Liegengelassen am Kühnauer See Liegengelassen am Kühnauer See in Dessau: Ein Anwohner findet Müll und macht es öffentlich

Kleinkühnau - Ein Facebook-Post sorgt für enormen Gesprächsstoff unter den Dessauern. Weil sich Michael Junghans geärgert hatte und das im Netzwerk kund tat.
Mitte vergangener Woche hatte der 41-jährige Kochstedter, während er - wie so oft – am Kühnauer See auf der dem Dorf gegenüberliegenden Seite badete, eine Gruppe Kinder gesehen, die dort feierte. Am nächsten Tag war er ganz in der Nähe mit seiner dreijährigen Hündin Maja unterwegs und entdeckte eher zufällig die Hinterlassenschaften.
„Wir gehen immer unachtsamer mit unserer Umwelt um“, sagt Junghans zur Mitteldeutschen Zeitung, „Deshalb habe ich eigentlich immer mal eine Tüte dabei.“ Des Öfteren schon habe er hier und da mal etwas Müll aufgelesen und dann in öffentlichen Papierkörben entsorgt. Auch diesmal. „Da waren Glasflaschen und Blechdosen dabei, Plastelöffel“, zählt er auf. Einer aus der Partytruppe hatte sogar schon einen kompletten Beutel voller Müll zusammengesammelt, aber stehengelassen.
Tüte mit Müll vor der Kühnauer Rathaustür deponiert
Glas ist bei der gegenwärtig höchsten Waldbrandstufe hoch gefährlich, sagt Junghans. Kurzerhand sammelte er alles auf und brachte es auf die andere Seite. Eigentlich sei dort immer ein Mülleimer gewesen, aber der ist offensichtlich irgendwann abhandengekommen.
„Also wusste ich nicht wirklich wohin damit“, erklärt er, „und so habe ich den Müll zum Kühnauer Rathaus gebracht.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Rathaus allerdings geschlossen. In dem Moment entschied Junghans sich für den Facebook-Post.
„Gesucht werden die jungen Naturfreunde, welche an der großen Eiche im Naturschutzgebiet rund um den Kühnauer See den Sonnenuntergang und die schöne Natur genossen haben“, schrieb er und unter anderem, dass er „viel tolle Sachen“ gefunden habe. „Ich war mal so nett und habe alles zusammengesammelt und an der Kühnauer Rathaustür zur Abholung deponiert“, schrieb er adressiert an die jungen Verursacher. Ein paar Fotos, die er an Ort und Stelle gemacht hatte, fügte er hinzu.
Michael Junghans hätte diese „wilde Müllkippe“ auch dem Ordnungsamt melden können
„Ich hatte ja nicht die geringste Ahnung, was das für eine Reichweite bekommt“, zeigte sich Junghans in dieser Woche erstaunt. Der Post wurde bisher über 100 mal kommentiert und sogar mehr als doppelt so oft geteilt. „Ich denke mal Tausend Leute haben es bestimmt gesehen“, sagt Junghans.
Die meisten Kommentare waren ihm und seiner Aktion gegenüber positiv. Und tatsächlich hatten sich auch Eltern der betreffenden Kinder bei ihm gemeldet. Diese waren über den Beitrag freilich nicht besonders erfreut und bagatellisierten den Vorfall.
Tatsächlich hätte Junghans diese „wilde Müllkippe“ auch dem Ordnungsamt melden können. Solche Meldungen gehen auch in der Doppelstadt dort regelmäßig ein. „Das Ordnungsamt beauftragt dann den Stadtpflegebetrieb mit der Beseitigung des Mülls“, erklärt Ralf Schüler von der Pressestelle der Stadtverwaltung.
Kann der Verursacher nicht herausgefunden werden, kostet die Müllbeseitigung Steuergelder
Die Mitarbeiter, die sich dann auf den Weg machen, versuchen in jedem Falle den Verursacher zu identifizieren. „Dann wird der auch zur Kasse gebeten“, so Schüler. Kann der nicht herausgefunden werden, kostet die Müllbeseitigung Steuergelder.
In diesem Falle hatte Junghans eine sehr heiße Spur. Inmitten des Mülls war eben auch ein kleines Schriftstück, auf dem ein Name stand.
Junghans hegt nach wie vor die Hoffnung, dass sich vielleicht die Lehrerin der etwa 13- bis 14-Jährigen bei ihm meldet. Zur Kasse beten möchte er niemanden. „Man könnte ja aber mal gemeinsam Müll sammeln gehen.“ (mz)
