.

Für die „Focus“-Standort-Studie haben der Wirtschaftsforscher Wolfgang Steinle und sein Team Tausende von Daten zu zwölf zentralen Indikatoren untersucht - und in vier Kategorien „Wachstum und Jobs“, „Firmengründungen“, „Produktivität und Standortkosten“ sowie „Einkommen und Attraktivität“ verglichen. Auf Platz Eins findet sich der Landkreis Pfaffenhofen wieder. 43 der 50 schwächsten Gebiete befinden sich in den fünf neuen Bundesländern.

"Wenigstens sind wir noch relevant für das Ranking! Ansonsten: Ja, ein wenig kann ich es nachvollziehen. Das Problem der Dessauer sind die Dessauer. Diese verkennen häufig die Potenziale der Stadt und nutzen diese einfach nicht. Stattdessen wird geistig kapituliert und bei jeder Veränderung im Umfeld rumgemault. Außerdem die Schuld für Veränderungen von sich gewiesen.

Leben in die Stadt müssen vor allem die Bürger bringen. Wir haben zwei Welterbe in der Stadt - und es wird sich vehement dagegen gewehrt, etwas daraus zu machen oder diese zu vermarkten. Wir haben ein hervorragendes Theater in der Stadt, in das aber nur wenige Bürger gehen. Wir haben eine Hochschule in der Stadt - aber keinen Unternehmer, der die Bedürfnisse von Studenten nutzt. Wir haben viel Grün - und es wird vermüllt und durch Vandalismus beschädigt... Alles Punkte, an denen jeder Einzelne ansetzen kann." Facebook-Nutzer

"Wenn die Frage lautet „Wo man am besten lebt“, ist dieses Ranking eigentlich nur unter Ulk zu verbuchen. Ich gehe aus dem Haus, laufe 50 Meter und stehe direkt im wunderschönen Unesco Gartenreich Dessau-Wörlitz. Wenn ich noch mal 200 Meter weitergehe, bin ich am interessanten Unesco-Welterbe Bauhaus. In Berlin, München oder Stuttgart müsste ich wahrscheinlich eine Stunde mit einer überfüllten U- oder S-Bahn fahren und mir die Schönheit der Landschaft mit 1?000 anderen teilen. Also: Schlecht leben stell ich mir anders vor." Facebook-Nutzer

"Auch interessant, dass der Focus behauptet, die ermittelten Faktoren (u.a. Wirtschaftskraft und -wachstum, Unternehmensneugründungen) würden grundsätzliche Aussagen zur Lebensqualität zulassen, so wie es der Aufhänger des Magazins vermuten lässt. Dabei können solche Faktoren auch nur einzelne Mosaiksteine in einem Gesamtbild der Lebensverhältnisse in einer Region darstellen. Dazu kommen natürlich noch viele tausend individuelle Faktoren, die das Leben für einen selbst lebenswert machen. Insofern wird die Frage nach dem „Wo lebt man am besten“ allein an rein objektiven wirtschaftlichen Maßstäben gemessen. Ob es in Dessau - Roßlau grundsätzlich nicht lebenswert ist, wird meines Erachtens hierdurch nicht geklärt." Facebook-Nutzer

"Die Studie hat rein wirtschaftliche Belange untersucht. Kultur, Natur, Soziales spielen (mal wieder) keine Rolle. Ich würde mich davon nicht verrückt machen lassen, sondern sogar als Chance sehen: Zufriedenheit und Wohlbefinden müssen nicht mit wirtschaftlicher Entwicklung einhergehen. Warum versucht Dessau-Roßlau nicht mal einen anderen Weg und wird mit sich selbst zufrieden, ohne wirtschaftlich die ultrastärkste Stadt sein zu müssen?" Facebook-Nutzer

"Dessau-Roßlau verliert einen Großteil seines geistigen und kreativen Potenzials nach außen. Überdurchschnittlich viele Menschen - Akademiker und Facharbeiter - tragen woanders zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, während die Stadt und ihre Bürger zu Hause gegen das soziale Missverhältnis ankämpfen. Dessau-Roßlauer Köpfe letztlich für eigene Strukturen zu bilden und auszubilden, muss also vorrangig sein. Entsprechende Bemühungen des Landes sind erfolgreich, müssen jedoch ausgebaut werden. In der Heimat gefördert, in der Ferne erfolgreich - dieser Trend ist zwar verständlich, blutet die Stadt aber langfristig aus. Zum Trost sei gesagt: Das Potenzial ist gegeben!" Kommentar auf mz-web

"Für junge Leute ist doch diese Stadt gestorben. Ist eine sehr schöne Gegend, aber dann hört es schon auf." Facebook-Nutzer

Dessau hat viel zu bieten

"Ich finde, Dessau und Umgebung haben viel zu bieten, und auch wenn man nicht alles gut findet, so kann man aber auch nicht alles schlechtreden. Bayern und Umgebung haben uns gerade wirtschaftlich viele Jahre voraus, das kann man nicht in Zahlen messen." Facebook-Nutzer

"Man kann natürlich in dieser Studie schlechtere Städte von vornherein ausgrenzen - und genau das scheint hier passiert zu sein. Trotzdem sollte sich Dessau-Roßlau jetzt nicht zurücklegen, denn es gibt hier und da schon Stellen, die man als Besucher wirklich nicht sehen möchte.

Wie man es damals geschafft hat, ein renommiertes Warenhaus und das dazugehörige Rathaus-Center in Dessau zu bauen, bleibt mir bis heute ein Rätsel, aber es war, so glaube ich, damit der „schleichende Tod“ der Zerbster Straße und Kavalierstrasse eingeläutet. Mit der Umgestaltung der letztgenannten Straße könnte das Innenstadtbild wieder zum Verweilen einladen, es setzt aber auch einen Anstieg des Lohnes in den Geldbeuteln der in Dessau-Roßlau arbeitenden Menschen voraus!" Kommentar auf mz-web

Weitere Meinungen zur Lage in Dessau lesen Sie auf Seite 2.

"Dessau ist nicht schlecht! Was es hier an Kultur, Parks, Sport, Shopping, Historie gibt, ist Spitze. Nur weiß das niemand. Meistens nicht einmal der Dessauer selbst. Das zu ändern, sollte Aufgabe der Stadt sein. Unter Berücksichtigung eines ganzheitlichen Konzepts, welches für Bürger sowie Gäste die Attraktivität der Region erlebbar macht. Das beflügelt dann auch die Wirtschaft, denn Tourismus ist neben Pharma der stärkste Wirtschaftszweig der Stadt.

Ich glaube, die Marketinggesellschaft wird keinen Fortschritt bringen, denn es werden ja lediglich die Mitarbeiter der Verwaltung, also eben jene, welche die Probleme der Stadt nicht qualitativ erfassen konnten, in eine von der Stadt finanzierte Gesellschaft überführt. Es wird also die selbe Arbeit in der selben Qualität verrichtet. Und hier stinkt der Fisch vom Kopf! Nein, nicht von Kuras. In diesem Fall ist es Hantusch, der sich lieber für ein von Strukturfonds gefördertes kostenfreies WLAN am Marktplatz stark macht, welches nur eine verdeckte Subventionierung von Stadtwerke und DWG ist und für die Stadtentwicklung belanglos sein dürfte oder in die Erschließung von Gewerbegebiete investiert, obwohl faktisch seit 100 Jahren kein Investor dauerhaft nach Dessau gelockt werden konnte.

Dabei ziehen Bestandsunternehmen (IDT) seit Jahren Hunderte gut ausgebildete Nichtdessauer in die Stadt, obwohl es hier kaum qualitativen Wohnraum gibt. Diese kommen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland mit Kind und Kegel. Warum? In Dessau gibt es faktisch nur noch wenige qualifizierte Arbeitnehmer, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das bekommt bei der Stadt scheinbar niemand mit und kann es folglich nicht abstellen.

Das Potenzial ist reichlich vorhanden, nur führen die Entscheidungsträger leider nur entlang irgendwelcher Fördertöpfe und sind deshalb blind für Sinnvolleres." Kommentar auf mz-web

"Das kommt wohl darauf an, wie man es persönlich erlebt und welche Ansprüche man selbst an das Umfeld stellt. Manchmal sind gute Freunde wertvoller, als man denkt. Diese Werte werden eben nicht in einer Statistik erfasst." Facebook-Nutzer

"Ein Großteil der hier Lebenden muss täglich zur Arbeit pendeln. Hoffentlich nehmen es unsere Stadtoberen nun endlich mal zum Anlass, was zu unternehmen. Und nicht schönreden oder Statistiken anzuzweifeln." Facebook-Nutzer

"Spannend: Da gibt es eine negative Schlagzeile und schon gibt es reichlich Kommentare. Wie traurig! Positive Meldungen wie die Rückbesinnung auf die Museen werden entweder nicht gelesen oder als uninteressant betrachtet. Sind also doch die Dessauer das Problem an Dessau? Ein Problem ist definitiv die Wahrnehmung, und da sind die Stadtoberen zwingend in der Verantwortung. Wir haben in dieser Stadt ein touristisches - und damit wirtschaftliches - Potenzial, das seinesgleichen sucht. Stolz auf diese/unsere Stadt lese ich aber kaum. Da läuft also etwas richtig schief. Es sind nicht nur die Bürger, die scheinbar resigniert haben und lieber nur noch meckern (ist ja einfacher, geht auch schneller), sondern es fehlt insgesamt an Engagement, an Bewusstsein für das Einmalige, was wir haben. Es fehlt an Kommunikation; erst recht zwischen Entscheidungsträgern und Bevölkerung." Facebook-Nutzer

"Generell kann ich mir nicht vorstellen, dass Dessau auf dem letzten Platz landet. Es gibt genügend Gegenden, in denen der Hund wirklich begraben liegt, die wirtschaftlich noch weiter unten sind, die keine nennenswerte Infrastruktur oder Anbindung haben und die vom Umfeld her sehr viel unattraktiver sind. Aber wenn eine Zeitung aus Bayern die Studie machen lässt, kann man darauf wetten, dass es sich in Bayern am besten lebt. Hatte der „Stern“ aus Hamburg nicht mal das selbe gemacht und Hamburg war die lebenswerteste Stadt? Ich glaube, diese „Studien“ sind nicht objektiv." Kommentar auf mz-web

"Natürlich hat Dessau seine schönen und gute Seiten. Die Frage ist: Kann ich die genießen, wenn ich arbeitslos bin, wenn ich unterbezahlt versuche, jeden Monat zu überleben? Wenn ich nicht unter diesen Umständen leiden muss, sehe ich das natürlich gelassener.

Solange nach so einer Veröffentlichung nur versucht wird, sich zu verteidigen, wird sich nichts verändern. Auch nichts durch ein Museum. Sorry. Was wir brauchen, sind immer noch wirtschaftliche Investoren, die nicht nur Förderungen abschöpfen und dann gehen." Facebook-Nutzer (mz)